Autologe Zelltransplantation verhilft Kindern zu normaler kognitiver Entwicklung

Maria Weiß

Die Studie zeigt erste vielversprechende Erfahrungen mit der Verabreichung autologer Stamm- und Progenitorzellen zur Behandlung des Hurler-Syndrom. Die Studie zeigt erste vielversprechende Erfahrungen mit der Verabreichung autologer Stamm- und Progenitorzellen zur Behandlung des Hurler-Syndrom. © iStock/chemicalbilly

Eine neue Gentherapie mit autologen Stamm- und Progenitorzellen bringt Hoffnung für Kinder mit Hurler-Syndrom, einer der schwersten Formen der Mukopolysaccharidose.

Das Hurler-Syndrom ist die schwerste Form der Mukopolysaccharidose Typ 1 (MPS1). Die autosomal-rezessiv vererbte lysosomale Speicherkrankheit ist u.a. durch Herzerkrankungen, Skelettanomalien, kognitive Beeinträchtigungen und weitere Organmanifestation gekennzeichnet. Unbehandelt sterben die Kinder meist vor dem zehnten Lebensjahr.

Ursache des Hurler-Syndroms sind Mutationen im IDUA-Gen, die zum vollständigen Aktivitätsverlust der Alpha-L-Iduronidase und zur lysosomalen Speicherung von Glykosaminoglykanen führen. Das fehlende Enzym IDUA lässt sich zwar substituieren, durchdringt aber nicht die Bluthirnschranke. Der Enzymersatz ist somit nur eine Überbrückung bis zur definitiven Therapie, die im frühen Kindesalter erfolgen sollte. Diese bestand bisher aus einer allogenen Stammzelltransplantation (HSZT) mit all ihren Problemen und Risiken.

Von ersten und vielversprechenden Erfahrungen mit der Verabreichung autologer Stamm- und Progenitorzellen berichtet jetzt eine Arbeitsgruppe um Dr. Bernhard Gentner von der Vita-Salute San Raffaele University in Mailand. Die entnommenen Stammzellen wurden in vitro genetisch so verändert, dass sie supraphysiologische Mengen IDUA produzieren, und anschließend über einen lentoviralen Vektor zurückgegeben.

Acht Kinder (im Mittel 1,9 Jahre) ohne passenden Spender wurden auf diese Weise behandelt. Binnen eines Monats entwickelten sie supraphysiologische IDUA-Spiegel, die während der medianen Nachbeobachtungszeit von 2,1 Jahren aufrechterhalten wurden. Die Konzentration der Glykosaminoglykane (GAG) im Urin nahm ab und vier von fünf untersuchten Kindern zeigten nach zwölf Monaten normale Spiegel. Auch im Liquor ließ sich anders als vorher eine IDUA-Aktivität und eine verstärkte GAG-Clearance nachweisen. Die kognitive und motorische Entwicklung der Kinder war unauffällig, das Sicherheitsprofil günstig und mit dem anderer autologer Stammzelltransplantationen vergleichbar.

Bisher nie erreichte Enzymanstiege

Die Gentherapie mit autologen Stamm- und Progenitorzellen erbrachte in dieser Studie IDUA-Anstiege und GAG-Reduktionen, die mit der allogenen HSZT bisher nicht erreicht worden waren, unterstreichen Dr. Sandhya Kharbanda und Dr. Christopher Dvorak von der University of California in San Francisco in ihrem begleitenden Editorial. Bevor das Verfahren aber zum Standard wird, müssen noch viele Fragen zur Sicherheit und Langzeiteffektivität geklärt werden.

Quellen:
1. Gentner B et al. N Eng J Med 2021; 385: 1929-1940; DOI: 10.1056/NEJMoa2106596
2. Kharbanda S et al. N Eng J Med 2021; 385: 2003-2004; DOI: 10.1056/NEJMe2116020

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Die Studie zeigt erste vielversprechende Erfahrungen mit der Verabreichung autologer Stamm- und Progenitorzellen zur Behandlung des Hurler-Syndrom. Die Studie zeigt erste vielversprechende Erfahrungen mit der Verabreichung autologer Stamm- und Progenitorzellen zur Behandlung des Hurler-Syndrom. © iStock/chemicalbilly