Baby an Bord, CED-Therapie auch

Viszeralmedizin 2023 Friederike Klein

Eine gute Kontrolle der Darmerkrankung ist bei Schwangeren das A und O. Eine gute Kontrolle der Darmerkrankung ist bei Schwangeren das A und O. © standret – stock.adobe.com

Patientinnen mit CED sind häufig unsicher, ob sie überhaupt schwanger werden sollten und ob eine Therapie ihrer CED möglich ist, ohne dem Ungeborenen zu schaden. Dabei spricht nichts gegen eine Schwangerschaft in Remission, wenn weiter alles dafür getan wird, dass kein Schub auftritt.

Bei Patientinnen mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung gibt es heute meist keinen Grund mehr mehr, wegen der Erkrankung von einer Schwangerschaft abzuraten, betonte Prof. Dr. Axel­ Dignaß­, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Agaplesion Markus Krankenhaus in Frankfurt am Main. Die Fertilität von Frauen mit einer CED in Remission unterscheidet sich nicht von der von Gesunden. Schübe sowie Operationen (vor allem offene) und OP-Komplikationen können die Fertilität allerdings beeinträchtigen, sagte er. Eine Konzeption sollte also möglichst in Remission geplant werden. Ohne Schub ist der Schwangerschaftsverlauf sowohl bei Colitis ulcerosa als auch bei Morbus Crohn der Mutter nicht mit einer erhöhten Rate an Fehlbildungen, Frühgeburten oder Fehlgeburten assoziiert. Bei Eintreten der Schwangerschaft im Schub sind dagegen Früh- und Fehlgeburten häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.

Eine große Unsicherheit besteht hinsichtlich der Fortführung der Therapie – und zwar sowohl bei Patientinnen mit CED als auch bei einigen behandelnden Frauenärzten. Eine unbehandelte chronisch-entzündliche Darmerkrankung stellt in jedem Fall ein größeres Risiko für den Schwangerschaftsverlauf dar als eine adäquate Therapie, betonte Prof. Dignaß.

Die Standardtherapie kann meist fortgeführt werden

Nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung kann in der Regel die auch sonst übliche medikamentöse Standardtherapie bei CED eingesetzt werden. Gemäß der Leitlinie der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) sind Basismedikamente wie Sulfasalazin (plus Folsäuresupplementation), Mesalazin (5-ASA) oder Steroide nicht mit einem erhöhten Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen assoziiert. Allerdings kann es unter dieser Therapie zu einer Frühgeburt oder einem geringen Geburtsgewicht für das Gestationsalter kommen1. 5-ASA und Kortikosteroide eignen sich auch für die Therapie des akuten Schubs in der Schwangerschaft. Zum Erreichen oder Aufrechterhaltung einer Remission können auch Calcineurin-Inhibitoren, TNF-α-Antikörper, Thiopurine, Ustekinumab oder Vedolizumab eingesetzt werden. Kontraindiziert sind Methotrexat (MTX), Januskinase-Inhibitoren und S1P-Modulatoren (z.B. Ozanimod).

Für das Monitoring der CED-Therapie stehen in der Schwangerschaft Sonografie und Calprotectin-Messung zur Verfügung. Wegen der damit verbundenen Strahlenbelastung sollten Computertomografie und Röntgen unterbleiben. Eine MRT ohne Gadoliniumgabe kann im zweiten und dritten Trimenon erwogen werden.

Propofol in der niedrigsten wirksamen Dosis einsetzen

Die flexible Sigmoidoskopie stuft die ECCO in der Schwangerschaft als sicher ein, während die Indikationen zur Gastroskopie und Koloskopie streng gestellt werden sollten und einen erfahrenen Untersucher erfordern. Propofol sollte zur Sedierung in der niedrigsten wirksamen Dosis angewendet werden.

Das Stillen ist bei Frauen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ebenso zu empfehlen wie bei gesunden Müttern. Auch hier gelten Sulfasalazin, 5-ASA und Kortikosteroide als sicher für das Kind. Azathioprin und sein Abbauprodukt 6-Mercaptopurin (6-MP) gehen nur gering in die Muttermilch über und sind deshalb ebenfalls möglich.

Die Daten­lage für Antikörper ist unterschiedlich gut. Infliximab, Adalimumab, Certolizumab, Ustekinumab oder Vedolizumab werden aber nicht oder nur gering resorbiert und sind daher vermutlich sicher, meinte Prof. Dignaß. Kontraindiziert sind auch in der Stillzeit MTX, JAK-Inhibitoren und S1P-Modulatoren wie Ozanimod.

1.  Torres J et al. J Crohns Colitis 2023; 17: 1-27; DOI: 10.1093/ecco-jcc/jjac115

Kongressbericht: Viszeralmedizin 2023

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Eine gute Kontrolle der Darmerkrankung ist bei Schwangeren das A und O. Eine gute Kontrolle der Darmerkrankung ist bei Schwangeren das A und O. © standret – stock.adobe.com