Befundung von Hautbiopsien am PC fast so gut wie am Mikroskop

Dr. Elke Ruchalla

Das klassische Mikroskop bekommt Konkurrenz. Das klassische Mikroskop bekommt Konkurrenz. © fotolia/tilialucida

Radiologen schauen sich die Bilder schon lange nicht mehr am alten Leuchtkasten an, sondern bekommen vor ihrem Monitor viereckige Augen. Pathologen könnte bald Ähnliches passieren.

Gescannte histologische Schnitte am Computerbildschirm zu begutachten soll in der Dermatopathologie ähnliche Ergebnisse erbringen wie die traditionelle „analoge“ Untersuchung der Präparate unter dem Mikroskop. Experten fürchten aber, dass die digitale Methode bei der Interpretation von melanozytischen Läsionen unterlegen sein könnte.

Das Team um Dr. Tracy Onega vom Department of Medicine and Community and Family Medicine am Dartmouth Institute for Health Policy and Clinical Practice im US-amerikanischen Hanover hat beide Methoden verglichen. Dazu stellten zunächst 87 Pathologen anhand von 180 Hautbiopsien auf herkömmliche Art ihre Diagnose. Randomisiert und aufgeteilt in fünf Sets untersuchten sie jeweils 36 Biopsien von melanozytären Läsionen der MPATH-Dx-Klasse I (kein Risiko) bis V (invasives Melanom, Stadium ≥ T1b). Als Referenz diente der zuvor erstellte Befund erfahrener Dermatopathologen.

Nach achtmonatiger Pause wurden die Pathologen nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und befundeten erneut jeweils die gleichen Biopsien. Nun erhielt die eine Gruppe ihre Schnitte aber nicht wieder auf Objektträgern, sondern als digitalisierte Bilder der Biopsien.

Ergebnisse ließen sich gut reproduzieren

Die Auswertung ergab eine ähnliche diagnostische Genauigkeit beider Methoden. Ausnahme waren Melanome mit höherer Wahrscheinlichkeit für lokales Tumorwachstum (Klasse III), wie z.B. In-situ-Melanome oder dysplastische Naevi. Hier wurden bei der rein digitalen Begutachtung öfter Melanome als invasiv bewertet (11 % vs. 6 %). Durch die stark abweichenden Strategien und Outcomes könnte das durchaus klinisch relevant sein, so die Autoren. Die Diagnose eines Arztes für ein und dieselbe Biopsie änderte sich zwischen erstem und zweitem Befund allerdings nicht in klinisch relevantem Ausmaß.

Quelle: Onega T. JAMA Dermatol 2018; 154: 1159-1166

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