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Beginnende Hyperthyreose besonders im Alter gefährlich und therapiebedürftig

Knapp 14 % der Bevölkerung von Mecklenburg-Vorpommern leiden an einer subklinischen Hyperthyreose, wie die SHIP-Studie zeigte. Männer und Frauen sind etwa gleich häufig betroffen, wobei die Prävalenz einer TSH-Suppression < 0,3 mU/l mit dem Alter deutlich ansteigt und im Senium latente Hyperthyreosen dominieren. Die Betroffenen haben häufig atypische Symptome wie Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Schwäche oder eine depressive Stimmungslage.
Schon die leichte Hyperthyreose ist mit erheblichen Risiken verbunden, betonte der Endokrinologe Professor Dr. Matthias Schott vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Dazu gehört das vermehrte Auftreten von Vorhofflimmern. In einer Studie verdreifachte sich das relative Risiko bei einer vollständigen TSH-Suppression (< 0,1 mU/l). Lag der Wert zwischen 0,1 und 0,4 mU/l war es zwar geringer, aber immer noch signifikant erhöht. In einer anderen Arbeit entwickelten Patienten mit latenter Überfunktion ebenso häufig Vorhofflimmern wie solche mit manifester Hyperthyreose.
Leichte Überfunktion steigert das Sterberisiko
Eine Herzinsuffizienz trat in Studien ebenfalls häufiger auf, erklärte Prof. Schott. Besonders gefährdet seien Patienten mit TSH-Werten unter 0,1 mU/l. Laut einer Metaanalyse steigt auch das Risiko für Koronarereignisse (Hazard Ratio: 1,21). Eine sichere Evidenz für ein höheres Schlaganfallrisiko fand sich dagegen nicht.
Allerdings lässt eine beginnende Überfunktion bei Betroffenen offenbar auch die Gesamtmortalität zwar nur leicht, aber signifikant nach oben klettern. Der aktuellen Datenlage zufolge steigt das Risiko im Laufe des Lebens, sodass wahrscheinlich vor allem ältere Patienten von einer Therapie profitieren. Zusätzlich zeigen Frakturraten, dass bereits Patienten mit leichtgradiger TSH-Suppression im Vergleich zur normalen Schilddrüsenfunktion ein erhöhtes Osteoporose-Risiko tragen.
Jüngere mit TSH zwischen 0,1 und 0,39 mU/l nicht behandeln
Auf die Frage, welche Patienten behandelt werden sollten, gibt die Leitlinie der European Thyroid Association klare Empfehlungen – abhängig vom Suppressionsgrad.
- Bei TSH-Werten < 1 mU/l erhalten Ü65-Jährige auf jeden Fall eine Therapie. Auch bei Jüngeren sollte man eine Behandlung erwägen – je nach Symptomen, Begleiterkrankungen und Absprache mit dem Patienten.
Liegen die TSH-Werte zwischen 0,1 und 0,39 mU/l kann man eine Therapie bei Patienten über 65 vor allem dann in Betracht ziehen, wenn ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern, Osteoporose oder Herzerkrankungen besteht, ggf. auch bei hyperthyreosespezifischen Symptomen. Jüngere Patienten werden dagegen nicht behandelt
Therapeutisch gibt es drei Möglichkeiten: Pharmaka, Radiojodbehandlung und OP. Eine latente Überfunktion mit verstärkter Hormonbildung – z.B. durch Autonomien – lässt sich in der Regel mit niedrig dosiertem Thiamazol oder Carbimazol behandeln, die nur einmal täglich eingenommen werden müssen. Die Freisetzungshyperthyreose (z.B. Initialstadium der Hashimoto-Thyreoiditis) wird symptomatisch mit Betablockern behandelt. Alternativ kommt bei normaler bis mäßig vergrößerter Drüse ohne Karzinomverdacht eine Radiojodtherapie infrage. Eine OP wird eher selten gebraucht – z.B. bei kalten Knoten oder Weichteilkompression.
Quelle: 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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