
Alte Schilddrüse macht Ärger

Im Alter kann die Schilddrüse noch einmal so richtig einen drauf machen oder aber eher die Ohren anlegen. Sprich: Es kommt zu einer primären latenten bzw. manifesten Hyper- oder Hypothyreose, schreibt Privatdozent Dr. Alexander Iwen vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck. Im Alter, das bedeutet bei Patienten 65 Jahre oder älter.
Allerdings braucht man nicht bei jedem pathologischen Wert gleich zum Rezeptblock zu greifen. Handelt es sich beispielsweise um geringe fT3/4-Erhöhungen und fehlen klinische Symptome (Beispiele siehe Kasten) kann es vorerst reichen, nach einigen Wochen oder Monaten die Konzentrationen zu kontrollieren. Denn auch BMI und Tag-Nacht-Rhythmus beeinflussen die TSH-Werte. Zudem liegen die jeweiligen Normbereiche für fT3 und TSH im Alter ohnehin niedriger bzw. höher.
Schlecht für Herz und Hirn
- Vorhofflimmern
- kardiovaskulären Ereignissen
- ungewolltem Gewichtsverlust
- neurologisch-psychiatrischen Auffälligkeiten
- kognitiven Einschränkungen
Propylthiouracil als Alternative zu Thiamazol
Lokalen Knoten als Ursache einer autonomen Überfunktion oder den typischen Parenchymveränderungen bei einer Hashimoto-Erkrankung bzw. einer Autoimmunthyreoiditis kann man auch per Ultraschall auf die Spur kommen. Als letzter Schritt der funktionellen Diagnostik besteht bei der Hyperthyreose zudem die Option Szintigraphie. Dabei ist allerdings zu beachten, dass diese nicht direkt auf eine Jodgabe z.B. im Rahmen einer Kontrastmitteluntersuchung folgen sollte. Zur Therapie der manifesten Hyperthyreose (Unterscheidung siehe Tabelle) dienen in erster Linie Thyreostatika (Thiamazol/Carbimazol oder Propylthiouracil). Entwickelt der Patient unter Thiamazol schwere Nebenwirkungen wie Agranulozytose oder Leberfunktionsstörungen, wäre Propylthiouracil eine Alternative. Ein Wechsel auf Carbimazol, einer Vorstufe von Thiamazol, macht dagegen wenig Sinn. Achtung: Propylthiouracil benötigt etwa eine 20-fach höhere Dosis als Thiamazol – statt also 5 mg Thiamazol einmal täglich 50 mg Propylthiouracil zweimal täglich.Einordnung von Schilddrüsen-Dysfunktionen | |
---|---|
Klassifikation | Laborbefunde |
Hyperthyreose | |
latent | freies T3 und/oder T4 im Normbereich, TSH erniedrigt |
manifest | fT3/fT4 erhöht, TSH unterdrückt und nicht mehr nachweisbar |
Hypothyreose | |
latent | fT3/fT4 im Normbereich, TSH grenzwertig erhöht |
manifest | fT3-/ft4-Werte (zu) niedrig, TSH erhöht |
Thyroxinbehandlung mit 25 µg/d beginnen
Steigt das TSH über 10 mU/l, muss auch bei Älteren mit latenter Hypothyreose Thyroxin zum Einsatz kommen – vor allem bei höherem kardiovaskulärem Risiko. Generell dosiert man es vorsichtiger, beginnend mit 25 µg/d. Darunter kontrolliert man die Schilddrüsenwerte alle vier bis acht Wochen und steigert ggf. die Dosis. Ziel ist wiederum ein für die Altersgruppe normaler TSH-Bereich, eine Überdosierung ist dabei ebenso schädlich wie eine Unterdosierung. Auch wenn bisher ein festgelegter Zielbereich fehlt, rät der Experte TSH-Werte bis 7,0 mU/l anzustreben.Quelle: Iwen A „Schilddrüsenfunktionsstörungen im Alter“, Dtsch Med Wochenschr 2021; 146: 1298-1308; DOI: 10.1055/a-1239-3066 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).