Auf welche Warnhinweise sollte man in der täglichen Praxis achten?

Maria Weiß

Gut 25 % der Menschen mit Typ-1-Diabetes weisen Thyreosen auf. Gut 25 % der Menschen mit Typ-1-Diabetes weisen Thyreosen auf. © iStock/Rasi Bhadramani

Entwickeln Patienten mit bisher gut eingestelltem Diabetes plötzlich schwer nachvollziehbare Blutzuckerentgleisungen, sollte auch die Schilddrüse ins Visier genommen werden. Eine Endokrinologin gibt Tipps für die Diagnostik.

Die Prävalenz von Schilddrüsenfunktionsstörungen wie Hypo- und Hyperthyreose ist bei Menschen mit Typ-1 oder auch Typ-2-Diabetes deutlich erhöht, sagte Professor Dr. Petra Maria Schumm-Draeger, niedergelassene Endokrinologin und Diabetologin aus München. Nach einer norwegischen Kohortenstudie mit mehr als 34.000 Teilnehmenden haben etwa 17 % der Patienten mit Typ-1-Diabetes eine Hypothyreose und 10 % eine Hyperthyreose. Auch bei Typ-2-Diabetes liegen diese Raten mit 12 % und 6 % höher als in der Allgemeinbevölkerung.

Häufiger kommt es bei Patienten mit Diabetes zu einer Verzögerung der Diagnose, da die diabetesspezifische Klinik die Symptome von Über- und Unterfunktion maskieren kann. Darüber hinaus ist es möglich, dass Antidiabetika Schilddrüsenfunktionsparameter beeinflussen. Metformin kann z.B. die TSH-Spiegel reduzieren, Insulin die T4-Spiegel steigern und T3-Spiegel absenken.

Symptome bei älteren Patienten

Hyperthyreose
  • Gewichtsverlust
  • Belastungsdyspnoe
  • Tachykardien, Tachyarrythmien, Vorhofflimmern
  • Rasche Erschöpfbarkeit
  • Inappentenz
  • Depression, Apathie
  • Verwirrtheitszustände
Hypothyreose
  • Müdigkeit
  • Dyspnoe und A. pectoris
  • Schwäche
  • schlechte Merkfähigkeit
  • Kälteintoleranz
  • Depression
  • Anorexie

Eine zusätzliche Erhöhung des kardivaskulären Risikos

Vor allem bei älteren Menschen findet sich durch einen M. Basedow oder eine Schilddrüsenautonomie bedingte Hyperthyreose. Hinweisend können hier die Stoffwechselentgleisung bei bekanntem Diabetes, neu manifestierte kardiovaskuläre Erkrankungen bzw. Symptome oder eine Verschlechterung der Gesamtbefindlichkeit sein. Ältere Menschen mit Hyperthyreose haben häufiger eine Oligo- oder Monosymptomatik. Bei Diabetes führt die Hyperthyreose über zahlreiche Pathomechanismen zu einer verstärkten Glukoseintoleranz mit Stoffwechselentgleisungen. Hinzu kommt eine zusätzliche Erhöhung des kardiovaskulären Risikos. Prof. Schumm-Draeger empfahl daher, bei einer Struma nodosa die Diagnose einer Autonomie möglichst frühzeitig zu stellen anhand von Palpation, Labor, Sonographie und Szintigraphie. Auch ein TSH-Screening zum Nachweis einer subklinischen Hyperthyreose ist ratsam. Eine definitive Therapie der Autonomie durch Operation oder Radiojodtherapie kann auch bei noch kompensierter Autonomie und subklinischer Überfunktion in Erwägung gezogen werden. Auf jeden Fall sollte sie aber vor einer Jodkontamination – z.B. durch Kontrastmitteluntersuchungen oder Amiodaron-Therapie – erfolgen. An eine Hypothyreose – meist bedingt durch eine Autoimmunthyreoiditis– sollte man bei Diabetes­patienten vor allem dann denken, wenn plötzlich vermehrt Hypoglykämien auftreten. Insbesondere Patienten mit Typ-1-Diabetes sind durch eine Hashimoto-Thyreo­iditis gefährdet. Die Endokrinologin empfahl hier jährliche Überprüfungen von TSH-Werten und TPO-Antikörpern. Auch die Möglichkeit eines polyglandulären Autoimmun-Syndroms (PAS) sollte in Betracht gezogen werden. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sind unklare Stoffwechselentgleisungen und neu aufgetretene Befindlichkeitsstörungen Warnhinweise, die für das Einleiten weiterer diagnostischer Schritte sprechen.

Quelle: Diabetes Herbsttagung 2021

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Gut 25 % der Menschen mit Typ-1-Diabetes weisen Thyreosen auf. Gut 25 % der Menschen mit Typ-1-Diabetes weisen Thyreosen auf. © iStock/Rasi Bhadramani