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Hyperthyreose: TSH normalisieren senkt das Frakturrisiko postmenopausaler Frauen

Schilddrüsenhormone beeinflussen den Knochenauf- und -abbau während des gesamten Lebens, schreiben Dr. Elena Tsourdi vom Universitätsklinikum Dresden und Kollegen. So führt eine unerkannte Hypothyreose in der Kindheit zu einer verlangsamten Knochenreifung mit Wachstumsverzögerung bzw. -stillstand. Die Substitution von Levothyroxin (T4) hilft den Knochen wieder „auf die Sprünge“ – bei rechtzeitiger Intervention in der Regel ohne Spätfolgen.
Auch eine unerkannte Hyperthyreose hat bei Kindern langfristig einen Minderwuchs zur Folge. Zwar wachsen die jungen Patienten anfangs sogar überdurchschnittlich schnell, doch die vorzeitige Fusion der Wachstumsplatten sorgt für einen frühzeitigen Wachstumsstopp. Auch hier kann eine rechtzeitige Behandlung der Hyperthyreose Schlimmeres verhindern, so die Endokrinologen.
Bei Erwachsenen geht eine manifeste Hypothyreose mit erniedrigten Raten bei Knochenbildung und Knochenresorption einher und verstärkt dadurch die Mineralisation. Inwieweit das klinische Folgen hat, ist bisher allerdings in keiner prospektiven Studie untersucht, einzelne retrospektive Untersuchungen berichten über ein erhöhtes Frakturrisiko.
Knochenmasse nimmt pro Umbauzyklus um 10 % ab
Inkonsistent ist die Datenlage bisher auch zur latenten Hypothyreose mit normalen Schilddrüsenhormonkonzentrationen bei erhöhten TSH-Spiegeln. Eine Metaanalyse mit knapp 70 000 Probanden aus 13 prospektiven Kohortenstudien ergab keinen Zusammenhang zwischen latenter Hypothyreose und erhöhtem Frakturrisiko, in einer anderen Metaanalyse wurde dagegen eine Assoziationen zwischen den beiden Parametern errechnet. Der Grund für die erhöhte Frakturrate lag aber wohl weniger in einer verringerten Knochenmineraldichte, vielmehr stürzten die hypothyreoten Personen häufiger.
Etwas eindeutiger sieht es bei der Hyperthyreose aus. Pathophysiologisch resultiert die Überstimulation der Schilddrüsenhormon-Rezeptoren von Chondrozyten, Osteoklasten und Osteoblasten in einem beschleunigten Knochenumsatz mit Halbierung des regulären Knochenumbauzyklus und einem damit einhergehenden Knochenverlust von etwa 10 % pro Zyklus. Die Folge ist eine sekundäre Osteoporose mit einem etwa vierfach erhöhten Risiko für Hüft- und Wirbelkörperfrakturen. Insbesondere bei hyperthyreoten postmenopausalen Frauen führt ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen im Blut nicht selten zu einer klinisch relevanten Osteoporose mit erhöhtem Knochenmineralverlust und Frakturrisiko.
Assoziiert ist die Hyperthyreose oftmals mit erhöhten Werten von Markern des Knochenumbaus und des Mineralstoffwechsels. Solche Normwertüberschreitungen z.B. von alkalischer Phosphatase, Osteocalcin und Osteoprotegerin können auch noch Monate nach dem Beginn einer Hyperthyreosetherapie erhalten bleiben, erklären die Endokrinologen. Laut einer Metaanalyse erreicht die Knochenmineraldichte etwa ein bis vier Jahre nach Behandlungsbeginn wieder Normalwerte, in einer anderen Studie stellte sich allerdings keine vollständige Erholung der ehemals hyperthyreoten Patienten ein.
Vitamin-D-Substitution und Bisphosphonate in Einzelfällen
Eine latente Hyperthyreose mit normalen Schilddrüsenhormonwerten bei sehr niedrigen TSH-Spiegeln scheint vor allem bei Frauen nach der Menopause ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Frakturen einherzugehen. Auch eine adjuvante thyreosuppressive Therapie bei postmenopausalen Frauen nach Schilddrüsenkarzinom kann die Frakturrate erhöhen. Bei zusätzlichen Risiken für Knochenbrüche sollte besonders auf eine ausgewogene „knochengesunde“ Ernährung geachtet werden. Eine zusätzliche Vitamin-D-Substitution und die Gabe von Bisphosphonaten sind im Einzelfall ebenfalls sinnvoll.
Quelle: Tsourdi E et al. Internist 2018; 59: 661-667
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