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Schilddrüsenkrebs im Blut finden: Die neuen Calcitonin-Assays sind einfacher und zuverlässiger

Nur 3–5 % der malignen Schilddrüsentumoren fallen auf das medulläre Karzinom zurück. Vermutlich einer der Gründe, weshalb Ärzte mit diagnostischen Unsicherheiten beim Calcitoninscreening zu kämpfen haben. Ist der Spiegel des spezifischen Tumormarkers nur leicht erhöht, wie es bspw. altersabhängig bei Kindern vorkommt, scheut mancher Kollege den Aufwand der Stimulationstests.
Mittlerweile stehen neue vollautomatische Assays zur Verfügung, sogenannte Chemilumineszenz-Immunoassays. Gegenüber den bisherigen Verfahren bieten sie zwei große Vorteile:
- Sie erlauben, die physiologisch ohnehin niedrigen Calcitoninspiegel auch im niedrigen Bereich zuverlässig zu messen und
- eine geschlechtsspezifische Erfassung des oberen Referenzbereichs.
Unspezifisch erhöhte Werte des Schilddrüsenhormons, etwa bei Hashimoto-Thyreoiditis, Niereninsuffizienz oder PPI-Einnahme, spielen so kaum noch eine Rolle. Auch auf Stimulationstests mit Pentagastrin oder Kalzium kann weitgehend verzichtet werden, schreiben Professor Dr. Karin Frank-Raue von der endokrinologisch-nuklearmedizinischen Praxis Heidelberg und ihre Kollegen. Sie bringen keine höhere Sicherheit.
Gute Balance zwischen Überdiagnose und Übersehen
Dank der neuen Assays können Ärzte besser beurteilen, wann die Indikation zur Operation zu stellen ist. Nämlich dann, wenn das basale Calcitonin bei Frauen mit Struma nodosa einen Wert von 30 pg/ml übersteigt. Für Männer zählt die Grenze von 60 pg/ml. Nach Ansicht der Autoren gelingt damit eine gute Balance zwischen zu fixem Schnippeln und Übersehen früher Karzinome.
Calcitoninwerte im Graubereich von 20–30 pg/ml bei Frauen und 30–60 pg/ml bei Männern sollten Kollegen im Abstand von drei bis sechs Monaten kontrollieren. Dabei gilt wiederum: Wird die Grenze überschritten, geht’s in den OP. Eile sei jedoch nicht geboten, mahnen die Autoren. Auch bei Calcitoninspiegeln von bis zu 100 pg/ml führen chirurgische Maßnahmen nahezu immer zur Heilung.
Ein Viertel der Patienten mit medullärem Schilddrüsenkarzinom leidet an einer hereditären Variante, bei der eine multiple endokrine Neoplasie vom Typ 2 und eine Keimbahnmutation des RET-Protoonkogens vorliegen.
Vor der OP Nebenniere und Nebenschilddrüse checken
Deshalb sollte bei der Diagnose eine molekulargenetische Abklärung erfolgen. Prof. Frank-Raue und Kollegen empfehlen zudem, vor der Thyreoidektomie ein Phäochromozytom und einen primären Hyperparathyreoidismus auszuschließen. Den optimalen Zeitpunkt zur prophylaktischen Entfernung der Schilddrüse gibt das Aggressionspotenzial der RET-Mutation vor. Und der Calcitoninspiegel.
Quelle: Frank-Raue K et al. Dtsch Med Wochenschr 2018; 143: 1065-1069
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