Benignes Prostatasyndrom: Richtige Medikamentenwahl rettet das Liebesleben

Dr. Dorothea Ranft

Geht Mann das benigne Prostatasyndrom medikamentös an, so bleibt die Sexualität häufig auf der Strecke. Geht Mann das benigne Prostatasyndrom medikamentös an, so bleibt die Sexualität häufig auf der Strecke. © fotolia/diy13

Je nach Wirkstoff kann die Behandlung des benignen Prostatasyndroms Libido, Erektion und Ejakulation positiv oder negativ beeinflussen. Diese Nebeneffekte gilt es vor allem bei Kombinationstherapien zu beachten.

Mehr als die Hälfte der Patienten mit benignem Prostatasyndrom (BPS) hat Erektionsstörungen, zwei Drittel berichten über Probleme mit der Ejakulation (verringertes Volumen, Anejakula­tion) und ein Drittel klagt über Libidoverlust. Deshalb sollte man Prostatapatienten gezielt nach sexuellem Interesse, Aktivität und etwaigen Störungen fragen. Schließlich haben die zur Verfügung stehenden Medikamente einen sehr unterschiedlichen Einfluss auf die Sexualität. So kann man Beeinträchtigungen mit dem Rezeptblock verbessern, aber eventuell auch verschlimmern.

Zur medikamentösen Behandlung des BPS werden inzwischen zahlreiche Substanzklassen eingesetzt, das Spektrum reicht von Phytotherapeutika über α1-Blocker, 5α-Reduktasehemmer und Muskarinrezeptorantagonisten bis zu den Phosphodiesterase(PDE)-5-Inhibitoren. Neben der Monotherapie sind auch Kombinationsbehandlungen möglich. Um den Einfluss auf die Sexualfunktion genauer zu erfassen, unternahmen Professor Dr. Dr. Thomas­ Bschleipfer­, Urologe am Klinikum Weiden, und Dr. Martin­ Burkart­, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Ettlingen, eine umfangreiche Literaturrecherche.

Eine gemeinsame Bewertung aller pflanzlichen Prostatamedikamente war wegen der darin enthaltenen unterschiedlichen Wirkstoffe nicht möglich. Außerdem gibt es für Phytosterol und für Extrakte von Brennnesselwurzel, Kürbissamen und Roggenpollen bisher keine klinischen Studien zu den Auswirkungen einer Monotherapie auf die Sexualfunktion. Die Autoren wählten für ihre Analyse deshalb Extrakte aus den Früchten der Sägepalme (Serenoa repens), die besser untersucht sind und häufig zur BPS-Therapie eingesetzt werden.

Finasterid verdreifacht das Ejakulationsstörungsrisiko

Unter der Behandlung mit Sägepalmenextrakten wurde eine begrenzte Verbesserung der Erektionsfunktion beschrieben, insbesondere aber keine Verschlechterung der Sexualfunktion beobachtet. Auch die europäische Zulassungsbehörde konstatiert in ihrer aktuellen Bewertung keine sexuellen Nebenwirkungen für Extrakte aus Sägepalmenfrüchten. Unter einer fixen Kombination von Serenoa-repens- und Brennnesselwurzel-Extrakt traten ebenfalls unerwünschte Ereignisse nicht häufiger auf als unter Placebo.

Zu den chemisch definierten Prostatamedikamenten zählen α1-Blocker wie Alfuzosin, Doxazosin, Silodosin und Terazosin. Sie sind in ihrer Wirksamkeit vergleichbar, unterscheiden sich aber im Nebenwirkungsprofil. Bezüglich sexueller Störungen gilt, dass α1-Blocker keinen relevanten Effekt auf Libido, Orgasmusfähigkeit und erektile Funktion haben. Reversible Ejakulationsstörungen treten substanzabhängig bei bis zu 70 % der damit behandelten Patienten auf. Das Risiko für Ejakulationsstörungen besteht vor allem bei den hoch selektiven Wirkstoffen Silodosin und – weniger ausgeprägt – mit Tamsulosin (30 %). Bei Doxazosin, Terazosin und Alfuzosin ist es unerheblich (0–3 %).

Gründlich untersucht sind zudem die sexuellen Nebenwirkungen von 5α-Reduktasehemmern. Demnach können sich Erektionsfähigkeit, Libido und Ejakulation unter Finasterid und Dutasterid verschlechtern. Das Risiko für eine neu aufgetretene erektile Dysfunktion und eine Libidostörung ist in Metaanalysen um 50 % erhöht, die Wahrscheinlichkeit einer Ejakulationsstörung ist verdreifacht. Die Orgasmusfähigkeit wird meist nicht beeinträchtigt, Gynäkomastien treten selten auf.

Entwarnung gibt es für Muskarinrezeptor-Antagonisten wie Fesoterodin. Sie haben keinen Einfluss auf die Sexualfunktion. Zu Nebenwirkungen wie der erektilen Dysfunktion kommt es nicht häufiger als unter Placebo.

Vorsicht mit Kombitherapien

Für PDE-5-Inhibitoren wie Tadalafil konnte gezeigt werden, dass sie die erektile Funktion verbessern. Allerdings erleben nur 40 % der Patienten positive Effekte auf die Ejakulations- und Orgasmushäufigkeit, immerhin 60 % sind zufriedener mit ihrem Sexleben.

Der verbesserte Effekt auf BPS-Symptomatik und Krankheitsprogression spricht für den kombinierten Einsatz von α1-Blocker und 5α-Reduktasehemmer. Allerdings führt die duale Behandlung auch zu deutlich mehr sexuellen Funktionseinschränkungen im Vergleich zur Monotherapie mit einem α1-Blocker, geben die Autoren zu bedenken.

Die Kombination aus α1-Blocker und PDE-5-Hemmer bessert die Erektionsfähigkeit stärker als ein α1-Blocker allein. Da die Datenlage begrenzt ist und noch keine Langzeitdaten existieren, sollte die Kombi derzeit nicht außerhalb von kontrollierten klinischen Studien eingesetzt werden.

Quelle: Bschleipfer T, Burkart M. Urologe 2018; 57: 1464-1471

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