CAR-T-Zellen beim DLBCL: Reif für die Zulassung?

Friederike Klein

Eindrucksvolle Chimären: Die CAR-T-Zellen sind so effektiv, dass Strategien gegen das Auftreten von Zytokin-Freisetzungs-Syndromen benötigt werden. Eindrucksvolle Chimären: Die CAR-T-Zellen sind so effektiv, dass Strategien gegen das Auftreten von Zytokin-Freisetzungs-Syndromen benötigt werden. © iStock/Grafissimo

Genetisch veränderte autologe T-Zellen sollen das eigene Immunsystem auf Tumorzellen scharf stellen. Dazu werden sie mit chimären Antigenrezeptoren bestückt. Häufig können so bei zuvor ausbehandelten Patienten erstaunliche Ansprechraten erzielt werden.

Das gilt z.B. beim rezidivierten oder refraktären diffus-großzelligen B-Zell-Lymphom (DLBCL), wie eine geplante Interims- analyse der zulassungsrelevanten JULIET-Studie zeigte, die Professor Dr. Gilles Salles von der Universität in Lyon beim 22. EHA-Kongress vorstellte.1

Im Rahmen der Studie erhielten bislang 85 Patienten an 27 Studienzentren weltweit industriell hergestellte, gegen das Antigen CD19 von malignen B-Zellen gerichtete, autologe CAR-T-Zellen als Infusion. Die Patienten hatten alle trotz mindestens zwei vorangegangener Therapielinien eine fortschreitende Erkrankung oder konnten keine autologe Stammzelltransplantation (autoSCT) erhalten.

Primärer Endpunkt bereits erreicht

Wie Prof. Salles berichtete, hat die Studie bereits den primären Endpunkt erreicht:

  • Ein bestes Ansprechen zeigten 59 % der Patienten, davon 43 % ein komplettes Ansprechen (CR) und 16 % ein partielles Ansprechen (PR). 
  • Drei Monate nach Infusion lagen die entsprechenden Raten bei jeweils bei 37 %. 
  • Ein Ansprechen mit einer CR oder PR nach drei Monaten hielt auch über sechs Monate an. 
  • Das geschätzte rezidivfreie Überleben lag nach sechs Monaten bei 79 %. 
  • Die CTL019-Zellen waren bis zu ein Jahr lang nachweisbar.

Keine therapieabhängigen Todesfälle

57 % der Patienten entwickelten ein Zytokin-Freisetzungs-Syndrom (CRS), das aber nur bei 17 % einen Grad 3 und bei 9 % einen Grad 4 erreichte. Die Rate von Infektionen des Grads 3 lag bei 12, die des Grads 4 bei 1 %. Neurologische Ereignisse dieser Schwere traten bei 9 % (Grad 3) und 4 % (Grad 4) auf, febrile Neutropenien bei 13 und 1 % und ein Tumorlysesyndrom nur in einem Fall (Grad 3). Todesfälle in Zusammenhang mit der CTL01-Therapie wurden nicht verzeichnet, betonte Prof. Salles. Es komme auf gut geschultes Personal an, dann seien die Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapie zu beherrschen.

Industrielle Produktion zunächst schleppend

Der industrielle Produktionsprozess der CAR-T-Zellen war allerdings das Nadelöhr der Studie: Weil andere Studien parallel liefen, kam die zentrale Produktionsstätte zunächst nicht nach. Es gab längere Wartezeiten zwischen T-Zell-Entnahme und Infusion der genetisch veränderten CAR-T-Zellen. Deshalb war die Zahl der Patienten, die vor Erhalt der CAR-T-Zell-Infusion die Studie abbrachen, mit 43 von ursprünglich 141 rekrutierten Patienten relativ hoch. 28 davon waren progredient, 14 vor Infusion verstorben. Inzwischen sei der Produktionsprozess aber verbessert, betonte Prof. Salles. Die Zeit bis zur Infusion habe sich deutlich verkürzt und die Effektivität der CAR-T-Zell-Produktion sei auf 97 % ausreichend guter Infusionsprodukte gestiegen.

1. Schuster SJ et al., 22. EHA-Kongress 2017; Abstract LB2604.

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