
Chronisch müde heißt nicht gleich Fatigue

Die Beschwerden eines chronischen Müdigkeits- oder Erschöpfungssyndroms (Chronic Fatigue Syndrome, CFS) überlappen mit denen von Depressionen und somatoformen Störungen. Dies ist einer der Gründe, warum epidemiologische Angaben zum CFS schwanken, die Prävalenz liegt geschätzt unter 1 %. Die Pathogenese ist unklar, es fehlt bei bildgebenden Befunden an Entitäts-Exklusivität, bemängelt Professor Dr. Jens D. Rollnik vom Institut für neurorehabilitative Forschung der BDH-Klinik in Hessisch Oldendorf. Ein weiteres Manko: Es gibt keine schlüssigen Hinweise auf eine infektiologische, immunologische, genetische oder andersgeartete spezifische Ursache.
Schon den TSH-Wert bestimmen lassen?
Das CFS kann zwar unter der Ziffer G93.3 ICD-10-kodiert werden, allerdings fehlt eine einheitliche und verbindliche Darstellung der diagnostischen Kriterien, beklagt der Neurologe. Das stellt Kollegen vor erhebliche Herausforderungen. Diagnosekriterien finden sich u.a. in den 2011 publizierten „International Consensus Criteria“ oder den 2015 publizierten Kriterien des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM, s. Tabelle). Differenzialdiagnostisch kommen vor allem psychiatrische Erkrankungen in Betracht, insbesondere Depressionen und somatoforme Störungen. Nach den Kriterien des „Center for Disease Control and Prevention“ sollten jedoch auch maligne und hepatische Erkrankungen sowie Hypothyreose, Anorexia nervosa, Bulimie, Adipositas oder Substanzmissbrauch ausgeschlossen werden.
Diagnosekriterien des Chronic Fatigue Syndrome | |
---|---|
Hauptkriterien (müssen alle erfüllt sein) |
|
Nebenkriterien (mind. ein Kriterium) |
|
Ausschlusskriterien | Differenzialdiagnosen nach gründlicher Anamnese und körperlicher Untersuchung |
Ärzte müssen umdenken
Aufgrund der Diagnoseüberlappungen erstaunt es nicht, dass Antidepressiva CFS-Symptome lindern. Eine lebensbedrohliche Immuntherapie, wie sie CFS-Patienten in Studien erhielten, verurteilt der Neurologe als nicht tragbar. Erst müsse eine bessere Evidenz für eine neuroinflammatorische Genese geschaffen werden. Kognitive Verhaltenstherapie scheint vor allem bei Kindern und Jugendlichen wirksam zu sein.Zu schlapp zum Arbeiten
Rollnik JD. Fortschr Neurol Psychiatr 2017; 85: 79–85
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).