Chronisch spontane Urtikaria mit 7C diagnostizieren

Birgit Maronde

Bei der Diagnose der chronisch spontanen Urtikaria gilt: Fragen, fragen, fragen und Patientenbilder auf dem Smartphone angucken. Bei der Diagnose der chronisch spontanen Urtikaria gilt: Fragen, fragen, fragen und Patientenbilder auf dem Smartphone angucken. © iStock/Ivan-balvan

Für die Diagnostik der chronischen spontanen Urtikaria haben Experten eine neue Strategie entwickelt. Sie fußt u.a. auf sieben „C“.

Die Diagnostik der chronischen spontanen Urtikaria (CSU) wird künftig wohl deutlich weiter gefasst werden als es die derzeit aktuelle Leitlinie vorsieht. Auf der Konsensuskonferenz ­URTICARIA 2020 hat man beschlossen, dass man die Patienten auf sieben „C“ untersuchen soll, erklärte Professor Dr. Marcus­ Maurer­ vom Allergie-Centrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin:

  • Confirm: Liegt überhaupt eine chronische spontane Urtikaria vor, und wenn ja, welche Form
  • Cause: Ist die CSU autoallergisch und/oder autoimmun bedingt oder trifft keines von beidem zu?
  • Comorbidities: Gibt es Begleit­erkrankungen? Welche?
  • Consequences: Liegen Folgeerkrankungen bzw. Beeinträchtigungen vor (bzgl. Schlaf, Distress, sexuelle Gesundheit u.a.)?
  • Cofactors: Welche (vermeidbaren) Trigger gibt es? Zu denken ist an Infekte, Stress, ASS und auch Pfeffer, wie eine Studie kürzlich zeigte.
  • Components: Hat man Prädiktoren bzw. Biomarker für den Verlauf?
  • Course: Wie verändern sich Krankheitsaktivität (Urtikaria-Aktivitätsscore), Lebensqualität (CU-Q2oL) und Krankheitskontrolle (Urtikaria-Kontrolltest)?

Im Prinzip wird der diagnostische Ansatz gleich bleiben, die Anamnese steht weiterhin im Vordergrund. Konkret heißt das, fragen, fragen, fragen und Bilder des Patienten auf dem Smartphone angucken, verdeutlichte Prof. Maurer. Ergibt sich dabei der Verdacht auf eine (therapieresistente) chronische spontane Urtikaria, erfolgen Tests, um zwischen der autoimmun und der autoallergisch bedingten Form zu unterscheiden.

Allerdings ist das Angebot an Tests mittlerweile sehr groß und längst nicht alle Verfahren sind für die tägliche Praxis geeignet. Prof. Maurer empfahl daher nur drei: Basophilentest, Gesamt-IgE und Anti-TPO, wobei alle auf die autoimmune CSU zielen. Die autoallergische ist nach wie vor eine Ausschlussdiagnose.

Auf die schwierige Therapie vorbereitet sein

„Basophilentest is best!“, sagte Prof. Maurer. Man messe damit genau das, was an den Mastzellen passiere. Hat man ihn zur Verfügung, sollte man ihn insbesondere bei therapieresistenten Patienten einsetzen. Als zweitbeste Alternativen kommen Anti-TPO und IgE ins Spiel. Bei erhöhtem IgG-anti-TPO plus niedrigem Gesamt-IgE kann man relativ sicher sein, dass eine autoimmune CSU vorliegt.

Eine direkte therapeutische Konsequenz hat die Unterscheidung auto­immun/autoallergisch zwar nicht, man bekomme aber eine Idee, was bei dem Patienten tatsächlich passiere, sagte Prof. Maurer. Patienten mit autoimmuner CSU haben häufig weitere Autoimmunerkrankungen, Marker von Autoimmunität (z.B. ANA) und erhöhte Entzündungszeichen. Sie sprechen nicht gut auf Antihistaminika und vergleichsweise langsam und weniger auf Omalizumab an. Immunsuppressiva sind bei ihnen dagegen hoch wirksam. Das bedeutet aber nicht, dass man die Patienten gleich auf diese Substanzen einstellen soll. „Nein, die kommen am Schluss“, betonte Prof. Maurer. Aber man müsse auf die schwierige Therapie eingestellt sein und könne dadurch die Patienten besser führen.

Quelle: 11. Allergologie-Update-Seminar*

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Bei der Diagnose der chronisch spontanen Urtikaria gilt: Fragen, fragen, fragen und Patientenbilder auf dem Smartphone angucken. Bei der Diagnose der chronisch spontanen Urtikaria gilt: Fragen, fragen, fragen und Patientenbilder auf dem Smartphone angucken. © iStock/Ivan-balvan