Ciltacabtagen-Autoleucel umso wirksamer, je früher die Anwendung erfolgt

EBMT 2025 Josef Gulden

Eine CAR-T-Zell-Therapie kann beim Multiplem Myelom das Überleben der Patient:innen deutlich verlängern. Eine CAR-T-Zell-Therapie kann beim Multiplem Myelom das Überleben der Patient:innen deutlich verlängern. © Worranan – stock.adobe.com

Die CAR-T-Zell-Therapie mit Ciltacabtagen-Autoleucel kann offenbar das Gesamtüberleben von Patient:innen mit r/r Multiplem Myelom verlängern. 

Eine einzelne Infusion Cilta-cabtagen-Autoleucel (Cilta-cel) hatte in der Phase-3-Studie CARTITUDE-4 das Risiko für Progression oder Tod bei Patient:innen mit Multiplem Myelom und bis zu drei Vorbehandlungen gegenüber einer Standardtherapie um drei Viertel reduziert. Die Substanz ist bereits für Erkrankte nach drei Therapielinien zugelassen. Prof. Dr. Dr. Maria-Victoria Mateos von der Universität Salamanca präsentierte erste Daten zum Gesamtüberleben nach median 33,6 Monaten Follow-up.1

Die 30-Monats-OS-Werte betrugen in Prüfarm vs. Kontrolle 76,4 % vs. 63,8 % (HR 0,55; 95%-KI 0,39–0,79; p = 0,0009). Das galt im Wesentlichen für alle untersuchten Subgruppen. Cilta-cel sei damit die erste CAR-T-Zell-Therapie, die einen OS-Vorteil beim Multiplen Myelom erzielt hat, betonte Prof. Mateos. Das progressionsfreie Überleben nach 30 Monaten erreichte 59,4 % versus 25,7 % (HR 0,29; 95%-KI 0,22–0,39; p < 0,0001). Das mediane PFS wurde im Prüfarm noch nicht erreicht.

Ein Vergleich mit einer weiteren Cilta-cel-Studie belegte außerdem, dass ein früherer Einsatz mit deutlich besseren Überlebensergebnissen assoziiert ist: In CARTITUDE-1, wo nur triple-refraktäre Patient:innen behandelt worden waren, betrug die 30-Monats-OS-Rate 68 %; in der gegenwärtigen Studie, in der die Erkrankten zwingend nur gegen Lenalidomid refraktär sein mussten, waren es in der Gruppe der behandelten Teilnehmenden hingegen 84,3 %. Ähnliches galt für das PFS (54,2 % vs. 68,4 %).

Die Gesamtansprechraten betrugen 84,6 % versus 67,3 %, davon hatten 76,9 % vs. 24,2 % mindestens eine Komplettremission erreicht. 89 % vs. 37,9 % wiesen keine minimale Resterkrankung mehr auf. Auch bei der Dauer des Ansprechens und der Zeit bis zur Verschlechterung der Symptomatik war Cilta-cel dem Standard signifikant überlegen.

Therapiebedingte Infektionen entwickelten 63,5 % unter Cilta-cel und 76,4 % in der Kontrolle, davon 28,4 % bzw. 29,8 % vom Grad 3/4. Sieben Patient:innen im Prüfarm erkrankten im Verlauf an hämatologischen Zweittumoren: Vier myelodysplastische Syndrome, von denen zwei zur akuten myeloischen Leukämie (AML) fortschritten, eine AML und zwei periphere T-Zell-Lymphome. In der Kontrollgruppe wurde lediglich in einem Fall ein EBV-assoziiertes Lymphom registriert. 50 bzw. 82 Personen starben, davon 21 bzw. 51 an der Progression ihres Myeloms. 

Studiendesign CARTITUDE-4

419 Patient:innen mit rezidiviertem oder refraktärem (r/r) Myelom erhielten entweder Cilta-cel oder eine Standardtherapie, bestehend aus Pomalidomid/Bortezomib/Dexamethason (PVd) oder Daratumumab/Pomalidomid/Dexamethason (DPd). Nach der Apherese und vor der CAR-T-Zell-Behandlung hatten die Erkrankten im Prüfarm eine Bridging-Therapie mit einem der beiden Standardtripletts und eine Lymphodepletion erhalten. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben.

Cilta-cel führt zu anhaltenden MRD-negativen Remissionen

Detaillierter auf die Qualität der Remissionen in CARTITUDE-4 ging Prof. Dr. Michele Cavo von der Universität Bologna ein:2 Zum Zeitpunkt der zweiten Auswertung waren 145 Patient:innen im Cilta-cel- und 103 im Kontrollarm für die minimale Resterkrankung (MRD) ausgewertet worden (Sensitivität 10-5). 

Mit der CAR-T-Zell-Therapie war es mehr als dreimal so wahrscheinlich, zu irgendeinem Zeitpunkt eine MRD-Negativität zu erreichen, wie mit dem Standard (ITT: OR 7,6; auswertbare Personen: OR 13,3; p < 0,0001); 69 % der auswertbaren Patient:innen wurden im Prüfarm zu Tag 56 MRD-negativ (ITT: 48 %). Der Anteil erhöhte sich sechs Monate nach der Infusion auf 86 % (ITT: 60 %). 

Mehr Teilnehmende erzielten mit der CAR-T-Zell-Therapie eine MRD-negative ≥ CR, die mindestens zwölf Monate anhielt (52 % vs. 10 % mit SOC). In dieser Gruppe betrug die 30-Monats-PFS-Rate unter Cilta-cel 93,2 % vs. 46,8 % bei den MRD-postiven/nicht auswertbaren Personen. Die OS-Raten nach 30 Monaten beliefen sich auf 97,3 % vs. 64,6 %. Eine anhaltende MRD-negative CR ist laut Prof. Cavo damit ein wichtiger prognostischer Parameter bei der Therapie des Myeloms mit Cilta-cel.

Unterschiede zwischen zwei CAR-T-Zell-Therapien geprüft

Es gibt mit Idecabtagene-Vicleucel (Ide-cel) ein weiteres CAR-T-Zell-Präparat zur Therapie des rezidivierten oder refraktären Myeloms. Um neben den Studiendaten, die an jeweils stark selektierten Kollektiven erhoben wurden, auch etwas über die Alltags-Brauchbarkeit beider Therapien herauszufinden, analysierten Dr. Nico Gagelmann, UKE Hamburg, und Kolleg:innen Daten aus dem Deutschen Register für hämatopoetische Stammzelltransplantation und Zelltherapie.3 266 Personen waren mit Ide-cel und 77 mit Cilta-cel behandelt worden.

Letzteres konnte dabei das Ansprechen nach einer CAR-T-Zell-Therapie vertiefen, egal, was zuvor eingesetzt worden war, erläuterte Dr. Gagelmann. Das übersetzte sich in eine bessere Rate von PFS und OS unter Cilta-cel vs. Ide-cel. Patient:innen mit einer CR hatten die beste Prognose, egal, welche CAR-T-Zell-Therapie sie bekommen hatten. Das Ansprechen vor der zellulären Behandlung sei entscheidend, so der Referent.

Eine multivariate Analyse ergab Cilta-cel als unabhängigen Faktor, der mit einem verlängerten PFS einherging (HR 0,28). Auch der Remissionsstatus vor der Zelltherapie erwies sich als einer der wichtigsten Prädiktoren für die Prognose nach der Behandlung.

Die Ergebnisse aus dem klinischen Alltag seien konsistent mit denen aus klinischen Studien, schloss der Referent. Beide Therapien erzielten tiefe und dauerhafte Remissionen. Cilta-cel war effektiver, ging aber auch mit mehr schweren CRS einher. Es brauche daher unter anderem ein individuelles Patient:innenmonitoring.

Quellen:
1.    Mateos MV et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag OS14-02: „Overall survival (OS) with Ciltacabtagene Autoleucel (Cilta-cel) versus standard of care (SOC) in lenalidomide (len)-refractory multiple myeloma (MM): Phase 3 CARTITUDE-4 study update“
2.    Cavo M et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag OS14-05: „Ciltacabtagene Autoleucel vs standard of care in lenalidomide-refractory multiple myeloma after 1–3 lines of therapy: minimal residual disease negativity in phase 3 CARTITUDE-4 trial“
3.    Gagelmann N et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag OS14-03: „Cilta-cel or Ide-cel and response dynamics in relapsed refractory multiple myeloma: a real-world analysis of DRST/DSMM/GMMG“

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Eine CAR-T-Zell-Therapie kann beim Multiplem Myelom das Überleben der Patient:innen deutlich verlängern. Eine CAR-T-Zell-Therapie kann beim Multiplem Myelom das Überleben der Patient:innen deutlich verlängern. © Worranan – stock.adobe.com