
Claudicatio, kritische Ischämie und Stauungssyndrom durch Aneurysma der Poplitealarterie

Mit unerträglichen Ruheschmerzen im rechten Unterschenkel sucht ein 55-jähriger Mann notfallmäßig das ambulante Gefäßzentrum Hamburg auf. Bereits vor fünf Wochen sei ihm im Bereich beider Unterschenkel eine Schwellung aufgefallen, die damals als Lymphödem diagnostiziert und behandelt wurde. Nach anfänglicher Besserung trat ein massives, progredientes Schmerzsyndrom auf, was ihn zur erneuten Vorstellung veranlasste.
Bei der Untersuchung zeigt sich der rechte Unterschenkel einschließlich der Knieregion livide geschwollen, die Pulse inguinal, popliteal sowie im Fußbereich sind palpabel. In der Duplexsonographie entdecken die Kollegen im Bereich der Kniekehle eine 4,5 cm große, pulsierende Raumforderung, die abschnittsweise Wandeinrisse mit Hämatomen aufweist (s. Abb. 1, rechts).
Der 55-Jährige befindet sich zu dem Zeitpunkt schon in einem instabilen klinischen Zustand und wird als Notfall mit Verdacht auf ein gedeckt rupturiertes Poplitealarterienaneurysma in die Asklepios Klinik St. Georg verlegt. Dort erfolgt die Implantation einer Gefäßprothese (s. Abb. 2, rechts). Nach drei Tagen kann der Patient wieder entlassen und ambulant weiterbehandelt werden.
Allgemein spricht man von einem Poplitealaneurysma, wenn der Gefäßdurchmesser ≥ 150 % des normalen (0,7–1,1 cm) beträgt. Warum es zu einer solchen krankhaften Erweiterung kommt, ist unklar. Vermutlich handelt es sich um eine Kombination aus genetischen Defekten und inflammatorischen Prozessen, schreiben Dr. Sebastian Grosser, Ambulantes Gefäßzentrum Hamburg, und seine Kollegen.
Vor allem Männer sind betroffen
Über 85 % der peripheren arteriellen Aneurysmen betreffen die Poplitealregion. Die Inzidenz insgesamt ist gering, das Krankheitsbild dafür umso tückischer. Denn die klinische Symptomatik ist facettenreich, sehr variabel und kann so in die Irre führen. 35 % der Patienten sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung asymptomatisch, andere kommen vielleicht nur mit dem Eindruck eines andauernden Muskelkrampfes (s. Kasten). Ob asymptomatisch oder symptomatisch – die Komplikationsrate ist mitunter hoch. Schwere Folgeschäden bis hin zur Amputation sind gefürchtet.
Nur ein Wadenkrampf?
Blutung führt zu weiteren Komplikationen
Ein arterielles Poplitealaneurysma rupturiert etwa in 2–4 % der Fälle. Die dadurch entstandene Blutung im Bereich kann weitere Komplikationen wie beispielsweise ein Kompartementsyndrom des Unterschenkels oder eine AV-Fistel zur Folge haben. Aufgrund der hohen Komplikationsrate raten die Gefäßexperten auch bei fehlenden Symptomen eines mehr als 2,0 cm messenden Aneurysmas zu einer Intervention oder Operation.Quelle Text und Abb.: Grosser S et al. Hamburger Ärzteblatt 2018; 72: 36-37 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).