
COPD: „Ich kenne kein Medikament, das so etwas schafft“

Obwohl die Palette der Therapieoptionen bei der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung immer breiter wird, braucht es in der Regel kein aufwendiges Assessment mit Dutzenden von Untersuchungen und Scores, um eine gute Therapie anbieten zu können. Privatdozent Dr. Tobias Müller, Oberarzt in der Pneumologie am Uniklinikum Aachen, erläuterte die Basics.
„Rauchstopp ist ein ganz alter Hut, der aber nichts von seiner Aktualität verloren hat“, so Dr. Müller. Eine Beobachtungsstudie an knapp 6000 Rauchern mit milder Bronchialobstruktion – also vermutlich einer beginnenden COPD – belegt das: Wer es schaffte, dauerhaft aufzuhören, reduzierte sein Risiko deutlich, an einer pulmonalen Ursache zu sterben. Teilnehmer, denen der Ausstieg wenigstens zeitweise gelang, fuhren immer noch besser als die, die weiter rauchten.
ICS/LABA konnte die Mortalität nicht senken
Interessant auch eine weitere Arbeit, die dokumentiert, wie sich der Verlust an Lungenfunktion über die Zeit durch den Verzicht auf die Zigarette entwickelt. Im ersten Jahr gewannen Ex-Raucher sogar ein bisschen Lungenfunktion zurück, dann ging es in beiden Gruppen bergab. Während Raucher aber im Schnitt 62 ml der Einsekundenkapazität (FEV1) pro Jahr verloren, verlief die Kurve bei Ex-Rauchern exakt halb so steil mit 31 ml im Jahr.
Dr. Müller erinnerte in diesem Zusammenhang an die SUMMIT-Studie, die eigentlich zeigen sollte, dass eine ICS/LABA-Kombination die Mortalität senken kann. Das klappte nicht, sodass die Autoren als Erfolg der Studie lediglich eine Reduktion des FEV1-Abfalls im Vergleich zu Placebo um 8 ml/Jahr vorzuweisen hatten. „Das ist klinisch nicht besonders relevant – die 30 ml nach Rauchverzicht schon“, meinte der Pneumologe.
Körperliche Aktivität zu steigern, ist das zweite wichtige Ziel. Denn der COPD-Patient, der sein Sofa nicht mehr verlässt, lebt hochgefährlich, wie eine prospektive Kohortenstudie ergab. In der aktiven Gruppe gab es praktisch keine Todesfälle, die mit „sitzendem“ Lebensstil überlebten zu 90% den Beobachtungszeitraum von 4,5 Jahren. Von den sehr inaktiven Probanden dagegen war am Ende jeder Vierte gestorben.
Behandlung leicht gemacht | |
---|---|
Behandlung leicht gemacht | Medikamentöse Therapie |
Rauchentwöhnung | primär Bronchodilatation |
Rehabilitation | ICS für bestimmte Patienten |
körperliche Aktivität | Inhalationstechnik überprüfen! |
Wichtiger als die Wirkstoffe ist das richtige Device
Als Argument gegen ICS wird oft das erhöhte Pneumonierisiko ins Feld geführt. Aber: „Pneumonien sind gefürchtet bei COPD, kommen aber seltener vor als akute Exazerbationen“, betonte Dr. Müller. Außerdem lässt sich das Risiko minimieren, wenn die ICS-Dosis niedrig gehalten und das Risikoprofil des Patienten beachtet wird. Als gefährdet gelten Patienten im höheren Lebensalter, mit schwerer COPD oder einem BMI unter 25kg/m2, vor allem wenn sie bereits eine Pneumonie durchgemacht haben. Wichtiger als die eingesetzten Wirkstoffe ist die Wahl des richtigen Device für den einzelnen Patienten und die Anleitung, wie er es handhaben muss. Als hilfreich empfahl der Kollege die Videos der Deutschen Atemwegsliga, die es für jeden verfügbaren Inhalator gibt. Patienten können sie im Internet z. B. auf YouTube aufrufen und immer wieder prüfen, ob sie noch korrekt mit ihrem Device umgehen.Sauerstoff-Langzeittherapie und nicht-invasive Beatmung
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).