Da kriegst du die Krätze: Personal sorgte im Altersheim für eine Epidemie
35 Demenzkranke und acht Pfleger mit Krätze befallen.
© fotolia/M.Dörr & M.Frommherz
Ein Scabiesbefall in einem solchen Ausmaß, das war selbst für einen erfahrenen Dermatologen ungewöhnlich: Zwei komplette Wohneinheiten in einem Altersheim komplett durchseucht, 35 Demenzkranke im teils fortgeschrittenen Krätzestadium – auch Dr. Andreas Montag staunte, als er die Einrichtung unter die Lupe nahm. In seiner Hamburger Praxis für Dermatologie und Venerologie hatte er sich zuvor über die zahlreichen Patienten mit Scabies gewundert, die aus den Wohneinheiten bei ihm auftauchten. Erklären kann er sich den Vorfall nur durch den mit der Zeitarbeit dort auftretenden häufigen Personalwechsel und durch die nur selten angeforderte dermatologische Visite.
Vier Regeln, um Epidemien einzudämmen
Neben der Therapie Infizierter helfen diese Maßnahmen, der Ausbreitung – z.B. in einem Altenheim – Herr zu werden:
- Untersuchung aller Personen, die mit den Infizierten Kontakt hatten
- Schutzkleidung für Mitarbeiter inkl. Einmalhandschuhen, -hauben und -kittel
- Schleusen im Gebäudeeingang
- Grundreinigung nach Vorgaben für Massenausbrüche von Infektionen zeitgleich mit milbentötender Behandlung von Kleidung, Möbeln, Teppichen etc.
Auch bei acht Pflegern fand er die typischen Hautveränderungen. Er empfahl Angehörigen und Freunden der Mitarbeiter und Heimbewohner sich ebenfalls untersuchen zu lassen. Als besonders gefährdet durch schwere Verläufe gelten aufgrund ihrer geschwächten Immunabwehr vor allem Senioren.
In allen Bundesländern nimmt gegenwärtig laut dem Autor die Zahl der Scabiesfälle zu. „Nur durch ein frühzeitiges Erkennen, Behandeln und Aufklären – auch bereits im Verdachtsfall – lässt sich die Inzidenz wirksam eindämmen.“
In drei Fällen half nur systemisches Ivermectin
Mit einer zwei-, manchmal dreifachen Anwendung von permethrin haltigen (5 %) Externa gelang es ihm innerhalb von acht Wochen, den Ausbruch unter Kontrolle zu bringen. Eine zusätzliche systemische Ivermectintherapie war nur bei drei schweren Verläufen notwendig. Die Leitlinie mahnt aufgrund von Ivermectinresistenzen zum sorgsamen Einsatz des Second-line-Antiparasitikums.In allen Bundesländern nimmt gegenwärtig laut dem Autor die Zahl der Scabiesfälle zu. „Nur durch ein frühzeitiges Erkennen, Behandeln und Aufklären – auch bereits im Verdachtsfall – lässt sich die Inzidenz wirksam eindämmen.“
Quelle: Montag A. Akt Dermatol 2017; 43: 354-356
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35 Demenzkranke und acht Pfleger mit Krätze befallen.
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