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DESTINY-PanTumor02: Verschiedene Tumoren sprechen auf T-DXd an

Zum jetzigen Zeitpunkt stellt Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) für drei Entitäten einen Behandlungsstandard dar. In frühen Studienphasen habe das ADC auch Antitumoraktivität gegen andere HER2-exprimierende Malignome demonstriert, erläuterte Prof. Dr. Funda Meric-Bernstam vom MD Anderson Cancer Center in Houston.1
In der DESTINY-PanTumor02-Studie, deren Interimsergebnisse die Referentin präsentierte, erhielten vorbehandelte Patient:innen mit fortgeschrittenen soliden Tumoren ohne kurative Therapieoption T-DXd. Einschlusskriterium war eine immunhistochemisch nachgewiesene HER2-Expression (IHC3+ oder 2+). Die Expertin wies darauf hin, dass sich das externe IHC-Ergebnis, mit dem man Betroffene in die Studie aufnahm, in der eigenen Kontrolle nicht immer bestätigte: „Bemerkenswerterweise waren etwas über 20 % der Patient:innen gemäß der zentralen Untersuchung IHC1+ oder IHC0.“
Zum Zeitpunkt der Interimsanalyse befanden sich 44 von 267 Teilnehmer:innen (16,5 %) in fortlaufender Behandlung. Über alle Entitäten hinweg lag die ORR als primärer Endpunkt bei 37,1 % und zusätzlich hatten 46,1 % der Untersuchten eine stabile Erkrankung. Die Krankheitskontrollrate nach zwölf Wochen betrug 68,2 % und median sprachen die Behandelten 11,8 Monate lang an.
DESTINY-PanTumor02
Patient:innen mit HER2+ soliden Tumoren erhielten alle drei Wochen 5,4 mg/kgKG T-DXd. Sie wurden auf sechs krankheitsspezifische und eine gemischte Kohorte aufgeteilt:
- Zervixkarzinom
- Endometriumkarzinom
- Ovarialkarzinom
- Krebs der Gallenwege
- Pankreaskarzinom
- Urothelkarzinom
- sonstige Tumoren außer CRC, NSCLC, Brust- und Magenkrebs
Die Organisator:innen planten, 40 Erkrankte pro Kohorte einzuschließen.
„Bei einigen dieser Erkrankungen, insbesondere bei gynäkologischen Entitäten, hatten wir sehr hohe objektive Ansprechraten“, fügte Prof. Meric-Bernstam hinzu. So lag die ORR für Zervixkarzinome bei 50,0 %, für Endometriumtumoren bei 57,5 % und für Ovarialkarzinome bei 45,0 %. Auch gegen Blasenkrebs oder Gallenwegstumoren sowie in der gemischten Kohorte habe T-DXd klinisch relevante Ansprechraten erreicht. Fast alle Teilnehmer:innen hätten mit einer Verkleinerung der Läsionen reagiert. „Patient:innen, die ansprachen, zeigten ein tiefes Ansprechen, das ziemlich langanhaltend war“, unterstrich die Referentin. Zusätzlich hätten viele Betroffene eine längerfristige Stabilisierung ihrer Erkrankung erlebt.
Nach der HER2-Expression aufgeschlüsselt, erreichten diejenigen mit IHC3+ durchweg die besten Ansprechraten, die deutlich über denen der jeweiligen Gesamtkohorte lagen. Auch war die Therapie bei höherer HER2-Expression länger erfolgreich (mDOR 22,1 Monate IHC3+ vs. 11,8 Monate insgesamt). Einzig Pankreaskarzinome stellten eine Ausnahme dar.
„Das Profil unerwünschter Ereignisse ähnelte stark dem, was wir von T-DXd bereits kennen“, beurteilte die Ärztin. Am häufigsten traten Übelkeit, Fatigue, Neutropenie und Anämie auf. Zwei Teilnehmende starben im Zusammenhang mit behandlungsbedingten Toxizitäten, an einer neutropenischen Sepsis beziehungsweise einer Pneumonie.
Sonderfall Pankreaskarzinom
- Nur zwei Betroffene mit maximaler HER2-Expression in der Kohorte
- Niemand mit IHC3+ sprach an
- Gemäß den Studienverantwortlichen insgesamt eine Partial Response, drei gemäß unabhängiger Reevaluierung
- Kohorte wegen fehlender Wirksamkeit vorzeitig gestoppt
- Aber: 68 % stabile Erkrankungen
Bedeutsame Ergebnisse
Zusammenfassend habe T-DXd klinisch bedeutsame Effekte in einem breiten Spektrum HER2-exprimierender, solider Tumoren erzielt, darunter schlecht behandelbare. „Dies war auch die erste Studie, die die Wirksamkeit eines ADC über verschiedene Tumorentitäten hinweg belegte“, ergänzte Prof. Meric-Bernstam. DESTINY-PanTumor02 läuft weiter, Daten zum Gesamtüberleben und PFS stehen noch aus.
HER2-Amplifikation und Überexpression treten in zahlreichen Tumoren auf, merkte Dr. Kohei Shitara, National Cancer Center Hospital East, Chiba, Japan, in der Diskussion an.2 „Wie erwartet, zeigte diese Studie sehr interessante Ansprechraten und Ansprechdauern über verschiedene Tumortypen hinweg“, resümierte der Arzt. Die schlechten Ergebnisse in der Pankreaskarzinom-Kohorte kämen eventuell teilweise daher, dass das ADC das Gewebe schlecht erreichen kann, die Fragestellung könnte aber mehr Forschung erfordern.
Bei Tumoren mit HER2-IHC2+ beobachteten die Wissenschaftler:innen ein breites Spektrum an Ansprechraten. Dr. Shitara hält diese Aktivität immer noch für klinisch bedeutsam, schränkte allerdings ein: „Möglicherweise sollte man dies für jede Entität einzeln betrachten.“ Auch von denjenigen, die gemäß zentraler Analyse eine HER2-Expression von IHC1+ oder 0 aufwiesen, hätten scheinbar 27,3 % angesprochen – ähnlich viele wie mit IHC2+ im Tumor. Das deute darauf hin, dass eine lokale Analyse zur Auswahl geeigneter Kandidat:innen ausreiche. ctDNA und NGS stellten eine mögliche Ergänzung zur IHC-Diagnostik dar, diese Kriterien seien aber insgesamt restriktiver.
Der Diskutant verwies darauf, dass die erreichten Ansprechraten und Wirkdauern denen von Substanzen ähneln, die bereits eine Tumortyp-agnostische Zulassung besitzen. Er hält es für schlecht praktikabel und zu zeitaufwendig, eine Zulassungsstudie für jede einzelne Entität durchzuführen: „Ich glaube, dass die Ergebnisse der aktuellen Studie rechtfertigen, mit den Zulassungsbehörden zu diskutieren.“
Quellen:
1. Meric-Bernstam F. 2023 ASCO Annual Meeting; Oral Abstract Session „Efficacy and safety of trastuzumab deruxtecan (T-DXd) in patients (pts) with HER2-expressing solid tumors: DESTINY-PanTumor02 (DP-02) interim results“
2. Shitara K. 2023 ASCO Annual Meeting; Oral Abstract Session Discussion „Manifest DESTINY: Expanding the Effectiveness of ADCs Across Multiple Solid Tumors“
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