
Krebstherapie auf Kosten der Pankreasfunktion? Antikörper können Autoimmundiabetes auslösen

Am häufigsten sind derartige immunbedingte Nebenwirkungen der Tumortherapie an der Schilddrüse, wie Thyroiditis, Hyper- und Hypothyreose. Insbesondere die gegen die Checkpoints Programmed Cell Death 1 (PD-1) oder Programmed Cell Death-Ligand 1 (PD-L1) gerichteten Antikörper führen zu diesen Nebenwirkungen, während der gegen den Checkpoint CTLA4 gerichtete Antikörper Ipilimumab besonders häufig eine Hypophysitis hervorruft, wie Dr. Jeroen M. de Filette von der Universität in Brüssel erläuterte. Bei Kombination beider Checkpoint-Inhibitor-Klassen sind immunvermittelte Nebenwirkungen noch einmal häufiger und ausgeprägter.
Pankreatische Autoantikörper und erhöhte Lipasewerte
Ein Autoimmundiabetes tritt deutlich seltener als Nebenwirkung einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie auf. Dr. de Filette bezifferte die Inzidenz unter der Immuntherapie auf 1–2 %. Der Autoimmundiabetes kann nach der ersten Gabe eines Checkpoint-Inhibitors auftreten oder auch erst nach Monaten. Nicht immer ist der HbA1c-Wert über 7,0 % erhöht, hinweisend ist aber der niedrige oder nicht mehr nachweisbare C-Peptid-Spiegel. In jedem zweiten Fall sind pankreatische Autoantikörper nachweisbar und jeder zweite Patient weist auch erhöhte Lipasewerte auf. Typisch ist ein fulminanter Beginn, meist begleitet von einer Ketoazidose. Damit ist der Autoimmundiabetes unter Checkpoint-Inhibitor-Therapie häufig ein potenziell lebensbedrohlicher Notfall, über den Patienten und medizinisches Fachpersonal Bescheid wissen sollten. Die Therapie erfolgt mit intravenöser Gabe von Insulin, Hydration und Elektrolytkorrektur1.
Weil jeder vierte Patient mit Autoimmundiabetes bei Checkpoint-Inhibition gleichzeitig eine Schilddrüsendysfunktion aufweist, besteht möglicherweise bei manchen Patienten eine genetische Suszeptibilität, meinte Dr. de Fillette. Außerdem ist das Risiko für einen Autoimmundiabetes erhöht, wenn die Patienten vor der aktuellen Checkpoint-Inhibitor-Therapie bereits eine andere Immuntherapie erhalten hatten.
Weil die Krebstherapie mit Checkpoint-Inhibitoren für immer mehr Indikationen zugelassen wird, empfiehlt Dr. de Filette, Patienten und medizinisches Personal auf die – seltene – Möglichkeit eines plötzlich auftretenden Autoimmundiabetes unter der Checkpoint-Inhibitor-Therapie und die damit verbundenen Symptome hinzuweisen, um Notfällen rechtzeitig begegnen zu können. In Ermangelung besserer Screeningmöglichkeiten rät er außerdem, regelmäßig vor der nächsten Gabe eines Checkpoint-Inhibitors den Blutzucker zu kontrollieren.
1. de Fillete JMK et al. Eur J Endocrinol 2019; 181: 363-374; DOI: 10.1530/EJE-19-0291
Quelle: EASD 2020
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).