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Diagnose und Therapie beim Reizdarmsyndrom

Während die einen Reizdarmpatienten unter starker Obstipation leiden, können die anderen ihren Stuhl aufgrund einer Diarrhö kaum kontrollieren. In manchen Fällen wechselt sich beides ab. Nicht zu vergessen die starken Bauchschmerzen, die manche Betroffene unablässig quälen (s. Kasten). Zusätzlich treten Beschwerden auf, die auf den ersten Blick nicht zwangsläufig an ein Reizdarmsyndrom denken lassen, etwa Kopf- oder Regelschmerzen.
Reizdarm erkennen
- rezidivierende abdominelle Schmerzen, mindestens einmal wöchentlich in den vergangenen drei Monaten, die vor mindestens sechs Monaten erstmals aufgetreten sind,
- Die Symptome treten in Zusammenhang mit der Darmentleerung auf.
- Der Stuhlgang ist häufiger oder seltener als sonst. nDer Stuhl sieht anders aus als sonst.
- erstmalige Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr
- Gewichtsverlust
- Blut im Stuhl oder tastbare abdominelle Raumforderung
- nächtliche Beschwerden
- vorangegangene Antibiotikatherapie
- Leukozytose oder erhöhte Konzentrationen von Entzündungsmarkern (CRP) im Blut
- kolorektale Karzinome in der Familienanamnese
Rund ein Drittel der Patienten leidet unter Gallensäureverlust
Letzteres ist besonders tückisch, da es sich klinisch nicht von einem Reizdarmsyndrom vom Diarrhötyp unterscheiden lässt. Dabei werden in den Darm freigesetzte Gallensäuren nicht im enterohepatischen Kreislauf rückresorbiert, sondern wirken als osmotische Abführmittel. Rund 30 % der Patienten, die die Rom-III-Kriterien eines Reizdarmsyndroms erfüllen, leiden unter einem Gallensäureverlustsyndrom. Besonderes Augenmerk gilt dabei Patienten nach einer Cholezystektomie. Denn bei ihnen können Gallensäurebinder wie Colestyramin die Durchfälle in der Regel lindern. Diagnostizieren lässt sich das Gallensäureverlustsyndrom über den direkten Nachweis von Gallensäuren im Stuhl der Betroffenen oder mittels nuklearmedizinischer Methoden. Zurück zum Reizdarm. Ist dieser erst einmal diagnostiziert, orientiert sich die Therapie an der Klinik – mit Fokus auf einer vertrauensvollen Patientenbeziehung. So lässt sich das Maximum für die Betroffenen herausholen, schreiben die Kollegen. Das bedeutet, die Patienten zunächst ausführlich über ihre Erkrankung aufzuklären: Wann und wie können die Symptome beginnen? Welchen Einfluss haben Lebensumstände, tägliche Gewohnheiten und Stress auf die Beschwerden? Wichtig zu wissen ist auch, dass es im Lauf der Zeit immer wieder zu Besserungen, aber auch zu Rückfällen kommen wird. Die Patienten haben häufig die Sorge, dass es sich dabei um Zeichen eines Fortschreitens der Erkrankung handelt. Diese Bedenken gilt es, zu zerstreuen. Sofern die Red Flags ausgeschlossen wurden, ist auch eine Krebserkrankung sehr unwahrscheinlich. Für viele Patienten kann es sich lohnen, die Ernährung umzustellen. In einer Metaanalyse ging der Verzicht auf FODMAP* binnen kurzer Zeit mit einer niedrigeren Symptomlast einher. Ein Versuch lohnt sich, allerdings am besten in Zusammenarbeit mit einem Diätspezialisten. Ohnehin raten die Autoren dazu, sich als Gastroenterologe Ernährungsberater und Psychologen mit ins Boot zu holen. Auch die medikamentöse Therapie richtet sich nach den Beschwerden (s. Tabelle). Neben Flohsamenschalen können Probiotika sinnvoll sein. Das Nebenwirkungsrisiko ist äußerst gering.Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten beim Reizdarm | ||
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Überwiegendes Symptom | Substanz(gruppe) | Anmerkungen |
Diarrhö | Loperamid (2–4 mg bis zu 3 x/d) | |
Eluxadolin (2 x/d je 75–100 mg) | kontraindiziert nach Cholezystektomie | |
Obstipation | Flohsamen (Psyllium) (3,5 g/d) | |
Polyethylenglykol (1–2 x/d je 13,8 g) | ||
Guanylatzyklase-CAgonisten (Linaclotid, Plecanatid) | ||
Schmerzen | Pfefferminzöl (1 Kapsel mit 0,2 ml, 1–2 x/d) | Besserung bei fast der Hälfte der Patienten möglich |
Spasmolytika | ||
trizyklische Antidepressiva, z.B. Amitriptylin (10 mg zur Nacht) | können Obstipation verschlimmern | |
selektive Serotonin-Wiederaufnahme- Hemmer, z.B. Citalopram (10 mg 1 x/d) | können Diarrhö verschlimmern |
* Fermentable Oligo-, Di-, Monosaccharides And Polyoles
Quelle: Farmer AD et al. CMAJ 2020; 192: E275–E282; DOI: 10.1503/cmaj.190716
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