
Divertikulitis: Ist die Behandlung mit Antibiotika sinnvoll?

Ein Patient mit bekannter Divertikulose entwickelt Schmerzen im linken Unterbauch. Dann ist eine häufige, aber falsche Reaktion, sofort antimikrobiell zu behandeln, erklärte Professor Dr. Ludger Leifeld vom St. Bernward Krankenhaus Hildesheim. Er betonte: „Die meisten Patienten brauchen keine Antibiotika.“ Der Koordinator der alten und neuen Leitlinie1 erläuterte, was es bei der Behandlung von Divertikelkrankheit und Divertikulitis zu beachten gilt.
Von der -ose zur -itis
- symptomatisch unkomplizierte Divertikelkrankheit
- Divertikulitis
- akut und unkompliziert
- akut und kompliziert
- chronisch unkompliziert
- chronisch kompliziert
- Divertikelblutung
Bei akutem unkompliziertem Verlauf geht’s auch ohne
Finden sich im Ultraschall dagegen Zeichen einer Divertikulitis ohne Abszessbildung und sind die Entzündungswerte erhöht, liegt eine akute unkomplizierte Divertikulitis vor. Auch in diesem Fall sind nicht automatisch Antibiotika angezeigt, erklärte der Referent. In einer prospektiven randomisierten klinischen Studie gab es bei Patienten in dieser Situation mit und ohne Antibiotikabehandlung keinen Unterschied hinsichtlich Perforations-, Abszess-, Sigmaresektions- oder Rezidivrate2. Die Autoren der Publikation kommen zu dem Schluss, dass Antibiotika bei der akuten unkomplizierten Divertikulitis weder die Heilung beschleunigen noch Komplikationen oder Rezidive verhindern. Sie sollten daher der Behandlung der komplizierten Divertikulitis vorbehalten bleiben. Allerdings waren in der Studie Patienten mit hohem Fieber, deutlicher Verschlechterung des Allgemeinzustands, Peritonitis, Sepsis und solche unter Immunsuppression ausgeschlossen worden. „Auf solche Faktoren sollten Sie achten“, betonte Prof. Leifeld. Liegen sie vor, sei die Antibiotikagabe nötig. Als Risikofaktoren für einen komplizierten Verlauf gelten zudem arterielle Hypertonie, chronische Nierenerkrankungen und eine allergische Disposition.Ein Abszess ist eine klare Indikation für die Antibiose
Welche Antibiotika zu verwenden sind, ist in Studien nicht gut untersucht. In der klinischen Praxis kommen Cefuroxim oder Ciprofloxacin, jeweils mit Metronidazol kombiniert, sowie Ampicillin/Sulbactam, Piperacillin/Tazobactam und Moxifloxacin zum Einsatz. Lässt sich bei Entzündungszeichen im Labor sonographisch zusätzlich zu Divertikulitiszeichen ein Abszess nachweisen, sind Antibiotika klar indiziert, betonte Prof. Leifeld. Bei Mikroabszessen kleiner als 3–4 cm erfolgt die Therapie konservativ, bei Makroabszessen größer 4 cm wird drainiert und später reseziert. Bei freier Perforation und Blutung muss sofort eine chirurgische Therapie erfolgen. In der Behandlung der chronischen, d.h. rezidivierenden oder anhaltend symptomatischen Divertikelkrankheit ohne Komplikationen haben Antibiotika laut Prof. Leifeld keinen Stellenwert. Das gilt auch für die Mesalazin-Dauertherapie. Noch unklar ist laut dem Experten die Bedeutung von Probiotika und Rifaximin, die daher in der neuen Leitlinie wahrscheinlich keine Empfehlung erhalten werden. Keine OP-Indikation gibt es in Abhängigkeit von der Zahl der Schübe, betonte Prof. Leifeld. Perforationen treten am Anfang der Erkrankung auf und werden dann immer seltener. Daher macht es keinen Sinn, mit einer Operation zukünftige Komplikationen verhindern zu wollen – außer im Einzelfall bei Immunsupprimierten. Rezidivierende Schmerzen gelten als relative Indikation für eine Operation. Bei chronischer Divertikulitis mit Komplikationen wie Fisteln oder Stenosen ist ein operativer Eingriff dagegen klar angezeigt.Quelle: DGVS* digital: Best of DGVS
1. Leifeld L et al. S2k-Leitlinie Divertikelkrankheit/Divertikulitis, AWMF Register-Nr. 021-020, www.awmf.org
2. Chabok A et al. Brit J Surg 2012; 99: 532-539; DOI: 10.1002/bjs.8688
* Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).