Endoskopischer Eingriff senkt Blutzucker mindestens ein halbes Jahr

Dr. Dorothea Ranft

Endoskopischer Eingriff senkt Blutzucker mindestens ein halbes Jahr. Endoskopischer Eingriff senkt Blutzucker mindestens ein halbes Jahr. © fotolia/tunedin

Schlecht eingestellte Typ-2-Diabetiker profitieren laut einer aktuellen Studie von einer Blutzuckerkontrolle durch eine Ablation der Dünndarmschleimhaut.

Im Gegensatz zur bariatrischen Op. wie dem Magenbypass handelt es sich beim Duodenal Mucosal Resurfacing (DMR) um eine minimalinvasive Intervention: Teile der Duodenalschleimhaut werden endoskopisch abgetragen, sagte Professor Dr. Stephan Martin vom Verbund Katholischer Kliniken in Düsseldorf.

An einer Proof-of-Concept-Studie nahmen 39 adipöse Patienten mit schon länger bestehendem, schlecht eingestelltem Typ-2-Diabetes teil. Der mittlere Ausgangs-HbA1c lag bei 9,5 %, der BMI bei 31 kg/m2. Die DMR erfolgte mit unterschiedlicher Ausdehnung: Das Schleimhautsegment war entweder ca. 9,3 cm oder ca. 3,4 cm lang.

Abgesehen von geringfügigen gastrointestinalen Beschwerden tolierten die Diabetiker den Eingriff im Allgemeinen gut. Drei Patienten entwickelten jedoch eine Duodenalstenose, die eine Ballondilata­tion erforderte. Die Gesamtkohorte wies nach einem halben Jahr eine HbA1c-Reduktion von 1,2 % auf. Die Gruppe mit der Ablation des längeren Segments erreichte nach drei Monaten einen HbA1c-Abfall von 2,5 % gegenüber 1,2 % in der Kurz-Segment-Gruppe, nach sechs Monaten waren es noch 1,4 % vs. 0,7 %.

Und das, obwohl die antidiabetische Medikation bei der Lang-Segment-Gruppe verringert wurde. Patienten mit unveränderter Medikation und einem HbA1c-Wert zwischen 7,5–10 % zu Studienbeginn, erzielten nach sechs Monaten eine HbA1c-Senkung von 1,8 %. Die Studienautoren schlussfolgern, dass die DMR die hyperglykämische Stoffwechselsituation bei Typ-2-Diabetikern zumindest in diesem Zeitraum verbessert.

Intervention eine Chance für therapieresistente Fälle

Unklar ist derzeit noch der Wirkmechanismus: Die Erfolge bariatrischer Eingriffe lassen sich teilweise damit erklären, dass das Duodenum als Entstehungsort des Typ-2-Diabetes gilt, berichtete der Referent. Möglicherweise werden im Duodenum auch Anti-Inkretine produziert, die z.B. Glucagon-like-Peptid (GLP-1) hemmen. Die DMR könnte gerade für nicht mehr therapierfähige Patienten eine große Chance bedeuten, meinte Prof. Martin. Inzwischen hat eine multizentrische Studie zur Langzeiteffektivität und Sicherheit begonnen, an der sich auch deutsche Zentren beteiligen.

Quelle: 12. DDG-Diabetologie-Update-Seminar

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