Frühwarnsystem bei Vergiftung

Dr. Judith Lorenz

Eine Überdosis Paracetamol kann die Leber erheblich schädigen. Eine Überdosis Paracetamol kann die Leber erheblich schädigen. © Andrii Zastrozhnov – stock.adobe.com

Den Leberschaden durch die Paracetamolvergiftung schon erkennen, bevor die ALT-Werte durch die Decke gehen. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wenn man weiß, worauf man achten muss.

Paracetamol ist der Spitzenreiter unter den akuten Vergiftungsursachen, schreiben Professor Dr. ­Alexandre Nuzzo­ von der Universität Paris und Kollegen. Bisher war das einzige Instrument zur Vorhersage des hepatotoxischen Risikos das Nomogramm nach Rumack-Matthew. Außer der Plasmakonzentration muss aber bekannt sein, wie viel Zeit seit der Einnahme vergangen ist – eine Information, die in der Praxis oft fehlt. Auch bei chronischer Überdosierung, Komedikationen sowie bei einer Ingestion, die länger als 24 h zurückliegt, hat die Methode Schwächen.

Viele Intoxikierte nahmen noch weitere Arzneien ein

Anhand eines Kollektivs von 117 akut intoxikierten Patienten, bei denen eine Therapie mit N-Acetylcystein i.v. erforderlich war, untersuchten die Forscher prospektiv, welche Biomarker eine Leberschädigung, d.h. einen Anstieg der Alanin-Aminotransferase/ALT um mehr als 100 IU/l vorhersagen können. Mehr als drei Viertel der Teilnehmer hatten zusätzlich z.B. Benzodiazepine oder Codein eingenommen und in 47 % der Fälle war das Nomogramm nicht auswertbar.

Eine Leberschädigung folgte etwa jeder dritten Intoxikation (Spitzen-ALT-Wert median bei 2020 IU/l). Diese Patienten hatten bei Aufnahme deutlich höhere Plasma-Procalcitoninspiegel als jene ohne späteren Leberschaden (21,5 vs. 0,1 ng/ml). Ein Anstieg auf mehr als 1 ng/ml versiebenfachte das Hepatotoxizitätsrisiko, so die Kollegen. Gut geeignet als Marker sei die Procalcitonin­erhöhung auch, weil sie dem ALT-Anstieg um ca. 33 Stunden vorausgeht. So bleibe genug Zeit, Monitoring und Therapie entsprechend anzupassen.

Quelle: Nuzzo A et al. United European Gastroenterol J 2021; 9: 571-580; DOI: 10.1002/ueg2.12093

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Eine Überdosis Paracetamol kann die Leber erheblich schädigen. Eine Überdosis Paracetamol kann die Leber erheblich schädigen. © Andrii Zastrozhnov – stock.adobe.com