
Leberversagen: Wenn Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel hepatotoxisch wirken

Medikamenteninduzierte Hepatopathien zu diagnostizieren ist nicht trivial. Abgesehen von wenigen Ausnahmen existieren keine spezifischen Biomarker oder Tests, die sich für die Diagnostik nutzen ließen. Es handelt sich immer um eine Ausschlussdiagnose. Die Hauptindizien, die für eine durch Medikamente oder andere Substanzen hervorgerufene Leberschädigung sprechen, sind
- Auftreten nach Einnahme eines Arznei- oder Nahrungsmittels,
- Besserung nach Absetzen,
- Wiederkehren der Symptome nach erneuter Exposition,
- bekannte Hepatotoxizität des eingenommenen Präparats.
Man unterscheidet zwischen intrinsischer und idiosynkratischer Hepatotoxizität. Nach Einnahme einer intrinsisch hepatotoxischen Substanz tritt die Leberschädigung meist unmittelbar auf. Es besteht eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung, die Toxizität lässt sich in Tierversuchen reproduzieren. Diese Form der Hepatotoxizität ist am häufigsten.
Antibiotika stehen ganz oben auf der Liste
Dagegen sind idiosynkratische Arzneimittelreaktionen viel schwieriger zu erkennen. Denn sie werden von Agenzien hervorgerufen, die per se nicht oder nur leicht hepatotoxisch sind – und nur sehr selten zu einer Leberschädigung führen. Eine Dosis-Wirkungs-Beziehung gibt es nicht, die Symptome lassen sich im Tiermodell nicht reproduzieren.
Interessanterweise handelt es sich bei einem Großteil der Stoffe, die am häufigsten zu einer idiosynkratischen Leberschädigung führen, um Antibiotika.
Top 10 der verschreibungspflichtigen hepatotoxischen Medikamente
- Amoxicillin-Clavulansäure (10,1 %)
- Isoniazid (5,3 %)
- Nitrofurantoin (4,7 %)
- Trimethoprim/Sulfamethoxazol (3,4 %)
- Minocyclin (3,1 %)
- Cefazolin (2,2 %)
- Azithromycin (2,0 %)
- Ciprofloxacin (1,8 %)
- Levofloxacin (1,4 %)
- Diclofenac (1,3 %)
Die Angaben basieren auf den Daten von 899 Fällen medikamenteninduzierter Leberschädigung in den USA in den Jahren 2004 bis 2013. Die jeweilige relative Häufigkeit ist in Prozent angegeben.
Akutes Leberversagen durch Nahrungsergänzungsmittel
Meist sind es aus verschiedensten Zutaten bestehende Präparate zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, des Gewichts, der Sexualfunktion, der Gehirnleistung oder des Muskelaufbaus, unter denen die Leber leidet. Aber auch Extrakten aus grünem Tee werden leberschädigende Wirkungen nachgesagt. Die entstehenden Schäden sind oft drastisch: Am häufigsten entwickelt sich eine schwere akute hepatozelluläre Hepatitis, die nicht selten zu Leberversagen und der Notwendigkeit einer Transplantation führt.Quelle: Hoofnagle JH, Björnsson ES. N Engl J Med 2019; 381: 264-273; DOI: 10.1056/NEJMra1816149
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).