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Gefäß zu, Schmerz weg

Bei höhergradiger Gonarthrose bleiben, wenn alle nicht-chirurgischen Verfahren ausgeschöpft sind, oft nur operative Interventionen bis hin zur Implantation einer Kniegelenk-Totalendoprothese. Die TEP eignet sich aber nicht für jeden Patienten gleich gut: Bei sehr jungen steht z.B. ziemlich sicher fest, dass die Prothese nach einiger Zeit gewechselt werden muss – ein wesentlich aufwendigerer Eingriff als die Erst-OP, schreiben der Radiologe Professor Dr. Peter Minko von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Orthopäde Professor Dr. Patrick Orth vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar. Ebenso sind Ältere mit zahlreichen Begleiterkrankungen von Herz und/oder Lunge nicht die idealen Kandidaten für einen operativen Eingriff.
Seit einigen Jahren gibt es eine weitere Option: die temporäre Embolisation der kleinen Kniegelenkarterie (A. genicularis). Dabei punktiert man die A. femoralis und injiziert zunächst Kontrastmittel. Gibt der Patient dabei die typischen Arthroseschmerzen an, kann das ein prognostisch günstiges Zeichen für den Therapieerfolg sein. Danach wird unter Durchleuchtungskontrolle ein kleiner Katheter bis in die Zielgefäße vorgeschoben. Zum Verschluss der Gefäße eignen sich entweder kleine Mikrosphären oder eine Antibiotikamischung (Imipenem/Cilastatin). Sinn der Sache ist die Ausschaltung der kleinen Arterien, die für die schmerzauslösende Hypervaskularisation verantwortlich sind (s. Kasten), ohne die großen Gefäße zu beeinträchtigen.
Sie wirkt – aber wie?
Vorsicht bei Niereninsuffizienz und Gerinnungsstörungen
Die Punktionsstelle in der Leiste wird zunächst manuell und dann mit einem Druckverband für 24 Stunden komprimiert. Nach dem Eingriff muss der Patient sechs Stunden liegen – daher empfiehlt sich eine stationäre Aufnahme – und darf zwei Tage lang keinen Sport treiben. Infrage kommt die Embolisation für:- Patienten mit einer Arthrose ≥ Grad 1 nach Kellgren-Lawrence
- nach unzureichender oder bei kontraindizierter konservativer Therapie (weiterhin chronische Knieschmerzen) auch mit Schmerzmitteln (NSAR, Opioide nur ausnahmsweise)
- junge Patienten sowie solche, die nach Knie-TEP über weiter bestehende Schmerzen klagen – aber nur nach Ausschluss aller anderen Schmerzgründe (z.B. Infektion, Prothesenlockerung oder -fehllage)
- eventuell ältere, multimorbide Patienten z.B. unter Antikoagulation
Auch eine Option für die Frozen Shoulder?
Bislang berichten die veröffentlichten Studien positive Ergebnisse mit geringeren Schmerzen (Reduktion um bis zu 50 %) und besserer Funktionalität des Gelenks nach dem Eingriff. Zudem lässt sich die Methode bei Bedarf problemlos wiederholen und steht mit keinem anderen Eingriff in Konflikt. Dementsprechend denken die Experten auch schon über weitere Indikationen nach, etwa bei Frozen Shoulder, Epicondylitis und Arthrosen des Sprunggelenks.* International Normalized Ratio
Quelle: Minko P, Orth P. Schmerzmedizin 2021; 37: 20-23; DOI: 10.1007/s00940-021-3132-3
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