
Thrombozytenreiches Plasma lindert womöglich Gonarthrose und Tennisarm

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Präparate aus thrombozytenreichem Plasma auch in der Behandlung muskoloskelettaler Erkrankungen Karriere machen würden. Denn die Blutplättchen sind geradezu überladen mit den wachstumsstimulierenden Faktoren, die Orthopäden bei der Wiederherstellung von Geweben mit geringem oder gar fehlendem Regenerationspotenzial – also bei Knorpeln, Sehnen, Knochen und Muskeln – so dringend brauchen.
Allein in den USA lassen sich jedes Jahr 86 000 Sportler mit den sogenannten Platelet-Rich-Plasma-Präparaten (PRP) behandeln. Dr. Lukas Leitner von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie in Graz und Kollegen bezweifeln aber, dass sich die Athleten damit wirklich immer etwas Gutes tun. Denn die erforderliche wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der PRP sei für viele Anwendungen und pathologische Störungen noch nicht erbracht, dämpfen die Autoren die allzu hohen Erwartungen an die Methode.
Autologe Wachstumsfaktoren
Effektiver als Hyaluronsäure
Am ehesten lasse sich eine solche Behandlung noch im Fall des Kniegelenksverschleißes und der lateralen Epikondylitis vertreten. Bei der Gonarthrose erhoffe man sich, so beschreiben es die Experten, von den wachstumsfördernden und entzündungshemmenden Faktoren aus den Blutplättchen die Stimulation der Knorpelgenese und eine Verbesserung der Symptome. Tatsächlich zeigen zwei Übersichtsarbeiten, dass PRP im frühen oder mittleren Stadium der Gonarthrose gegeben die Beschwerden besser als Placebo- oder Hyaluronsäureinjektionen lindern. Dessen ungeachtet erinnern die Autoren daran, dass die Leitlinie der amerikanischen Orthopäden die wissenschaftliche Evidenz für die Verwendung von PRP zur konservativen Gonarthrosetherapie derzeit als „nicht eindeutig“ einschätzt. Bei der lateralen Epikondylitis scheinen die PRP, was die Besserung von Beweglichkeit und Schmerz angeht, gespritzten Kortisonpräparaten durchaus überlegen zu sein. Anders sehe die Sachlage den Autoren zufolge bei der Rotatorenmanschettenläsion der Schulter aus. Ein Cochrane-Review suchte hier vergeblich nach signifikanten Verbesserungen hinsichtlich Funktion, Schmerz und Rerupturrate nach der Verabreichung von PRP. Auch mehrere jüngere Metaanalysen konnten weder Funktionsverbesserungen noch eine Linderung der Schmerzsymptomatik belegen. Zurückhaltung ist laut den Autoren auch bei der Patellarsehnen- und Achillessehnentendinopathie geboten. Weder für die eine noch die andere Indikation fand sich in Studien eine Überlegenheit der PRP gegenüber vergleichbaren Behandlungen. Auch für die Verwendung des thrombozytenreichen Plasmas bei der Frakturbehandlung gebe es keine starke Evidenz. In diesem Zusammenhang geben die Autoren zu bedenken, dass im PRP auch katabole Enzyme enthalten seien, die als Antagonisten der Osteogenese fungieren dürften.Kostengünstiger und praktikabler Ansatz
Mit dem thrombozytenreichen Plasma, so das abschließende Fazit, scheine zwar auch für die Orthopädie ein vergleichsweise praktikabler und kostengünstiger Ansatz gefunden zu sein, Wachstumsfaktoren direkt am Ort einer Schädigung zu applizieren. Jenseits der Schmerztherapie bei mittelgradiger Gonarthrose und der lateralen Epikondylitis gebe es jedoch aktuell keine ausreichende Evidenz für die Methode.Quelle: Leitner L et al. Orthopäde 2019; 48: 105-116
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).