Gonarthrose: Physiotherapie bessert Beschwerden deutlicher als Steroide

Friederike Klein

Die Spritze bleibt weiterhin nicht die erste Wahl bei der Behandlung der Arthrose im Knie. Die Spritze bleibt weiterhin nicht die erste Wahl bei der Behandlung der Arthrose im Knie. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

Tut man dem Gonarthrose-Patienten vielleicht doch einen Gefallen, wenn man das Knie direkt „fit-spritzt“, statt wie von Leitlinien empfohlen, Physiotherapie zu verordnen? Kaum, denn Anwendungen und Bewegung können Schmerzen und Einschränkungen stärker reduzieren als Steroid-Injektionen.

Mittelfristig ist die Physiotherapie der Injektion von Kortikoiden ins arthrotische Knie überlegen. Das zeigt ein randomisierter Vergleich, den Dr. Gail D. Deyle vom Brooke Army Medical Center in San Antonio und Kollegen durchführten. An ihrer Studie nahmen 156 ehemalige oder aktuelle Bedienstete der US-Armee oder deren Angehörige teil. Das mittlere Alter lag bei 56 Jahren, der BMI betrug im Durchschnitt 31,5 kg/m².

Die Patienten litten seit Jahren an Arthrose in einem oder beiden Knien. Radiologisch wiesen die meisten eine Arthrose Grad 2–3 auf (gemäß Kellgren-Lawrence-Einteilung). Der mittlere WOMAC*-Score lag bei etwa 108 (Maximalwert 240) – höhere Scores entsprechen stärkeren Beschwerden.

In der Physiotherapiegruppe erhielten 78 Patienten im Mittel 11,8 Behandlungen: Bis zu acht Physiotherapiesitzungen in den ersten vier bis sechs Wochen und optional bis zu drei weitere nach jeweils vier und neun Monaten. Den anderen 78 Patienten wurde zu Beginn und, falls nötig, nach vier und neun Monaten Triamcinolonacetonid plus Lidocain ins betroffene Gelenk gespritzt. Bei Beteiligung beider Knie erfolgte die Intervention beidseitig. Durchschnittlich erhielten die Teilnehmer 2,6 Steroidinjektionen.

Nach einem Jahr zeigte sich ein Vorteil der Physiotherapie anhand des WOMAC-Scores: Er war im Mittel auf einen Wert von 37 gesunken, in der Injektionsgruppe lag er bei 55,8. Der Unterschied von 18,8 Punkten spricht klar für Physiotherapie, so die Autoren.

Zwar war die mittlere Verbesserung, gemessen anhand der Global-Rating-of-Change-Skala, in beiden Gruppen klinisch relevant. Der Anteil der Patienten, bei denen es zu keiner Verbesserung oder zu einer Verschlechterung kam, war in der Injektionsgruppe aber deutlich höher (23 % vs. 7 %). Das bestätigte sich in der klinischen Untersuchung: Den Alternate Step Test und Timed Up and Go Test konnten die Patienten nach Physiotherapie schneller durchführen als die Injektionsgruppe.

Die Ergebnisse bekräftigen die Leitlinienempfehlungen, nach denen man Steroid-Injektionen nicht als First-Line-Therapie verordnen sollte, schreiben Professor Dr. Kim L. Bennell, University of Melbourne, und Professor Dr. David J. Hunter, University of Sydney, im begleitenden Editorial. Auch solle man nicht versuchen, damit eine Physiotherapie zu ersetzen. Die Rolle der Injektionen zur Behandlung akuter Schmerzschübe werde dadurch aber nicht infrage gestellt.

* Western Ontario and McMaster Universities Osteoarthritis Index

1. Deyle GD et al. N Engl J Med 2020; 382: 1420-1429; DOI: 10.1056/NEJMoa1905877
2. Bennell KL, Hunter DJ. A.a.O.: 1470-1471; DOI: 10.1056/NEJMe2000718

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