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Alternative Gonarthrose-Therapie: Leitlinie bewertet die Effektivität von Schlamm, Nadeln und Extrakten
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Empfehlenswert:
Eine klare Empfehlung spricht die unter Leitung der DGOOC* erstellte Leitlinie „Gonarthrose“ für die Bewegungstherapie im Wasser aus. In einem systematischen Review von acht randomisierten, kontrollierten Studien zur Kniearthrose zeigte das aquatische Training signifikante Effekte auf Schmerz, Gelenkfunktion, Steifheit und Lebensqualität. In einer weiteren Arbeit – speziell mit adipösen Patienten – reduzierte das aquatische Training den Gelenkschmerz eindeutig besser als die Landversion (s. Kasten).
Und wie steht es um den Nutzen von Thermal-/Mineralbädern? Die Daten zur Balneotherapie stufen die Autoren als heterogen ein. Am ehesten scheint die Anwendung bei Begleiterkrankungen sinnvoll. Ein Manko: Die günstigen Effekte auf Schmerz, Funktion, Lebensqualität und Schmerzmitteleinnahme halten teilweise nur kurzfristig an. Ein Pluspunkt der Balneotherapie ist ihre gute Verträglichkeit. Auch für die Spa-Therapie ließ sich ein günstiger Effekt feststellen. Massagen, Duschen, Schlamm- und Wasserbäder waren einem Sportprogramm mittelfristig überlegen.
Landeier vs. Wasserratten
Eine Packung verpassen und Schmerzen lindern
Eine weitere Option sind die Schlammpackungen – sie können bei Kniearthrose eingesetzt werden, so der einstimmige Konsens der Verfasser. Eine systematische Übersichtsarbeit von 20 Studien mit zusammen mehr als 1800 Patienten ergab eine positive Wirkung bezüglich Schmerz, Funktion und Lebensqualität. Allerdings wurde die Qualität der Studien nur unzureichend analysiert. Ein eingeschränkt positives Votum spricht die Leitlinie auch für die Akupunktur aus – sie kann zum Einsatz kommen. Systematische Reviews ergaben eine signifikante Reduktion der Knieschmerzen, die allerdings teilweise nur kurzfristig anhielt bzw. auch unter einer Schein-Akupunktur beobachtet wurde. Wenn Arthrosepatienten eine topische Phytotherapie wünschen, kann ein beinwellextrakthaltiges Gel eine klinisch relevante Schmerzlinderung erzielen, wie eine Cochrane-Analyse belegt.Nicht empfehlenswert:
Die Leitlinienautoren konnten sich angesichts der dürftigen Studienlage nicht zu einer Empfehlung der Blutegeltherapie durchringen. In einer Metaanalyse von kleineren Studien unterschiedlicher Qualität ergab sich eine moderate bis starke Evidenz für einen langfristigen Einfluss auf Schmerz und Steifigkeit. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse kamen nicht vor. Was die Homöopathie betrifft, so erlaubt die Evidenzlage derzeit ebenfalls noch keine Empfehlung. In einem Review wurden vier randomisiert kontrollierte Studien eingeschlossen, die verschiedene Zubereitungen (Einzel- oder Komplexmittel) und Anwendungen verglichen (Injektion, oral, topisch). Dabei zeigten die eingesetzten Homöopathika eine äquivalente oder überlegene Wirksamkeit im Vergleich zur Standardmedikation und/oder eine Überlegenheit gegenüber Placebo. Die Qualität der Studien wurde jedoch nicht berücksichtigt. Und wie steht es um die orale Phytotherapie? Für den Weihrauch konnten zwar vier kontrollierte Studien aus Indien einen günstigen Einfluss zeigen. Allerdings sind entsprechende Präparate in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen und die verfügbaren weihrauchhaltigen Nahrungsergänzungsmittel unterscheiden sich stark von den in Studien getesteten Extrakten. Zudem können Qualität und Zusammensetzung variieren. Die Leitlinie rät deshalb davon ab. Zu Ingwer und Kurkumaextrakt gibt es nach Meinung der Experten noch zu wenig Daten. Zu Arnikaextrakten zur topischen Anwendung ist noch keine sichere Aussage möglich, so die Leitlinie, auch wenn Arnika in einer Studie ebenso gut abschnitt wie topische NSAR – bei geringeren Nebenwirkungen.* Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Quelle: S2k-Leitlinie Gonarthrosen, AWMF-Register Nr. 033-004, www.awmf.org
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