Geht auch unter die Haut

Dr. Elke Ruchalla

Die Psoriasis kommt selten allein. Häufige Komorbidität ist das metabolische Syndrom. (Agenturfoto) Die Psoriasis kommt selten allein. Häufige Komorbidität ist das metabolische Syndrom. (Agenturfoto) © Егор Кулинич – stock.adobe.com

Chronische inflammatorische Erkrankungen wie die Psoriasis hinterlassen ihre Spuren nicht nur auf der Haut. Einige Faktoren sprechen klar für Systemtherapien, um dadurch assoziierte Komorbiditäten positiv zu beeinflussen.

Es wäre zu kurz gegriffen, wenn man eine Psoriasis nur auf Haut und Gelenke beschränkt. Die Probleme, die die chronische Krankheit mit sich bringt, reichen z.T. weit darüber hinaus. Häufige Komorbiditäten betreffen zusätzlich das Herz-Kreislauf-System und Stoffwechselveränderungen wie beim metabolischen Syndrom (s. Kasten). Das Syndrom wiederum verstärkt zusätzlich das Herz-Kreislauf-Risiko.

Steckbrief metabolisches Syndrom

Ein metabolisches Syndrom gilt als gegeben, wenn mindestens drei der fünf folgenden Kriterien zutreffen:

  • Taillenumfang mehr als 102 cm (bei Männern) bzw. mehr als 88 cm (bei Frauen)
  • Konzentration der Triglyceride 150 mg/dl oder mehr
  • Konzentration HDL-Cholesterin < 40 mg/dl (Männer) bzw. < 50 mg/dl (Frauen)
  • Blutdruck ≥ 130/85 mmHg
  • Nüchternglukose im Plasma 110 mg/dl oder mehr

Schwerer Verlauf macht Komorbidität wahrscheinlicher

Bis zu der Hälfte aller Psoriasispatienten weist ein metabolisches Syndrom auf. Je schwerer die Haut­erkrankung ausgeprägt ist, umso wahrscheinlicher wird die Komorbidität, schreiben Dr. Jashin Wu von der Dermatology Research and Education Foundation im kalifornischen Irvine und Kollegen. Zudem diagnostizieren Mediziner das Syndrom wesentlich häufiger bei Psoriasispatienten als in der Allgemeinbevölkerung, unabhängig vom Lebensalter. Betrachtet man einzelne Komponenten des metabolischen Syndroms individuell, weisen Adipositas und Diabetes die höchste Prävalenz bei gleichzeitig vorhandener Psoriasis auf. 

Die exakte kausale Beziehung zwischen Psoriasis und metabolischem Syndrom ist noch nicht komplett verstanden. Jedoch scheinen genetische Disposition (siehe Kasten) und entzündliche Prozesse eine Rolle zu spielen. Neben den proinflammatorischen Adipokinen nimmt insbesondere die IL-23/Th17-Achse eine zentrale Position ein. 

Erstens stimuliert IL-23 die T-Zell-Aktivierung und fördert so die Ausschüttung IL-17, IL-22 und TNF-α, die für die Plaquebildung und eine proinflammatorische positive Rückkopplung sorgen. Zweitens ist die IL-23/Th17-Achse auch an der Atherosklerosepathogenese beteiligt. Und drittens scheint IL-17 ein wichtiger Treiber für die entzündlichen Prozesse beim metabolischen Syndrom zu sein.

Gemeinsame genetische Unterschiede

Bei Psoriasis gibt es nicht nur eine familiäre Häufung. Verschiedene Genvarianten (Einzelnukleotidpolymorphismen, SNP), die mit der Entwicklung eines Typ-2-Diabetes in Zusammenhang stehen sowie auch solche, die mit metabolischem Syndrom und kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert sind, zeigten in populationsgenetischen Studien eine zusätzliche Verbindung zur bzw. ein vermehrtes Vorkommen bei Psoriasispatienten. In anderen Fällen handelte es sich zwar um das gleiche Gen, aber verschiedene SNPs, was auch z.T. unterschiedliche Mechanismen vermuten lässt. Insgesamt bleiben bezüglich der krankheitsspezifischen Genetik aber noch zu viele Fragen unbeantwortet, betonen die Wissenschaftler.
 

Dass die Zusammenhänge nicht nur graue Theorie sind, legt das verstärkte Vorkommen von Myokardinfarkten, koronarer Herzkrankheit und schweren Gefäßproblemen bei Psoriasispatienten nahe. Auch hier verschlimmert sich die Situation bei schwerer Hauterkrankung. 

Erfolgreiche Therapie für Haut, Herz und Stoffwechsel

Und die entzündlichen Prozesse in den Koronararterien, den Arterien der Extremitäten und den Halsschlagadern – unabhängig von den üblichen Herz-Gefäß-Risikofaktoren – gehen einher mit inflam­matorischen Veränderungen im viszeralen, subkutanen und perikardialen Fettgewebe, in der Milz und im Knochenmark. Schon bei jungen Menschen mit Psoriasis lassen sich verstärkt Risikofaktoren für gravierende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) finden – positiv korrelierend mit dem PASI.

Die Assoziationen lassen vermuten, dass eine erfolgreiche systemische Psoriasistherapie sich auch positiv auf metabolisches Syndrom und kardiovaskuläres Risiko auswirkt, wenn nicht sogar deren Entwicklung ausbremsen könnte. Gleichermaßen lässt sich davon ausgehen, dass sich z.B. eine Therapie des metabolischen Syndroms positiv auf die Hautsymptome auswirkt. 

MTX reduzierte z.B. in einer Beobachtungsstudie die kardio­vaskulären Ereignisse. Gegen TNF-α, IL-12/23 oder IL-17 gerichtete Therapien konnten die Progression einer KHK reduzieren sowie morphologische Gefäßparameter verbessern. TNF-α-Blocker wie Adalimumab haben in Studien das Auftreten von kardiovaskulären Events inkl. Myokardinfarkt deutlich gesenkt, auch im Vergleich zu Methotrexat. IL-17-Blocker zeigten auf die MACE-Häufigkeit in den bisherigen Studien dagegen keine signifikanten Effekte. 

Die Zusammenhänge zwischen Psoriasis und metabolischem Syndrom inkl. der kardiovaskulären Risiken machen deutlich, wie wichtig der Blick auf BMI, Blutdruck, Cholesterol und Triglyceride und das Diabetesscreening bei Psoriasispatienten ist. So können alle Komorbiditäten rechtzeitig erfasst und synergetische Effekte bei der jeweiligen Therapie genutzt werden.

Quelle: Wu JJ et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; DOI: 10.1111/JDV.18044

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