Gelenkbeteiligung bei Psoriasis rechtzeitig behandeln

Dr. Dorothea Ranft

Bei einer Psoriasisarthritis leidet nicht nur die Haut, sondern auch die Gelenke. (Agenturfoto) Bei einer Psoriasisarthritis leidet nicht nur die Haut, sondern auch die Gelenke. (Agenturfoto) © iStock/Iri-s

Bei Patienten mit Schuppenflechte dauert es immer noch zu lange, bis eine begleitende Arthritis erkannt und behandelt wird. Dabei ist die Gelenkentzündung im Rahmen einer Psoriasis ebenso zerstörerisch wie die der rheumatoiden Arthritis.

Die Psoriasisarthritis kann sich als periphere Gelenkentzündung manifestieren, aber auch als Enthesitis, Daktylitis oder mit axialem Befall. Entgegen früherer Annahmen handelt es sich nicht um eine Minorvariante der rheumatoiden Arthritis, sondern um eine eigenständige Form der seronegativen Spondyloarthritiden, schreibt ein Rheumatologenteam um Dr. ­Michaela ­Köhm von der Universitätsklinik Frankfurt. Sie manifestiert sich meist nach oder gleichzeitig mit dem Hautbefall, selten davor.

Mit Biologika gezielt die Zytokine blockieren

Medikamente der Wahl sind nach wie vor die nicht-steroidalen Antirheumatika. Intraartikuläre Steroidinjektionen eignen sich zur Behandlung von Patienten mit mono- oder oligoartikulärem Befall, systemische Glukokortikoide haben bei der Psoriasisarthritis nur eine geringe Bedeutung. Sobald die Diagnose gesichert ist, erfolgt bei anhaltenden Symptomen eine Therapie mit krankheitsmodifizierenden Wirkstoffen, auch Basistherapeutika oder ­DMARD* genannt. Drei Substanzklassen stehen zur Verfügung: die konventionellen synthetischen ­csDMARD wie Methotrexat oder Leflunomid, die zielgerichteten („targeted“) synthetischen tsDMARD wie Apremilast oder Tofacitinib sowie die biologischen ­bDMARD. Letztere wirken über eine Blockade von Zytokinen, die in der Pathogenese der Psoriasisarthritis eine Rolle spielen, oder über die Modulation von ­T-Zellen.

Bei der peripheren Psoriasis­arthritis zeigen TNF-Blocker, ­IL-17-Inhibitoren und der Januskinase-Inhibitor Tofacitinib die stärk­ste Wirkung. Ustekizumab, ein ­IL-12/23-Inhibitor, scheint in der niedrigen Dosierung (45 mg alle drei Monate) einen geringeren Effekt zu haben, ebenso Apremilast. Leflunomid beeinflusst nachweislich den Verlauf der Erkrankung. Für Methotrexat fehlen kontrollierte Studien, aufgrund ihrer klinischen Erfahrung nehmen die Frankfurter Rheumatologen jedoch eine ähnliche Wirkstärke an wie bei Leflunomid.

Zur Behandlung der Sehnenansatzentzündung eignen sich alle in der Therapie der Psoriasisarthritis eingesetzten Biologika. Inhibitoren von ­IL-17 bzw. ­IL-23 scheinen Vorteile gegenüber den TNF-Blockern zu bieten. Auch Apremilast und Tofacitinib zeigen Effekte. Die konventionellen Basistherapeutika hingegen sind bei der Enthesitis sicher nicht erste Wahl, betonen die Autoren. Bei der Daktylitis schätzen sie die Verhältnisse ähnlich ein, billigen den ­csDMARD aber eine gewisse Bedeutung zu.

Substanzen gegen Psoriasisarthritis

  • csDMARD: Methotrexat, Leflunomid, Sulfasalazin, Ciclosporin
  • tsDMARD: Apremilast, Tofacitinib
  • TNF-Inhibitoren: Etanercept, Infliximab, Adalimumab, Golimumab, Certolizumab pegol
  • IL-12/23-Inhibitoren: Ustekinumab
  • IL-17A-Inhibitoren: Secukinumab, Ixekizumab
  • T-Zell-Modulatoren: Abatacept

Bei einer Beteiligung des Achsen­skeletts haben sich die konventionellen Basismedikamente als ungeeignet erwiesen. Als erster Substanz wurde für den IL-17-Inhibitor Secukinumab in einer Studie eine spezifische Wirksamkeit bei der axialen Psoriasisarthritis belegt, und auch der Januskinase-Inhibitor Tofacitinib hat sich für diese Indikation bewährt. Was die Sicherheit anbetrifft, muss man bei sämtlichen Basistherapeutika mit einem gewissen Infektionsrisiko rechnen. Insbesondere bei TNF-Blockern ist vor Therapiebeginn eine latente Tuberkulose auszuschließen, weil unter der Behandlung eine Reaktivierung droht. ­IL-17-Inhibitoren können Candida-Infektionen begünstigen, Tofacitinib steht mit dem vermehrten Auftreten von Herpes-Zoster-Infektionen in Verbindung. Oft begleitende chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können mit Antikörpern gegen TNF und IL-12/23-Inhibitoren mit behandelt werden. Eine weitere häufige Komorbidität, die Uveitis, lässt sich nach Einschätzung der Autoren am besten mit TNF-Blockern angehen.

Applikationsintervall beachten

Auch die Darreichungsform spielt bei der Auswahl des geeigneten Therapeutikums eine Rolle. So müssen Biologika parenteral verabreicht werden. Die Therapie mit ­csDMARD, Tofacitinib und Apremilast erfolgt dagegen oral. Auch hinsichtlich des Applikationsintervalls unterscheiden sich die einzelnen Substanzen deutlich.

* disease-modifying anti-rheumatic drug

Quelle: Köhm M et al. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 773-783; DOI: 10.1055//a-0964-0231

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Bei einer Psoriasisarthritis leidet nicht nur die Haut, sondern auch die Gelenke. (Agenturfoto) Bei einer Psoriasisarthritis leidet nicht nur die Haut, sondern auch die Gelenke. (Agenturfoto) © iStock/Iri-s