Hämorrhoidentherapie: Viele Fasern, kurze Sitzung, nicht pressen und Papier sparen

Friederike Klein

Liegen Hämorrhoiden vom Grad 2 vor, gilt: nur ein Stuhlgang pro Tag. Danach kein feuchtes Toilettenpapier, sondern viel Wasser verwenden. Liegen Hämorrhoiden vom Grad 2 vor, gilt: nur ein Stuhlgang pro Tag. Danach kein feuchtes Toilettenpapier, sondern viel Wasser verwenden. © wikimedia/Prof. Dr. Alexander Herold, End- und Dickdarm-Zentrum Mannheim

Mit der Therapie niedriggradiger Hämorrhoiden sollte man nicht übers Ziel hinausschießen: Zwei Drittel der Patienten mit Gefäßpolstern vom Grad 2 sind spontan nach 48 Monaten beschwerdefrei, viele bleiben es auch.

Den Maßstab von 66 % Spon­tanremissionen sollte man auch bei der Beurteilung von Therapien anlegen, findet Dr. Martin­ Schmidt-Lauber, niedergelassener Gastroenterologe aus Oldenburg. So kommt die Sklerosierung niedriggradiger Hämorrhoiden (Grad 1 und 2) auf einen kurzfris­tigen Erfolg von etwa 70 %, nach drei Jahren liegt die Rezidivfreiheit bei 32 %. Damit ist die Verödung kaum effektiver als der Spontanverlauf. Wichtig ist laut Dr. Schmidt-Lauber aber eine Beratung als Basisbehandlung, auch wenn die Evidenz für die Maßnahmen nicht gut ist. Dazu gehören:

1. Ballaststoffreiche Ernährung und ausreichende Trinkmenge, um eine physiologische Dehnung und Entleerung des Hämorrhoidalpolsters zu erreichen

2. Beratung zum Defäkationsverhalten, um eine Dislokation zu vermeiden:

  • Pressen, Drücken und lange Sitzungen vermeiden (drei bis maximal fünf Minuten),
  • möglichst nur einmal täglich Defäkieren,
  • am Ende Sphinkter bewusst kontrahieren.

3. Anleitung zur Analhygiene: 

  • viel Wasser,
  • wenig Papier,
  • keine Seife/Feuchttücher verwenden.

Dabei muss man auch realistisch sein: Die in Studien untersuchte und bei blutenden Hämorrhoiden wirksame Menge an Flohsamen betrug 20–30g pro Tag – das entspricht vier bis sechs Beuteln, die erst einmal mit genügend Wasser eingenommen werden müssen. Alternativ wird der Konsum von 250–400 mg oder vier bis fünf Portionen Müsli pro Tag genannt. „Wer verträgt das?“, fragte Dr. Schmidt-Lauber. „Mal abgesehen von den Kalorien!“

Salben, Cremes und Suppositorien haben keine Wirkung auf die Hämorrhoiden, können aber die Symptome von entzündlichen Begleitveränderungen verringern. Bei sekundärem Analekzem helfen Zinksalbe und kurzfristig ein Steroid oder ein Antimykotikum. Auch die Gummibandligatur gehört zu den konservativen Verfahren. Um Schmerzen und Blutungen nach dem Eingriff in Grenzen zu halten, empfahl Dr. Schmidt-Lauber, nicht mehr als zwei Ligaturen pro Sitzung durchzuführen. Das Verfahren erreicht in Studien Erfolgsraten von bis zu 87 % über fünf Jahre, wenn bei Bedarf weitere Ligaturen gesetzt werden.

Bei Grad 3 und 4 den TONE angeben

Auch fortgeschrittene Hämorrhoiden sind nicht automatisch eine OP-Indikation. In einer indischen Studie waren zwei Drittel der Patienten mit Hämorrhoiden des Grads 3 und 4 mit Prolaps und gelegentlichen Blutungen nach 40 Monaten mit einer Basistherapie mit ballaststoffreicher Ernährung und umgestelltem Defäkationsverhalten (TONE) auch ohne Hämorrhoidenentfernung sehr zufrieden. TONE steht für:
Three minutes: 3 (maximal 5) Minuten für den Stuhlgang
Once-a-day: nur einmal täglich defäkieren
No strain: nicht Pressen oder Drücken
Enough fiber: genug Ballaststoffe (5–6 Teelöffel mit 500 bis 600 ml Wasser täglich einnehmen) In rund 57 % der Fälle hatte sich der Prolaps verbessert, bei 26 % der Patienten war er zumindest nicht weiter fortgeschritten. Auch die Blutungen waren selten geworden. Nur 13 % der eigentlich zur OP anstehenden Patienten mussten tatsächlich operiert werden. „Wir müssen wirklich gut nachdenken, wen wir operativ behandeln“, meinte Dr. Schmidt-Lauber.

In anderen Ländern ist man da weniger zimperlich. In einer britischen Studie wurde bei Patienten mit Hämorrhoiden zweiten und dritten Grades die Gummibandligatur aller erreichbaren Gefäßpolster in einer Sitzung durchgeführt und mit der operativen Arterienligatur verglichen. Nach einem Jahr wiesen die Hälfte der Patienten nach Gummibandligatur, aber nur 30 % nach der OP ein Rezidiv auf.

Chirurgische Ligatur teurer und schmerzhafter als das Gummi

Gewertet wurden allerdings auch erneut notwendige Ligaturen in der konservativen Therapiegruppe. Beurteilte man das Gesamtergebnis nach einem Jahr, ohne dass weitere Gummibandligaturen als Versager gewertet werden, fand sich kein Unterschied. Die operative Arterienligatur ging allerdings mit deutlich mehr und länger anhaltenden Schmerzen einher und war erheblich teurer. Ein klares Entweder–oder lasse sich aus der Studie nicht ableiten. Die Indikation für das eine oder andere Vorgehen werde in der Praxis individuell gestellt, die Verfahren unterschiedlichen Patienten vorgeschlagen.

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Liegen Hämorrhoiden vom Grad 2 vor, gilt: nur ein Stuhlgang pro Tag. Danach kein feuchtes Toilettenpapier, sondern viel Wasser verwenden. Liegen Hämorrhoiden vom Grad 2 vor, gilt: nur ein Stuhlgang pro Tag. Danach kein feuchtes Toilettenpapier, sondern viel Wasser verwenden. © wikimedia/Prof. Dr. Alexander Herold, End- und Dickdarm-Zentrum Mannheim