
Hinter der „Sommergrippe“ kann ein Q-Fieber stecken

Man muss nicht einmal ein Schaf zu Gesicht bekommen haben, um am Q-Fieber zu erkranken, erläuterte Dr. Hilte Geerdes-Fenge von der Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin der Universitätsmedizin Rostock. Allein die Sporen des gramnegativen Erregers Coxiella burnetii, über Kilometer mit dem Wind herangetragen, reichen für eine Infektion aus. Noch größer ist die Infektionsgefahr bei Kontakt mit Urin, Faeces oder kontaminierter Wolle befallener Schafe. Auch in der Milch der Tiere und in Rohmilchkäse können die mit den Legionellen verwandten Bakterien enthalten sein. Für die Infektion genügen weniger als zehn Keime, die Inkubationszeit beträgt zwei bis drei Wochen.
Etwa 50 % der Infektionen verlaufen asymptomatisch oder mit milden grippeähnlichen Symptomen. Häufig bleibt die Ursache der Beschwerden erst einmal unklar. Schwerere Verläufe äußern sich als sogenannte Sommergrippe mit
- hohem Fieber,
- Gliederschmerzen,
- heftigen retroorbitalen Kopfschmerzen,
- Erbrechen und Diarrhö.
Dr. Geerdes-Fenge berichtete von einem 30-jährigen Kameramann, der seit sieben Tagen anhaltendes Fieber bis 40 °C hatte, dazu Kopf- und Gliederschmerzen, trockenen Husten, Nachtschweiß und dünnen Stuhl. Die Frage nach Auslandsaufenthalten oder Vorerkrankungen verneinte der Patient. Klinisch zeigten sich Tachykardie und Tachypnoe. Beim Auskultieren fanden sich feinblasige Rasselgeräusche links basal und Ruhedyspnoe. Radiologisch ließ sich linksbasal eine Pneumonie bestätigen. Das Labor ergab Leukozytopenie und eine Hyponatriämie, stark erhöhtes CRP und Transaminasenerhöhung. „Wenn Sie jemanden mit einer Pneumonie und einer CRP- und Transaminasenerhöhung haben, sollten sie durchaus an eine Legionellose oder ähnliches denken“, sagte der Kollege.
Wenn es kompliziert wird
Es drohen Endokarditis, Osteomyelitis und Hepatitis
Zur Therapie der akuten Infektion wird Doxycyclin (2 x 100 mg für 2–3 Wochen) empfohlen. Dabei sind die Leberwerte zu kontrollieren, so Dr. Geerdes-Fenge, und der Patient muss auf die Gefahr einer Photosensibilisierung hingewiesen werden. Alternativ bieten sich Cotrimoxazol und Fluorchinolone der dritten Generation an. Möglich ist auch Azithromycin. „Etwa 5 bis 15 % der akuten Krankheitsfälle werden chronisch“, erklärte die Referentin. Die Latenzzeit könne sechs Monate bis zehn Jahre oder länger nach Erstinfektion betragen. Als Folgen nannte Dr. Geerdes-Fenge Endokarditis (vor allem bei vorbestehenden Herzvitien), Vaskulitis, Osteomyelitis, Hepatitis und interstitielle Lungenfibrose. Gleichfalls möglich sind kryptogene organisierende Pneumonie (COP) sowie lang andauerndes oder rekurrentes Fieber. Therapiert wird über zwei Jahre mit Doxycyclin in Kombination mit einem Fluorchinolon (vorzugsweise der Gruppe 3 oder 4) oder mit Doxycyclin plus Hydroxychloroquin.Kongressbericht: 61. Kongress der DGP (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin; Online-Veranstaltung)
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