Hochintensiver fokussierter Ultraschall bewährt sich bei essenziellem und Parkinsontremor

Friederike Klein

Durch die HiFUS-Therapie ließ sich das Zittern um bis zu 80 % reduzieren. Durch die HiFUS-Therapie ließ sich das Zittern um bis zu 80 % reduzieren. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

Beim essenziellen Tremor und dem tremor-dominanten Parkinsonsyndrom erzielt der hoch intensive fokussierte Ultraschall überzeugende Ergebnisse.

Essenzieller Tremor und tremordominanter Parkinson sind die bisherigen Einsatzgebiete der hochintensiven fokussierten Ultra­schall-Therapie (HiFUS). Unter MRT-Kontrolle wird dabei der Nucleus ventralis intermedius thalami (Vim) gezielt auf 60 °C erwärmt und irreversibel denaturiert – meist mit sofortigem Effekt auf das Zittern.

Aus einem wokförmigen Transducer mit 1024 Ultraschall-Quellen werden Wellen mit einer Frequenz von 620–770 kHz auf den Vim zentriert. So lässt sich ohne Schädeleröffnung und Hautschnitt gezielt eine Läsion setzen, erläuterte Privatdozent Dr. Lennart Stieglitz, Neurochir­urgische Universitätsklinik Zürich. Seit 2005 sammelt er Erfahrungen mit der Methode. Das Prinzip beruht auf der sofortigen Denaturierung von Proteinen und Zellkomponenten ab Temperaturen von 60 °C.

Knochen verzerrt die Ultraschallwellen

Ganz so einfach ist das Verfahren aber nicht anzuwenden. Zum einen entsteht Wärme auch außerhalb der Zielregion und der Schädel muss rasiert und während der Prozedur wassergekühlt werden. Am Phasenübergang zwischen Wasser, Haut, Knochen und Hirngewebe kommt es zudem zu einem deutlichen Energieverlust. Insbesondere der Knochen verzerrt die Ultraschallwellen. Daher müssen die ossären Charakteristika individuell berücksichtigt werden. Einige Patienten fallen ganz heraus, weil aufgrund ihrer Knochenbeschaffenheit eine zu hohe Energie für die Therapie nötig wäre. Bei den meisten lässt sich die Ausrichtung der Ultraschallwellen aber so berechnen, dass die Wellen nach Knochendurchtritt wieder in Phase sind und das Zielgebiet exakt erreichen. Zur Kontrolle erfolgt alle 3,5 Sekunden im MRT eine Thermometrie.

Zur HiFUS-Therapie eines Tremors wird beim wachen Patienten im ersten Schritt durch die Erwärmung auf 50 °C eine Irritation im Zielgebiet erzeugt. Zeigt sich ein klinischer Effekt und werden keine oder nur wenig unerwünschte Wirkungen beobachtet, erzeugt man mit einer Temperatur von 60 °C eine bleibende Läsion. Die Gesamtdauer der Therapie beträgt mit Vorbereitung etwa 1,5 Stunden. Die Patienten bleiben noch zwei Nächte im Krankenhaus und werden per MRT, physiotherapeutisch und im Motoriklabor (Nebenwirkungen!) nachkontrolliert.

Die Wirksamkeit der HiFUS-Therapie wurde in randomisierten, sham-kontrollierten Studien sowohl bei Patienten mit essenziellem Tremor als auch bei solchen mit medikamentenrefraktärem, tremordominantem Parkinson bestätigt. Im Züricher Zentrum erreichen 80 % der Parkinsonpatienten eine etwa 80%ige Tremorreduktion.

Im weiteren Verlauf ist ein Nachlassen der Wirkung bzw. eine Wiederkehr im Sinne einer leichten Zunahme des Tremors zu erwarten, berichtete Dr. Stieglitz. Das Risiko für einen Schlaganfall oder eine Hirnblutung sei bei dem Verfahren mit unter 1 % gering. Als Nebenwirkungen können Gefühlsstörungen, insbesondere im Mundbereich, und eine Gangunsicherheit auftreten.

HiFUS in zwei deutschen Zentren etabliert

Eine Alternative zur tiefen Hirnstimulation ist das Verfahren für Parkinsonpatienten bislang nur bei tremor-betonten Beschwerden, betonte der Kollege. Die übrigen Symptome werden über den Vim-Fokus nicht beeinflusst. In Deutschland wurde die Methode bislang an zwei Zentren in Bonn und Kiel etabliert.

Quelle: Parkinson und Bewegungsstörungen – Highlights digital

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Durch die HiFUS-Therapie ließ sich das Zittern um bis zu 80 % reduzieren. Durch die HiFUS-Therapie ließ sich das Zittern um bis zu 80 % reduzieren. © Pixel-Shot – stock.adobe.com