Hoffnung für Alzheimerkranke

Dr. Judith Lorenz

Im Rahmen der Phase-3-Studie ­Clarity AD wurden 898 Menschen mit M. ­Alzheimer im Frühstadium mit dem Antikörperpräparat behandelt. Im Rahmen der Phase-3-Studie ­Clarity AD wurden 898 Menschen mit M. ­Alzheimer im Frühstadium mit dem Antikörperpräparat behandelt. © Siarhei – stock.adobe.com

Der thera­peutische Antikörper ­Lecanemab reduziert die Beta-Amyloid-Last im Gehirn von Menschen mit ­Morbus ­Alzheimer. Das bremst nachweislich den kognitiven Abbau.

Bei der Pathogenese der Alzheimer­erkrankung spielt die Akkumulation von Beta-Amyloid im Gehirn eine entscheidende Rolle. Monomere des Proteins polymerisieren zunächst zu unstrukturierten Aggregaten, den löslichen Protofibrillen. Diese lagern sich zunehmend in Form unlöslicher Fibrillen und größerer Plaques ab. Die Protofibrillen gelten dabei als am stärksten neurotoxisch, schreibt ein Team um Prof. Dr. ­Christopher van ­Dyck von der ­Yale ­University in New ­Haven. An ihnen setzt der monoklonale Antikörper ­Lecanemab an, erläutern sie.

Im Rahmen der Phase-3-Studie ­Clarity AD behandelten Prof. van Dyck und Kollegen 898 Menschen mit M. ­Alzheimer im Frühstadium mit dem Antikörperpräparat. Weitere 897 Betroffene erhielten Infusionen ohne Medikament. Bei allen Studienteilnehmern wurde Beta-Amyloid per PET* oder im ­Liquor nachgewiesen.

Über den Zeitraum von 18 Monaten verschlechterten sich die kognitive und funktionelle Leis­tungsfähigkeit der Patienten im Lecanemab-­Arm weniger stark als in der Kontrollgruppe. Unter Verum nahm zudem die mittels PET quantifizierte Beta-Amyloid-Last deutlich ab, unter Placebo hingegen stieg sie. Allerdings kam es im Prüfarm häufiger zu Nebenwirkungen wie Infusionsreaktionen sowie zu amyloid­assoziierten Blutungen, Ödemen oder Effusionen im Gehirn.

Lecanemab ist ein vielversprechender Beta-Amyloid-Senker, meinen die Wissenschaftler mit Blick auf ihre Studiendaten. Ob der Wirkstoff dem kognitiven Verfall bei M. ­Alzheimer auch auf lange Sicht vorbeugen kann und in welchem Ausmaß mit klinisch relevanten Nebenwirkungen zu rechnen ist, wird derzeit in der Erweiterungsstudie von ­Clarity AD geprüft.

Auch Prof. Dr. Sam ­Gandy und Prof. Dr. ­Michelle ­Ehrlich von der ­Icahn ­School of ­Medicine at ­Mount ­Sinai in New York halten die Ergebnisse der Clarity-AD-Studie für ermutigend. Sie setzen bei der Behandlung der Alzheimerkrankheit allerdings auf die Kombination verschiedener Therapiestrategien, wie sie in einem Editorial erläutern.

Neben den amyloidsenkenden Infusionen ihrer Kollegen sehen Prof. ­Gandy und Prof. ­Ehrlich in der ­Glia und dem immunologisch-inflammatorischen System weitere lohnende Therapieziele. Derzeit sei ihnen zufolge aber noch unklar, wann im Krankheitsverlauf welche Moleküle adressiert werden müssen. Offen ist auch, ob diese Ziele inhibiert oder ob sie aktiviert werden sollten.

*    Positronenemissionstomografie

Quellen:
1. van Dyck CH et al. N Engl J Med 2023; 388: 9-21; DOI: 10.1056/NEJMoa2212948
2. Gandy S, Ehrlich ME. N Engl J Med 2023; 388: 80-81; DOI: 10.1056/NEJMe2214981

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Im Rahmen der Phase-3-Studie ­Clarity AD wurden 898 Menschen mit M. ­Alzheimer im Frühstadium mit dem Antikörperpräparat behandelt. Im Rahmen der Phase-3-Studie ­Clarity AD wurden 898 Menschen mit M. ­Alzheimer im Frühstadium mit dem Antikörperpräparat behandelt. © Siarhei – stock.adobe.com