Antiepileptika bei Alzheimerdemenz – folgenschwere Verordnung

Dr. Barbara Kreutzkamp

Als gefährlich erwiesen sich vor allem die älteren Antiepileptika. Als gefährlich erwiesen sich vor allem die älteren Antiepileptika. © Katsiaryna – stock.adobe.com

Bekommen Ältere mit einer Altersdemenz Antiepileptika verordnet, erhöht sich nicht nur die Hospitalisationsrate in dem Patientenkollektiv. Sie scheinen auch deutlich häufiger zu sterben.

Gegen neuropathische Schmerzen, zur Migräneprophylaxe oder bei bipolarer Störung – Anti­epileptika kommen nicht nur zur Anfallskontrolle bei Epilepsie zum Einsatz. Ältere Substanzvertreter wie Carbamazepin und Valproinsäure leisten ihren Teil sogar in der Therapie schwerer Verhaltensstörungen im Kontext einer Demenz.

Doch sollten Antiepileptika besonders bei älteren Patienten mit Bedacht verordnet werden, Stichwort Neben- und Wechselwirkungen. So dokumentiert eine 2019 publizierte Studie eine erhöhte Hospitalisationsrate unter den Substanzen. Eine aktuelle Arbeit von Wissenschaftlern um Dr. Tatyana­ Sarycheva­, Pharmakologin an der University of Eastern Finland, offenbarte nun zusätzlich ein um 23 % erhöhtes Sterberisiko für Personen mit Alzheimerdemenz unter Antiepileptika.

Einbezogen in die Kohortenstudie wurden Daten von fast 71 000 in Finnland lebenden Alzheimer­patienten, die ihre Diagnose zwischen 2005 und 2011 erhalten hatten. Mehr als 5500 von ihnen nahmen in der Zeit Antiepileptika. Um deren potenzielles Risiko auf das Überleben abzuschätzen, stellten die Forscher dem Kollektiv Daten von in Diagnose, Alter, Geschlecht und anderen Merkmalen identischen Personen gegenüber. Einziger Unterschied: Die Anti­epileptika-Verordnung fehlte.

Bei kaum der Hälfte der mit Antiepileptika behandelten Personen ging die Pharmakotherapie länger als sechs Monate. Gegenüber den nicht mit Anti­epileptika Behandelten betrug deren relatives Risiko für Tod 1,23, die meisten starben infolge der Demenz. Besonders in den ersten 90 Tagen lag die Gesamtmortalität unter Antiepileptika im Vergleich mehr als doppelt so hoch (Hazard Ratio, HR, 2,40). Zudem erkannten die Forscher, dass es gerade ältere Substanzen waren, die im Vergleich zu neueren Vertretern wie Pregabalin und Gabapentin mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert waren (HR 1,79).

Quelle: Sarycheva T et al. Neurology 2020; 94: e2099-e2108; DOI: 10.1212/WNL.0000000000009435

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Als gefährlich erwiesen sich vor allem die älteren Antiepileptika. Als gefährlich erwiesen sich vor allem die älteren Antiepileptika. © Katsiaryna – stock.adobe.com