HPV: Forderung nach höherer Impfrate

Birgit-Kristin Pohlmann

Etwa 100 verschiedene Typen von humanen Papillomaviren (HPV) existieren. Etwa 100 verschiedene Typen von humanen Papillomaviren (HPV) existieren. © fotolia/warrior3d

Mit der HPV-Impfung steht eine wirksame Maßnahme zur Primärprävention des Zervixkarzinoms zur Verfügung. In Deutschland wird diese nach wie vor nicht ausreichend umgesetzt. Daten aus Ländern mit einer Durchimpfungsrate um 70 % zeigen, dass sich das Risiko deutlich reduzieren lässt.

Die rechtzeitige Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) vor Aufnahme der sexuellen Aktivität ist eine wirksame und damit wichtige Maßnahme der primären Prävention, erläuterte Professor Dr. Peter Hillemanns, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Hochschule Hannover. Auch Jungen sollten die HPV-Impfung erhalten. Problem sei, dass die Kosten für die Jungen derzeit nicht zwingend von den Kassen übernommen werden, da die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfempfehlung bislang nur für die Mädchen ausgesprochen habe.

Ziel: Durchimpfungsrate insgesamt erhöhen

Die Durchimpfungsrate liege in Deutschland mit etwa 40 % deutlich zu niedrig, betonte Prof. Hillemanns. Seine Botschaft: „Versuchen Sie die Durchimpfungsrate in Deutschland hoch zu halten!“ In Australien, Schottland und Dänemark, wo auch Jungen geimpft werden und die Durchimpfungsrate bei gut 70 % liege, konnte die Inzidenz fortgeschrittener zervikaler intraepithelialer Neoplasien (CIN3) – der unmittelbaren Vorstufe des Zervixkarzinoms – bei Frauen unter 25 Jahren bereits um etwa die Hälfte reduziert werden, so der Experte.

Impfung von jungen Männern wird in der STIKO diskutiert

Theoretisch sei die Akzeptanz der deutschen Gynäkologen gegenüber der HPV-Impfung sowohl für Mädchen als auch Jungen hoch, so Prof. Hillemanns. Das zeige eine entsprechende Untersuchung, die erst letztes Jahr publiziert wurde.

Zuverlässige Primärprävention möglich

Der mittlerweile verfügbare 9-fach-Impfstoff kann 90 % aller Zervixkarzinome verhindern, erläuterte Prof. Hillemanns. Dies sei ein einzigartiger Wert. Zudem werden 85 % der Krebsvorläuferstufen CIN2/3 und 60 % der CIN1 verhindert.„Wir können mit einer konsequenten Durchimpfung unserer Mädchen und Jungen mit diesem Impfstoff die Krebsvorsorge deutlich verbessern“, so der Experte. Er betonte, dass die HPV-Impfung keine therapeutische Wirkung hat, sondern eine rein prophylaktische Maßnahme sei. Auch nach Konisation mache eine HPV-Impfung keinen Sinn. Bislang konnte kein signifikanter Vorteil für diese Frauen gesehen werden. Die rechtzeitige Impfung sei daher essenziell.

Die Impfbereitschaft sank jedoch deutlich bei der Nachfrage, ob man die eigenen Söhne einer Impfung unterziehen würde. Die Impfung von jungen Männern werde in Deutschland derzeit von der STIKO diskutiert. Sie habe viele Vorteile, betonte Prof. Hillemanns. So werden 90 % der Genitalwarzen verhindert, 70 – 90 % der HPV-induzierten Analkarzinome und etwa 40 % der HPV-induzierten Peniskarzinome. Der entscheidende Vorteil sei jedoch die bessere Herdenimmunität.

Organisiertes Screening mit Einladungsmodell

Randomisierte kontrollierte klinische Studien zeigen, dass sich Zervixkarzinome bzw. CIN3-Läsionen mit dem HPV-Test zuverlässiger erkennen lassen als mit dem Pap-Test (Zytologie). Nach 4–8 Jahren zeigte sich eine Reduktion der Inzidenz um 71 % beim Zervixkarzinom und um zuzüglich 41 % bei den CIN3-Läsionen. Der Gemeinsame Bundesausschluss (G-BA) diskutiert seit September 2016 ein organisiertes Screening mit Einladungsmodell für sechs Jahre:
  • Danach soll in der Altersgruppe der 20–34-Jährigen jährlich ein zytologischer Abstrich erfolgen.
  • Ab dem 35. Lebensjahr wird ein kombinierter Abstrich aus HPV-Test und Zytologie alle drei Jahre empfohlen.
  • Bei einem auffälligen Befund soll ein zweiter Test durchgeführt werden, der dann auch bei den unter 35-Jährigen den HPV-Test beinhaltet.
  • Ist auch die zweite Testung auffällig, soll eine Koloskopie mit Biopsie Klarheit bringen.
Prof. Hillemanns wies darauf hin, dass die alleinige Koloskopie nicht zuverlässig genug sei. Wichtig sei auch, bei einem ersten auffälligen Screeningtest nicht sofort mit der Therapie zu beginnen, sondern die zweite Testung abzuwarten, betonte der Experte.

Quelle: 7. Essener Symposium zur ­Gynäkologischen Onkologie und Senologie 

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Etwa 100 verschiedene Typen von humanen Papillomaviren (HPV) existieren. Etwa 100 verschiedene Typen von humanen Papillomaviren (HPV) existieren. © fotolia/warrior3d