Invasive Infektionen durch Gruppe-A-Streptokokken sind ein zunehmendes Problem

Kathrin Strobel

Gruppe-A-Streptokokken gefährden vor allem Kinder im Alter von ein bis vier Jahren. Gruppe-A-Streptokokken gefährden vor allem Kinder im Alter von ein bis vier Jahren. © wikimedia/CDC

Ein dreijähriges Mädchen bekommt erst Fieber, dann petechiale Blutungen. Wenige Stunden später ist sie tot. Fünf Tage darauf steigt auch bei ihrem Bruder die Temperatur. Bei ihm gelingt es schließlich, den verantwortlichen Erreger zu identifizieren.

Von einem besonderen Fall berichtete Professor Dr. Reinhard­ Berner­ vom Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden: Eine Dreijährige mit Trisomie 21 litt unter Fieber und Erbrechen. Der Kinderarzt diagnostizierte eine Otitis media und verordnete Cefpodoxim.

Noch am selben Tag wurde das Mädchen stationär aufgenommen. Sie befand sich in einem stark reduzierten Allgemeinzustand, sie wies eine verlängerte ReCap-Zeit auf sowie petechiale Blutungen genital und im Nacken, was für eine Purpura fulminans sprach. Die Kollegen vermuteten eine Meningokokken­infektion.

Etwa 16 Stunden nach der Aufnahme starb die junge Patientin im kardiogenen Schock bei Kammerflimmern aufgrund einer Hyperkaliämie. Weder in Blut- noch in Liquor- oder Aszitesproben konnte ein Erreger nachgewiesen werden. In Abstimmung mit dem zuständigen Gesundheitsamt wurde eine Umgebungsprophylaxe mit Rifampicin für Kontaktpersonen angeordnet.

Erreger erst beim erkrankten Bruder identifiziert

Fünf Tage später saßen die Eltern wieder in der Notaufnahme – dieses Mal mit ihrem fünf Jahre alten Sohn. Auch er hatte inzwischen Fieber entwickelt. Die Ärzte nahmen ihn stationär auf, ordneten eine Blut- und Liquoruntersuchung an sowie den sofortigen Beginn einer antibio­tischen Therapie mit Cefotaxim. Bei ihm gelang in der Blutkultur schließlich der Erregernachweis: Es handelte sich um Gruppe-A-Streptokokken.

Inzwischen weiß man, dass die Inzidenz von invasiven A-Streptokokken bei engen Haushaltskontakten um das 2000-Fache erhöht ist. Daher wird für Mitglieder desselben Haushalts (nicht aber für Kindergarten- bzw. Schulkontakte oder medizinisches Personal) eine antibiotische Prophylaxe empfohlen. Das ist laut Prof. Berner bislang noch zu wenig bekannt. Welcher Wirkstoff sich für die Prophyaxe am besten eignet, ist noch nicht geklärt. Meist kommt Rifampicin zum Einsatz, denkbar wäre aber auch eine Kombination aus Penicillin und Clindamycin oder die alleinige Gabe von Clindamycin oder Cefadroxil, erklärte der Kollege.

Neben der Purpura fulminans können Gruppe-A-Streptokokken weitere invasive Infektionen aus­lösen. Dazu zählen unter anderem:

  • Epiglottitis
  • Mastoiditis
  • Pleuropneumonie/Pleuroempyem

A-Streptokokken werden zunehmend zum Problem, betonte Prof. Berner. In einer Studie aus Australien betrug die jährliche Inzidenzrate von durch A-Streptokokken ausgelösten invasiven Infektionen 1,6 pro 100 000 Kinder. Am häufigsten war die Altersgruppe der Ein- bis Vierjährigen betroffen. Eine Umgebungsprophylaxe war nur in etwa jedem zweiten Fall angeboten worden.

Interessanterweise bestand eine deutliche Assoziation zur Influenza. Dieser Zusammenhang sollte laut dem Referenten Anlass zu einer erhöhten Aufmerksamkeit geben.

Quelle: 13. Pädiatrie-Update-Seminar*

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Gruppe-A-Streptokokken gefährden vor allem Kinder im Alter von ein bis vier Jahren. Gruppe-A-Streptokokken gefährden vor allem Kinder im Alter von ein bis vier Jahren. © wikimedia/CDC