Kleinzelliger Lungenkrebs: Chemo-/Immuntherapie bewährt sich

Birgit-Kristin Pohlmann

Eine aktualisierte Auswertung bestätigt den Überlebensvorteil für Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs. Eine aktualisierte Auswertung bestätigt den Überlebensvorteil für Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs. © iStock/solar22

Für die Behandlung des fortgeschrittenen kleinzelligen Lungenkarzinoms gab es über Jahrzehnte keinen wesentlichen Fortschritt. Dies hat sich mit der kombinierten Chemo-/Immuntherapie als Erstlinie geändert.

Im letzten Jahr erfolgte die Zulassung der Kombination aus Atezolizumab und Carboplatin/Etoposid für die Behandlung des kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC). Diese basiert auf den Daten der randomisierten Phase-3-Studie IMpower133, in der die Chemo-Immuntherapie gegenüber der alleinigen Chemotherapie mit Carboplatin/Etoposid einen signifikanten medianen Überlebensvorteil erreichte (HR 0,70; p = 0,007).

Professor Dr. Martin Reck, LungenClinic Großhansdorf, stellte eine aktualisierte Analyse zum Gesamtüberleben vor, die auf einer medianen Nachbeobachtungszeit von 22,9 Monaten basiert. Alle 403 Studienpatienten hatten ein messbares fortgeschrittenes SCLC und waren für diese Erkrankung systemisch nicht vorbehandelt.

Die aktualisierte Auswertung bestätigt einen weiterhin signifikanten Überlebensvorteil für die Intent-to-treat(ITT)-Population mit einer medianen Überlebenszeit von 12,3 Monaten versus 10,3 Monate (HR 0,76; p = 0,0154). Nach 18 Monaten waren im experimentellen Arm noch 34,0 % der Patienten am Leben im Vergleich zu 21 % unter Chemotherapie, erläuterte Prof. Reck.

Die Subgruppenauswertung belegt einen konsistenten Überlebensvorteil zugunsten der kombinierten Chemo-/Immuntherapie. Lediglich beim Lebensalter der Patienten zeige sich eine „gewisse Spreizung“, betonte der Referent, wonach die älteren Teilnehmer deutlicher profitierten als diejenigen unter 65 Jahren. Dies sei aber möglicherweise ein statistisches Phänomen.

Tumormutationslast ist kein prädiktiver Marker

Explorative Biomarkeranalysen zur Tumormutationslast (TMB) und der PD-L1-Expression deuten darauf hin, dass die zusätzliche Atezolizumabgabe unabhängig vom Biomarkerstatus den Therapieerfolg verbessert. Die TMB wurde im Blut mittels Liquid Biopsy für verschiedene Cut-offs (bTMB </≥ 16) untersucht. Hier ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit, sodass die TMB als prädiktiver Marker auszuschließen sei, so Prof. Reck. Die PD-L1-Expression wurde auf den Tumorzellen und den Immunzellen (IC) bestimmt.

Die bTMB und die PD-L1-Expression beschreiben laut dem Experten offensichtlich zwei unterschiedliche Patientenkollektive; Überlappungen waren gering. Zudem habe sich gezeigt, dass eine PD-L1-Expression beim SCLC insgesamt gering ist. Das gelte speziell für die PD-L1-Expression auf den Tumorzellen; hier waren nur 6 % der Karzinome positiv. Die Bestimmung auf den Immunzellen ergab bei etwa 50 % der Karzinome eine PD-L1-Positivität, aber bei nur etwa 20 % lag eine Expression ≥ 5 % vor. Auch die PD-L1-Expression hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit der Patienten und sei kein prädiktiver Marker.

Die kombinierte Chemo-/Immuntherapie sei eine wichtige neue Option für Patienten mit fortgeschrittenem SCLC. Die aktualisierte Auswertung der Überlebensdaten bestätige dies – u.a. unabhängig von der bTMB und der PD-L1-Expression. Da die PD-L1-Analyse auf einem limitierten Datensatz basiert, seien weitere Studien erforderlich, um potenzielle Biomarker und den Zusammenhang mit dem Therapieerfolg zu bewerten.

Quelle: Deutscher Krebskongress 2020

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Eine aktualisierte Auswertung bestätigt den Überlebensvorteil für Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs. Eine aktualisierte Auswertung bestätigt den Überlebensvorteil für Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs. © iStock/solar22