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Kurzzeitgedächtnis wie ein Sieb

Die transiente globale Amnesie (TGA) ist durch eine plötzlich einsetzende, vorübergehende Störung des Erinnerungsvermögens gekennzeichnet. Der Gedächtnisverlust beruht auf einer zeitweiligen Dysfunktion des Hippocampus. Grundlage der klinischen Diagnose einer TGA ist eine verlässliche Fremdanamnese, die Episoden müssen also über die meiste Zeit hinweg von einem Dritten beobachtet worden sein. Wesentlich ist zudem das Vorliegen einer anterograden Amnesie.
Erlernte Fähigkeiten wie die Orientierung zur Person und die Aufmerksamkeit sind nicht beeinträchtigt, was die Betroffenen eindeutig von Patienten mit Delir unterscheidet. Die Hirnfunktionsstörung beschränkt sich auf die Amnesie, es besteht weder Aphasie noch Apraxie.
Kopfverletzung oder Epilepsie ausschließen
Während der Episoden selbst finden sich keine somatisch-neurologischen Defizite oder Hinweise auf einen epileptischen Anfall, schreibt Dr. Daniel Eschle vom Kantonsspital Uri in Altdorf. Eine Kopfverletzung oder eine aktive Epilepsie müssen als Ursache zuverlässig ausgeschlossen sein.
Für die Praxis sind neben diesen Kriterien noch weitere Punkte diagnostisch richtunggebend: So weisen viele Patienten zusätzlich zur anterograden Amnesie eine gewisse retrograde Gedächtnislücke auf. Begleitsymptome wie Kopfschmerz, Nausea und Vertigo können, müssen aber nicht vorliegen. Die Betroffenen spüren, dass mit ihnen etwas nicht in Ordnung ist. Ihr mangelndes Erinnerungsvermögen realisieren sie aber nicht, weshalb sie immer wieder die gleichen Fragen stellen. Im Vorfeld der Erinnerungsstörung lässt sich oft ein emotionales Stressereignis finden, etwa der Tod eines Angehörigen.
Die amnestischen Episoden halten meist mehrere Stunden, aber weniger als einen Tag lang an. Bei kurzen Phasen (< 60 Minuten) oder jüngeren Patienten (< 40 Jahre) rät der Schweizer Neurologe, andere Ursachen in Betracht zu ziehen. Im (seltenen) Fall wiederholter Episoden vorübergehender Amnesie sollte eine transiente epileptische Amnesie (TEA) als wichtige Differenzialdiagnose ausgeschlossen werden (s. Kasten).
Epileptisch oder global?
Das Standard-EEG ist nach Schlafentzug sensitiver
Der Nachweis, dass sich hinter einer vermeintlichen TGA kein Anfallsleiden verbirgt, ist ungleich schwieriger zu führen, schreibt Dr. Eschle. Das tagsüber abgeleitete Standard-EEG hat zwar eine hohe diagnostische Spezifität, weshalb bei einem interiktalen Nachweis typischer Potenziale eine epileptische Genese anzunehmen ist. Aufgrund der geringen Sensitivität schließt aber das Fehlen derartiger Veränderungen eine transiente epileptische Amnesie nicht aus. Deutlich sensitiver hingegen ist ein Standard-EEG nach Schlafentzug, so der Neurologe. Das Langzeit-EEG eignet sich für Patienten mit bereits bekannter Gedächtnisstörung, die in MRT und Standardableitung keine Veränderungen aufweisen. Diese Konstellation spricht dafür, dass es sich bei der vermeintlichen TGA eher um eine transiente epileptische Amnesie handelt. Bei dieser ist das Erinnerungsvermögen oft dauerhaft beeinträchtigt. Als Ursache dieser Gedächtnisstörung werden schlafgebundene Anfälle vermutet, die die nächtliche Konsolidierung des Gedächtnisses behindern. Sie lassen sich mit dem Langzeit-EEG wesentlich besser erfassen als mit der Standardvariante.Quelle: Eschle D. J Neurol Neurochir Psychiatr 2021; 22: 59-66
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