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Lymeborreliose: Erschwert eine Immuntherapie den Nachweis?
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Die Lymeborreliose hat normalerweise eine ausgesprochen gute Prognose. Chronische antibiotikarefraktäre Verläufe oder Defektheilungen treten nur selten auf, versicherte Professor Dr. Andreas Krause vom Immanuel Krankenhaus in Berlin. Auch die Befürchtung, Borrelieninfektionen könnten das Risiko für neuropsychiatrische Erkrankungen (Demenz, Parkinson, Epilepsie etc.) erhöhen, konnte inzwischen widerlegt werden. Allerdings kommt es im ersten Jahr nach einer Neuroborreliose vermehrt zu epileptischen Anfällen oder einem Guillain-Barré-Syndrom (0,4 % vs. 0,1 % bzw. 0,5 % vs. 0 %). Unter immunmodulierenden Therapien muss man jedoch mit einem erheblich veränderten Symptombild rechnen, wie Prof. Krause an einem typischen Fallbeispiel erläuterte.
Histologie bestätigt Verdachtsdiagnose
Ein 71-jähriger Patient mit rheumatoider Arthritis, der erfolgreich mit Rituximab behandelt wird, klagt nach seinem Sommer-Ostseeurlaub über rezidivierendes Fieber, Inappetenz und Gewichtsverlust. Bei der körperlichen Untersuchung werden multiple ringförmige Erytheme an Stamm, Ober- und Unterarmen und Oberschenkeln entdeckt, die sich bis zu 10 cm ausdehnen, aber aufgrund der Urlaubsbräune nur schwer zu erkennen sind.
Die Borrelien-Serologie ist negativ, aber die Histologie bestätigt die Verdachtsdiagnose eines multilokulären Erythema migrans. Unter einer dreiwöchigen Therapie mit Doxycyclin (200 mg/d) verschwinden Fieber und Hauterscheinungen. Aber die Immunantwort bleibt abgeschwächt, IgM-Antikörper lassen sich in geringer Menge nachweisen, nicht jedoch IgG.
Borrelien-DNA im Liquor gefunden
Eine weitere Patientin, die wegen eines B-Zell-Lymphoms Rituximab erhielt, entwickelte nach diversen Zeckenstichen klassische Symptome einer Neuroborreliose (ohne Erythema migrans). Auch sie bildete keine Antikörper, aber aus dem Liquor gelang der PCR-Nachweis spezifischer DNA. Außerdem bewirkte eine dreiwöchige Behandlung mit Ceftriaxon eine dramatische Besserung – bei anhaltend negativer Serologie.
Auch in einer Studie zum Erythema migrans zeigten die mit Rituximab behandelten Teilnehmer seltener eine positive Serologie (29 % vs. 65 %) und häufiger eine disseminierte Erkrankung (43 % vs. 8 %). Unter einer Antibiotikatherapie verheilte diese jedoch ohne Residuen. Möglicherweise beeinflussen auch TNF-Inhibitoren den Verlauf einer Lymeborreliose. In einer kleinen Studie entwickelten 19 % der so behandelten Probanden einen disseminierten Verlauf, in der Kontrollgruppe dagegen keiner. Außerdem schlug die erste Antibiotikatherapie häufiger fehl, eine erneute Behandlung führte aber zur Ausheilung.
Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2020 – virtuell
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