Magenkrebs: Singuläre Metastasen resezieren?

Manuela Arand

Eine deutsche Studie soll Erkenntnisse zum fortgeschrittenen Magenkrebs liefern. Eine deutsche Studie soll Erkenntnisse zum fortgeschrittenen Magenkrebs liefern. © Giovanni Cancemi – stock.adobe.com

Welche Patienten mit Einzelmetastasen eines Magenkarzinoms länger leben, wenn zusätzlich zur Chemotherapie eine Resektion erfolgt, wird intensiv diskutiert. Die deutsche Studie RENAISSANCE/FLOT5 soll Klarheit schaffen.

In westlichen Ländern befinden sich etwa 70 % der Patienten mit frisch diagnostiziertem Adenokarzinom des Magens in einem fortgeschrittenen Stadium. Für die Betroffenen verbessert die palliative Chemo die Lebensqualität und verlängert das mediane Überleben in der Erstlinie um etwa ein Jahr und in der Zweitlinie um weitere Monate.

„Aber man muss sich fragen: Gibt es eine Klientel, die von effektiver Systemtherapie in Kombination mit Chirurgie zusätzlich profitiert?“, so Privatdozent Dr. Thorsten Götze, Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Ziel ist, durch Reduzieren der Metastasenlast das Leben weiter zu verlängern oder sogar – in Einzelfällen – die Krankheit zu heilen.

Wenn im Stadium IV mit über die Palliation hinausgehender Indikation reseziert werden soll, muss in jedem Einzelfall sorgfältig abgewogen werden, ob das sinnvoll ist: Geht Lebensverlängerung auf Kosten der Lebensqualität? Wie hoch ist das Risiko, dass postoperative Komplikationen die Chancen auf adjuvante Systemtherapien verbauen? Die Entscheidung wird bei einem Patienten mit einem kleinen singulären Leberherd anders ausfallen als bei einem, bei dem die Metastase diffus gewachsen ist und bereits große Teile der Leber einnimmt.

Die Ende 2019 veröffentlichte S3-Leitlinie Magenkarzinom formuliert es ganz klar: Bei limitierter Metastasierung sollte eine Resektion von Primärtumor und Metastase außerhalb von Studien unterbleiben. Einzelne, erst bei Resektion des Primarius entdeckte Metastasen können entfernt werden, sofern eine R0-Resektion machbar erscheint. Evidenzbasiert ist diese Empfehlung nicht, aber sie stützt sich auf einen breiten Konsens. Drei Faktoren müssen zusammenkommen, damit ein Erfolg wahrscheinlich erscheint: minimale Metastasierung plus gute individuelle Prognose plus gute Remission aufgrund intensiver systemischer Vortherapie.

Sequenztherapie wird in Studie untersucht

In der aktuellen Phase-3-Studie RENAISSANCE/FLOT5 soll geprüft werden, ob sich das Überleben von Patienten mit limitiertem metastasiertem Magenkarzinom durch sequenzielle Therapie – vier Zyklen FLOT*, dann Resektion der Metastase, dann weitere vier Zyklen FLOT – im Vergleich zu zwölf Zyklen Chemo verlängern lässt. Geplant ist, 276 Patienten einzuschließen, mindestens 150 fehlen derzeit noch.

Es lohnt sich, Betroffene für die Studie anzumelden, so Dr. Götze: „Entweder die Chirurgie schneidet positiv ab, dann haben wir einen neuen Standard. Oder sie ist negativ, dann brauchen wir die Patienten nach der Primärresektion außer bei Komplikationen nicht mehr anzufassen.“ 

* 5-Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin, Docetaxel

Quelle: Deutscher Krebskongress 2020

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Eine deutsche Studie soll Erkenntnisse zum fortgeschrittenen Magenkrebs liefern. Eine deutsche Studie soll Erkenntnisse zum fortgeschrittenen Magenkrebs liefern. © Giovanni Cancemi – stock.adobe.com