Monatliche subkutane Injektion verringert Blutungsereignisse signifikant

ASH 2021 Dr. Miriam Sonnet

Spontane und Gelenkblutungen gab es im Studienzeitraum nicht mehr. Spontane und Gelenkblutungen gab es im Studienzeitraum nicht mehr. © iStock/matejmo

RNA-basierte Technologien sind im Trend – so auch bei der Behandlung der Hämophilie A und B. Durch die monatliche subkutane Injektion von Fitusiran, einer neuen siRNA-basierten Substanz, verringerten sich in der Phase-3-Studie ATLAS-INH Blutungsereignisse signifikant im Vergleich zur Bedarfstherapie. Gleichzeitig berichteten die Teilnehmer über eine verbesserte Lebensqualität.

Rund 25 % der Hämophilie-Patienten mit schwerem Verlauf entwickeln Antikörper gegen Faktor VIII oder XI, wenn sie mit Faktorkonzentraten behandelt werden. Alternative Therapien wie Bypasspräparate können Blutungen nicht effektiv verhindern, konstatierte Prof. Dr. Ingrid Pabinger von der Medizinischen Universität Wien. Der bispezifische Antikörper Emicizumab sei zwar wirksam, allerdings komme er für Betroffene mit Hämophilie B nicht infrage; auch fehlten randomisierte kontrollierte Studien, in der die Substanz mit dem Standard-of-Care verglichen wird.

siRNA soll für Balance der Hämostase sorgen

Fitusiran könnte sich als neue Option für die Erkrankten anbieten. Dabei handelt es sich um eine siRNA-basierte Therapie, die die Balance der Hämostase wiederherstellt, indem sie das inhibitorische Potenzial des hämostatischen Systems verringert (s. Kasten). Prof. Dr. Guy Young vom Children´s Hospital Los Angeles stellte die Phase-3-Studie ATLAS-INH vor, in der 57 Patienten mit Hämophilie A oder B und Inhibitoren 2:1 randomisiert einmal monatlich 80 mg Fitusiran für neun Monate erhielten oder ihre Bedarfstherapie mit Bypasspräparaten fortsetzten. Als primären Endpunkt definierten die Wissenschaftler die jährliche Blutungsrate (ABR); sekundäre Endpunkte umfassten u.a. spontane und Gelenkblutungen, die Lebensqualität sowie die Sicherheit.

Funktionsweise von Fitusiran

Fitusiran ist eine subkutane siRNA-Therapie, die mit Antithrombin interferiert und dessen Konzentration verringert. Dadurch kann ausreichend Thrombin hergestellt werden, um die Hämostase wieder in Balance zu bringen. Geeignet ist die Substanz für Patienten mit Hämophilie A und B mit oder ohne Inhibitoren.

Im Vergleich zur Bedarfsbehandlung verringerte sich die mediane ABR mit Fitusiran von 16,8 auf 0. „Dies ist nicht nur ein statistisch signifikantes, sondern auch ein klinisch relevantes Ergebnis“, kommentierte Prof. Young. Sowohl Personen mit Hämophilie A als auch solche mit Hämophilie B profitierten (mediane ABR 0 bzw. 1,7). Im Prüfarm wiesen 65,8 % der Betroffenen keine Blutungen auf, die eine Therapie erforderten. In der Kontrollgruppe erreichten 5,3 % dieses Ergebnis.

Keine spontanen oder Gelenkblutungen mehr

Auch hinsichtlich der sekundären Endpunkte konnte Fitusiran punkten: Spontane und Gelenkblutungen gab es damit im Studienzeitraum nicht mehr, unter der Bedarfsbehandlung betrug die mediane ABR für diese Ereignisse 13,4 % und 11,7 %. Gleichzeitig berichteten die Teilnehmer im Prüfarm über eine bessere Lebensqualität. Der Gesamtscore verringerte sich im Mittel um 14,85 Punkte, der Physical Health Score um 28,72 Punkte. Dabei sei eine Reduktion von mehr als 10 Punkten relevant, erläuterte der Referent. Unter Fitusiran traten mit 92,7 % vs. 57,9 % mehr behandlungsbedingte Nebenwirkungen auf als in der Kontrolle. Solche von besonderem Interesse gab es in 26,8 % vs. 0 % der Fälle. Diese umfassten Erhöhungen der Transaminasen (12,2 %), Alanin-Aminotransferasen (9,8 %) und Leberenzyme (2,4 %) sowie Cholestase (2,4 %). Ein Teilnehmer (2,4 %) erlitt sowohl eine tiefe Venenthrombose, eine subklaviale Venenthrombose als auch eine Thrombophlebitis superficialis. Ein weiterer entwickelte eine Thrombose. Die Nebenwirkungen seien jedoch nicht unerwartet und sie waren bereits in den entsprechenden Phase-1- und -2-Studien aufgetreten, merkte Prof. Young an.

Quelle:
Young G et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 4 & Plenary Scientific Session
2021 ASH Annual Meeting

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Spontane und Gelenkblutungen gab es im Studienzeitraum nicht mehr. Spontane und Gelenkblutungen gab es im Studienzeitraum nicht mehr. © iStock/matejmo