Individuell dank MRD

ASH 2021 Josef Gulden

Die minimale Resterkrankung eignet sich bei CLL als Prognosefaktor und unterstützt die Individualisierung der Therapie. Die minimale Resterkrankung eignet sich bei CLL als Prognosefaktor und unterstützt die Individualisierung der Therapie. © crevis – stock.adobe.com

Die Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie fokussiert sich zunehmend auf orale, zielgerichtete Medikamente. Sowohl zur Prognosestellung als auch zur Therapiesteuerung wird dabei auf die minimale Resterkrankung gesetzt, zu der es eine Reihe von neuen Daten gibt.

Die minimale Resterkrankung hat sich als Prognosefaktor für das progressionsfreie Überleben bei CLL-Patienten nach Chemoimmuntherapie oder nach einer zeitlich begrenzten Behandlung mit Venetoclax und einem CD20-Antikörper bereits etabliert. Ob dies auch für die Kombination aus Venetoclax und dem BTK-Inhibitor Ibrutinib gilt, wurde in der Phase-3-Studie GLOW untersucht, berichtete Dr. Tahla Munir vom The Leeds Teaching Hospital.1 Darin hatten die Autoren 211 unbehandelte ältere bzw. unfitte CLL-Erkrankte zu Ibrutinib/Venetoclax oder Chlorambucil/Obinutuzumab randomisiert. Die Forscher quantifizierten die MRD drei Monate nach Ende der Therapie.

Eine MRD-Negativität, d.h. eine Konzentration von < 10-5, erreichten mit 40,6 % vs. 7,6 % fünfmal mehr Teilnehmer aus Prüfarm vs. Kontrolle. Bei Betroffenen mit unmutiertem IGHV war die Differenz mit 45,5 % vs. 5,6 % noch ausgeprägter. 80,4 % der Patienten, die drei Monate nach Therapieende MRD-negativ waren, wiesen diesen Status unter Ibrutinib + Venetoclax auch nach einem Jahr noch auf, in der Kontrollgruppe erreichten 26,3 % dieses Ergebnis. Das PFS während der ersten zwölf Monate nach Behandlungsende betrug im experimentellen Arm unabhängig vom MRD-Status über 90 %. In der Kontrolle war das nur für die MRD-negativen Personen der Fall, während etwa zwei Drittel der MRD-positiven Teilnehmer nach einem Jahr progredient wurden. 

Therapie anhand der MRD ausrichten

Da der MRD-Status nach Ende der Behandlung die Prognose von Patienten unter venetoclaxbasierten Strategien gut vorhersagen kann, könnte sich die Therapie anhand dieses Parameters individualisieren lassen. Das prüften die Autoren der randomisierten niederländisch-skandinavischen Phase-2-Studie VISION HO141, für die Prof. Dr. Carsten Utoft ­Niemann von der Universität Kopenhagen die ersten Daten vorstellte.2

225 CLL-Erkrankte hatten darin 15 Zyklen Ibrutinib/Venetoclax erhalten. Wer danach in peripherem Blut und Knochenmark noch MRD aufwies, wurde weiter mit Ibrutinib behandelt. Die Autoren randomisierten diejenigen 36 %, die einen MRD-Abfall auf unter 10-4 erreicht hatten, im Verhältnis 1:2 entweder weiter Ibrutinib zur Erhaltung (A) oder keine weitere Therapie mehr zu bekommen (B). Teilnehmer, die in Arm B wieder MRD-positiv wurden, konnten abermals Ibrutinib/Venetoclax erhalten.

Die GLOW-Primäranalyse

Venetoclax und Ibrutinib wirken komplementär und können zeitlich begrenzt sowie oral gegeben werden. In der Primäranalyse der GLOW-Studie erwies sich die duale Behandlung in der ersten Linie von älteren bzw. unfitten CLL-Patienten der Kombination aus Chlorambucil und Obinutuzumab überlegen: Das Risiko für Progression oder Tod verringerte sich um beinahe 80 % (HR 0,216; p < 0,0001).

98 % der Personen ohne weitere Behandlung (Arm B) waren nach einem Jahr noch progressionsfrei; von den MRD-negativen Patienten – egal ob sie eine Ibrutinib-Erhaltung bekamen oder nur beobachtet wurden – behielten etwa drei Viertel auch ein Jahr nach Ende der Induktion diesen Status bei (75 % bzw. 71 %). Das Weglassen der Therapie wirkte sich gleichzeitig günstig auf die Sicherheit aus: Während Betroffene, die die Substanz absetzten, keinerlei kardiovaskuläre Nebenwirkungen erlitten, traten diese unter der Ibrutinib-Erhaltung auf: 3 % der Teilnehmer entwickelten ein Vorhofflimmern, 7 % einen Hypertonus und 9 % Blutungsereignisse vom Grad 2/3. Man erspart den Patienten also die Nebenwirkungen einer fortgesetzten BTK-Inhibitor-Gabe, ohne damit eine klinische Progression zu riskieren, so Prof. Niemann; ein eventueller erneuter Anstieg der MRD lässt sich mit einer Wiederaufnahme der zielgerichteten Behandlung auffangen.

Quellen:
1. Munir T et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 70
2. Niemann CU et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 69
2021 ASH Annual Meeting

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Die minimale Resterkrankung eignet sich bei CLL als Prognosefaktor und unterstützt die Individualisierung der Therapie. Die minimale Resterkrankung eignet sich bei CLL als Prognosefaktor und unterstützt die Individualisierung der Therapie. © crevis – stock.adobe.com