„Ergebnisse sprechen für biomarkergestützte Herangehensweise“

ASH 2021 Dr. Miriam Sonnet

Schon die erste Analyse ergab ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben. Schon die erste Analyse ergab ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben. © iStock/OGphoto

Die Dreifachkombination aus Venetoclax, Bortezomib und Dexamethason scheint sich für rezidivierte/refraktäre Patienten mit Multiplem Myelom zu eignen. In der Phase-3-Studie BELLINI verlängerte sich dadurch das progressionsfreie Überleben im Vergleich zu Bortezomib + Dexamethason. Besonders profitierten Personen mit t(11;14) und hoher BCL2-Expression.

Verlängerte Progressionsfreiheit, häufigeres und tieferes Ansprechen: Das Trio Venetoclax/Bortezomib/Dexamethason scheint sich für rezidivierte/refraktäre Patienten mit Multiplem Myelom zu eignen. Die finale Auswertung der Phase-3-Studie BELLINI untermauert diesen Benefit.

Venetoclax, ein hochselektiver BCL2-Inhibitor, führt in Myelomzellen zur Apoptose. Zusammen mit Bortezomib und Dexamethason zeigte die Therapie eine Aktivität bei rezidivierten/refraktären Patienten mit Multiplem Myelom, weshalb die Kombination in der Phase-3-Studie BELLINI geprüft wurde.

Studiendesign

In BELLINI waren 291 rezidivierte/refraktäre Myelompatienten eingeschlossen, die zuvor zwischen einer und drei Therapielinien erhalten hatten und keine Refraktärität gegenüber Proteasominhibitoren aufwiesen. Sie erhielten 2:1 randomisiert Bortezomib + Dexamethason mit Venetoclax oder Placebo.

Schon die erste Analyse ergab ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben (HR 0,63), wenn die Erkrankten zusätzliches Venetoclax erhielten, berichtete Prof. Dr. ­Shaji Kumar von der Mayo Clinic in Rochester, Minnesota. Allerdings beobachteten die Kollegen eine erhöhte Mortalität im Prüfarm, vor allem bei Personen ohne Translokation t(11;14). Subgruppenanalysen ergaben, dass Betroffene mit t(11;14) oder hoher BCL2-Expression besonders von Venetoclax profitierten.

Progressionsfreiheit um ein Jahr verlängert

Der Referent präsentierte nun ein Update der Studie nach einem medianen Follow-up von 45,6 Monaten.Die aktuellen Daten bestätigen die Ergebnisse der ersten Analyse. Mit 23,4 Monaten vs. 11,4 Monate war das mediane PFS in der Interventionsgruppe signifikant länger als in der Kontrolle (HR 0,58). Hinsichtlich des Gesamtüberlebens gab es keinen signifikanten Unterschied. Die Todesfälle seien hauptsächlich früh beobachtet worden und nach dem längeren Follow-up näherten sich die Überlebenskurven an, so der Referent. Mit Venetoclax erhöhte sich die Gesamtansprechrate von 70 % auf 84 % (p = 0,0126). Auch war das Ansprechen im Prüfarm tiefer, betonte Prof. Kumar.

Kein Benefit für Betroffene mit t(4;14)

Der PFS-Vorteil ließ sich in den meisten Subgruppen beobachten; besonders Patienten mit t(11;14) und hoher BCL2-Expression profitierten, wohingegen Personen mit t(4;14) keinen Vorteil von zusätzlichem Venetoclax hatten. Das mediane PFS von Teilnehmern mit t(11;14) betrug 36,8 Monate in der Interventionsgruppe und 9,3 Monate unter Placebo/Bortezomib/Dexamethason (HR 0,12). Das mediane OS wurde in dieser Subgruppe bisher in keinem der beiden Studienarme erreicht. Mit 30,1 Monaten vs. 9,9 Monate lebten auch Erkrankte mit hoher BCL2-Expression in der Prüfgruppe signifikant länger ohne Progress als in der Kontrolle (HR 0,37). Hinsichtlich des OS gab es wiederum keinen Unterschied. Der PFS-Vorteil dieser zwei Subgruppen war zudem unabhängig vom zytogenetischen Risikostatus, erläuterte der Referent.

Vor allem hämatologische Nebeneffekte und Diarrhö

Das Sicherheitsprofil ähnelte sich in den beiden Armen. Am häufigsten litten die Teilnehmer unter Diarrhö (60 % vs. 50 %), Nausea (38 % vs. 23 %) und Verstopfung (35 % vs. 31 %). Die häufigsten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4 umfassten Thrombozytopenien, Neutropenien, Pneumonien, Anämien und Diarrhö. Zusätzliche therapiebedingte Todesfälle wurden in diesem Update nicht beobachtet. Diese finalen Ergebnisse der BELLINI-Studie unterstützen somit eine biomarkergestützte He­rangehensweise für die Therapie mit Venetoclax, resümierte Prof. Kumar.

Quelle:
Kumar S et al. 2021 ASH Annual Meeting; Abstract 84 & Session 653

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Schon die erste Analyse ergab ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben. Schon die erste Analyse ergab ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben. © iStock/OGphoto