Hämophilie bald per Gentherapie heilen?

Dr. Barbara Kreutzkamp

Für die Hämophilie liegen jetzt Langzeitergebnisse aus der Gentherapie vor. Für die Hämophilie liegen jetzt Langzeitergebnisse aus der Gentherapie vor. © iStock/Giang Nguyen

Die einmalige Injektion einer Faktor VIII-Gensequenz, verpackt in eine Virushülle, vermindert die Blutungsrate bei Hämophilie-A-Patienten deutlich und langanhaltend. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden in der Kohorte während der ersten drei Jahre nicht beobachtet.

Die Gentherapie wird bei einigen monogenetisch bedingten Erkrankungen getestet. Langzeitergebnisse über bis zu drei Jahre liegen jetzt für die Hämophilie vor. 15 erwachsenen, schwer erkrankten Patienten war einmalig in verschiedenen Dosierungen das Therapeutikum AAV5-hFVIII-SQ injiziert worden, eine in die Hüllen von adenoassoziierten Viren (AAV) eingepackte transgene Faktor-VIII-Ersatz-DNA.

Es gelang, das Genpaket über den viralen Vektor an seinen Zielort zu bringen, die Zellkerne der mit dem AAV-Rezeptor bestückten Hepatozyten. Dort etablierte sich die DNA bei 13 Patienten als eigenständiges zirkuläres Element und versetzte die Zellen in die Lage, Faktor VIII zu produzieren.

Das klinische Ergebnis beeindruckte: Innerhalb von sechs Monaten ging die Zahl der Blutungsereignisse bei diesen Patienten deutlich zurück. Sieben Teilnehmer, die eine hohe Vektor-DNA-Dosis erhalten hatten, konnten sogar ganz auf Faktor-VIII-Substitutionen verzichten. Dieser Effekt hielt zumindest bis zum Berichtszeitpunkt an.

Bis jetzt blieb die Antikörperbildung aus

Erfreulich auch die Langzeitverträglichkeit: Die ALT-Anstiege waren transient und eher leicht, Leberdysfunktionen traten nicht auf. Das AAV-Kapsid wurde komplett abgebaut. Auch befürchtete Immunreaktionen bzw. Antikörperbildungen gegen das Viruskapseleiweiß bzw. Faktor VIII sowie Thrombosen blieben aus.

Die Daten dürften die AAV-Gentherapie insgesamt weiterbringen. Forschungsbedarf besteht derzeit noch hinsichtlich der molekularbiologischen Vorgänge in den Hepatozyten nach der Geninjektion und der Suche nach Patientenmerkmalen, mit denen sich Effektivität und mögliche Gefahren der Therapie besser vorhersagen lassen.

Quelle: Pasi KJ et al. N Engl J Med 2020; 382: 29-40; DOI: 10.1056/NEJMoa1908490

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