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Morbus Basedow: Medikamentös behandeln mit Thionamiden?

Die Prävalenz des Morbus Basedow liegt bei 1 bis 1,5 %. Genetische Prädisposition sowie Umweltfaktoren wie hohe Jodaufnahme und Rauchen erhöhen das Erkrankungsrisiko. Hervorgerufen wird die Autoimmunthyreopathie Typ Basedow direkt durch Thyrotropin-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Diese blockieren die TSH-Rezeptoren und führen zu einer gesteigerten Hormonproduktion und -freisetzung, einer Thyrozytenproliferation und einer Vergrößerung der Schilddrüse. Außerdem induzieren die Autoantikörper oxidativen Stress.
Durch die TRAK-Serologie lässt sich der Morbus Basedow gut und schnell diagnostizieren, schreibt Professor Dr. George Kahaly von der Medizinischen Fakultät der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Konventionelle Immunoassays weisen zwar eine hohe Sensitivität und Spezifität in der Detektion der Autoantikörper auf, sagen aber nichts über deren Funktionalität aus. Letztere lässt sich nur mit zellbasierten Bioassays erfassen, da diese erlauben, zwischen blockierenden und stimulierenden Antikörpern zu unterscheiden.
Sono plus Serologie sichern die Diagnose
Als sensitives bildgebendes Verfahren unterstützt eine Schilddrüsensono die Serologie. Beide zusammen genügen in den meisten Fällen, um die Basedow-Diagnose zu sichern. Eine Radionuklid-Szintigraphie braucht es nur, wenn große Schilddrüsenknoten vorhanden sind oder eine Radiojodtherapie erfolgen soll. Denn es stehen gleich drei wirksame Therapien zur Wahl: Thyreostatika, Thyreoidektomie oder Radiojodtherapie. In den Entscheidungsprozess muss der Patient nach eingehender Aufklärung über Nutzen und Risiken unbedingt einbezogen werden, betont Prof. Kahaly.
Das Herz leidet mit
Propylthiouracil ist weniger plazentagängig
Bevorzugt behandelt man einen neu diagnostizierten Basedow für 12–18 Monate mit Thionamiden, primär Thiamazol. Carbimazol und vor allem Propylthiouracil weisen eine schwächere Wirkung auf. Gerade bei Schwangeren muss man aber vorsichtig therapieren, falls vor der Schwangerschaft keine Euthyreose erreicht werden konnte und kein Pausieren der Therapie möglich ist: So sollte z.B. im ersten Drittel das weniger plazentagängige Propylthiouracil dem Thiamazol vorgezogen und ab dem zweiten Trimenon wegen der Hepatoxizität wieder zurück gewechselt werden. Ein engmaschiges Monitoring ist in jedem Fall obligat. Thionamide hemmen die Jod-Organifikation, reduzieren Zahl und Aktivität von intrathyreoidalen T-Zellen und die Bildung reaktiver Sauerstoff-Spezies. Therapiert wird bis sich die Schilddrüsenhormone normalisieren (Euthyreose) und der Autoantikörpertest negativ ausfällt, ggf. mit einer einjährigen Weiterführung und erneutem Test. Persistieren TRAK-Titer oder die Hyperthyreose trotz Therapie über 18 Monate oder tritt nach Abschluss der Thyreostatika-Therapie ein Rezidiv auf, kann eine Radiojod-Therapie oder totale Thyreoidektomie erwogen werden. Für die Thyreoidektomie sollte man den Patienten an einen mit der Schilddrüse erfahrenen Chirurgen überweisen, um das Komplikationsrisiko zu minimieren. Der Eingriff eignet sich u.a. bei aktiver Orbitopathie (siehe Kasten), Schwangeren (2. Trimester), und wenn ein Krebsverdacht besteht.Maßnahmen gegen endokrine Orbitopathie
Quelle: Kahaly GJ. J Clin Endocrinol Metabol 2020; 105: dgaa646; DOI: 10.1210/clinem/dgaa646
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