
Mykose inkognito unterwegs

Mit ihren typischen ringförmigen, schuppenden Läsionen, die in der Mitte abblassen und meist erheblich jucken, kann man die Tinea corporis in der Regel einfach diagnostizieren. Nicht so, wenn sich ein Patient eigenmächtig mit topischen Kortikoiden oder steroidhaltigen Pilzcremes behandelt. Diese sind vor allem in vielen Entwicklungsländern rezeptfrei erhältlich, warnt der Dermatologe Shyam Verma von der Nirvan Skin Clinic in Vadodara, Indien.
Oft bizarre Formen mit enormer Ausdehnung
Denn eine solche Lokaltherapie verfälscht den pilztypischen Hautbefund teilweise erheblich. Steroide dämpfen den Pruritus und lassen die Rötung verblassen, sie eliminieren jedoch nicht die auslösenden Dermatophyten. Deshalb kommt es nach anfänglicher Symptomlinderung zu einer weiteren Ausbreitung der Tinea mit verändertem Bild.
Die Hautveränderungen verlieren ihren charakteristischen erythematösen Randsaum und entwickeln oft bizarre Formen mit enormer Ausdehnung. Typisch ist ein Wechsel zwischen aktiver Entzündung und Remission, jedoch erscheint dann statt der üblichen Abheilung im Zentrum ein eher ekzematöses Bild.
Ein besonderes Problem: Die steroidmodifizierte Pilzinfektion kann die verschiedensten Hauterkrankungen imitieren, von diversen Ekzemformen (atopisch, seborrhoisch, allergisch etc.) bis zu Rosazea und Psoriasis. Und sie wird deswegen nicht selten diagnostisch falsch eingestuft (Tinea incognito).
Neben Zeichen der Mykose und möglichen Eintrittspforten sollte man bei Selbstbehandlern auch nach Hinweisen für einen übermäßigen Steroidgebrauch fahnden, rät der Autor. Dazu zählen z.B. Striae, Teleangiektasien, Hypertrichose, Folliculitis und akneähnliche Läsionen.
Die Diagnose Tinea gelingt ggf. schon durch den mikroskopischen Nachweis von Hyphen und Sporen, eventuell wird zusätzlich eine Pilzkultur erforderlich. Die Therapie erfolgt mit oralen oder topischen Antimykotika, die gegen Dermatophyten wirken. Mit Kortison vorbehandelte Patienten benötigen evtl. eine höhere Dosierung oder mehr Zeit für die Behandlung.
Antimykotika ruhig großzügig auftragen
Topische Antimykotika gehören großzügig aufgetragen (1 cm über den Rand der Effloreszenzen hinaus). Steroidhaltige Präparate sind tabu. Die Behandlung sollte mindes-tens zwei Wochen nach der kompletten Abheilung fortgesetzt werden. 14 Tage nach Beginn empfiehlt sich eine Kontrolle des Befundes und bei mangelnder Besserung eine dermatologische Vorstellung.
Quelle: Verma S. BMJ 2017; online first
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