Neuer Score für schweres Asthma

Manuela Arand

Unter Patienten mit Asthma bronchiale gibt es eine Niedrigrisikogruppe, bei der man die Steroiddosis reduzieren kann, ohne die Asthmakontrolle zu gefährden. Unter Patienten mit Asthma bronchiale gibt es eine Niedrigrisikogruppe, bei der man die Steroiddosis reduzieren kann, ohne die Asthmakontrolle zu gefährden. © iStock/Branimir76

Ein Panel von Biomarkern hilft, bei schwerem Asthma solide Therapieentscheidungen zu fällen. Mit ihnen gelingt die Asthmakontrolle ebenso gut wie mit einer anhand von Symptomen und Risiko gesteuerten Therapie. Aber der Steroidverbrauch sinkt.

Unter den Patienten mit schwerem Asthma bronchiale gibt es eine Niedrigrisikogruppe, die sich mithilfe eines Scores aus Biomarkern herausfiltern lässt. Bei ihnen kann man die Steroiddosis reduzieren, ohne die Asthmakontrolle zu gefährden. Schon vor ein paar Jahren hatte ein Team um Professor Dr. Liam Heaney von der Queen’s University Belfast diese Subgruppe identifiziert und als relevante Biomarker neben der Eosinophilenzahl das exhalierte NO (FeNO) und Periostin benannt – ein Protein, das in der pneumologischen klinischen Routine bisher nur selten bestimmt wird.

In einer Studie, die parallel zum virtuellen ERS-Kongress veröffentlicht wurde, haben die Forscher untersucht, wie der Score im Vergleich zur üblichen Strategie abschneidet, bei der die Steroiddosis anhand der Symptome und des Exazerbationsrisikos festgelegt wird. Teil nahmen 301 Patienten mit Asthma der GINA-Therapiestufen 4 und 5 und hoch dosierter inhalativer plus/minus oraler Steroidtherapie. Sie wurden im Verhältnis 4:1 zu Biomarkerstrategie oder Standardtherapie randomisiert.

Der Biomarker-Score
012
FeNO (ppb)< 1515 - 30> 30
Eosinophile (Zellen/μl)< 150150 - 300> 300
Periostin (ng/ml)< 4545 - 55> 55

Die Patienten selbst wussten nicht, zu welcher Gruppe sie gehörten. Sie kamen im Studienjahr alle acht Wochen zur Visite. Die Biomarkergruppe erhielt dabei zunächst die Weisung, die Therapie unverändert fortzuführen. Sobald die Ergebnisse der bei jeder Visite gemessenen Biomarker vorlagen, wurde die Behandlung entsprechend dem Standardtherapiealgorithmus angepasst. In der Kontrollgruppe erfolgte dagegen die Therapie- Adjustierung unmittelbar und wurde dann unverändert weitergeführt. Diese Strategie diente dazu, die Verblindung der Teilnehmer aufrechtzuerhalten. Primärer Endpunkt war der Anteil an Patienten, bei denen die Steroiddosis bis Woche 48 gesenkt werden konnte. Dies war bei 28,4 % der Patienten der Biomarkergruppe, aber nur bei 18,5 % derjenigen in der Kontrollgruppe der Fall. Der Unterschied in der Intention-to-Treat-Auswertung erreichte zwar nicht die statistische Signifikanz, wohl aber in der vorab geplanten Per-Protocol(PP)-Analyse, in der der Unterschied auch sehr viel größer ausfiel (30,7 % versus 5 %). Der wichtigste Grund, dass Patienten aus der PP-Analyse fielen, lag darin, dass sie die Therapieanweisungen nicht befolgt und ihre Steroiddosis eigenmächtig gesteigert oder reduziert hatten, berichtete Prof. Heany. „Das war teilweise unerwartet. Aber es ermöglichte uns, zu prüfen, welche Konsequenz es hat, wenn die Patienten Therapievorgaben nicht befolgen.“ So stieg im Biomarkerarm das Exazerbationsrisiko rasch und deutlich bei den nicht-adhärenten Patienten an. Im Kontrollarm war dies dagegen nicht zu beobachten (Hazard Ratio 1,64 bzw. 1,07).

Hochdosistherapie primär vermeiden

Patienten beider Studienarme, die die Dosis ihrer inhalativen Steroide reduzieren konnten, senkten sie gleichermaßen um etwa die Hälfte (1000 µg Beclometason-Äquivalent), ohne dass sich die Asthmakontrolle verschlechterte, sagte Prof. Heaney. Er forderte: „Bevor man zu hohen Steroiddosen greift, sollten prädiktive Biomarker gemessen werden, um die weitere Therapie zu leiten.“ Denn sind die Patienten erst einmal auf einer Hochdosistherapie, kann es schwierig werden, eine biomarkergesteuerte Kortisonreduktion zu erreichen. 

Quelle: European Respiratory Society International Congress (virtuell)

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Unter Patienten mit Asthma bronchiale gibt es eine Niedrigrisikogruppe, bei der man die Steroiddosis reduzieren kann, ohne die Asthmakontrolle zu gefährden. Unter Patienten mit Asthma bronchiale gibt es eine Niedrigrisikogruppe, bei der man die Steroiddosis reduzieren kann, ohne die Asthmakontrolle zu gefährden. © iStock/Branimir76