Neutropenien an den Kragen

Dr. Judith Besseling

Chemotherapie-Patienten müssen vor Neutropenien geschützt werden. Chemotherapie-Patienten müssen vor Neutropenien geschützt werden. © iStock/mphillips007

Schwere Neutropenien aufgrund einer docetaxelbasierten Chemo werden aktuell prophylaktisch mit G-CSF behandelt. Ein Schwachpunkt: Die relativ geringe Wirkung in der ersten Woche. Ein neuartiger Wirkstoff soll aushelfen.

Docetaxelbasierte Chemotherapien führen häufig zu einer schweren Neutropenie. Die Folge: Das Regime muss modifiziert werden, was sich negativ auf die Effektivität auswirken könnte. Leitlinien empfehlen die G-CSF Filgrastim und Pegfilgrastim als Standard-Prophylaxe, um solche Neutropenien möglichst zu verhindern. Ein Schwachpunkt der Präparate ist die relativ geringe Wirkung in der ersten Woche.

Kollegen um Prof. Dr. Douglas W. Blayney vom Stanford Cancer Institute verglichen nun in einer Phase-3-Studie Plinabulin – einen immunmodulierenden mikrotubulibindenden Stoff – mit Pegfilgrastim. Dazu schlossen sie 105 Patienten mit Brust-, Prostata- oder Lungenkrebs in die Untersuchung ein. Die Teilnehmer erhielten 75 mg/m2 Docetaxel an Tag 1 und wurden dann 1:1 randomisiert: 52 Personen bekamen noch am gleichen Tag 40 mg Plinabulin, während die anderen 53 am darauffolgenden Tag 6 mg Pegfilgrastim erhielten.

Wirkung von Plinabulin war früher sichtbar

Der primäre Endpunkt war definiert als die Anzahl von Tagen mit schwerer Neutropenie in Zyklus 1. Wie die Autoren schreiben, wurde dieser mit einer mittleren Differenz von 0,52 Tagen erreicht (98,52%-KI 0,40–0,65), was eine Nicht-Unterlegenheit des neuartigen Wirkstoffs belegte. Die Häufigkeit von Grad-4-Neutropenien im ersten Zyklus unterschied sich dabei nicht signifikant zwischen den Gruppen. Auch schwere Nebenwirkungen traten nicht häufiger auf. Die Wirkung von Plinabulin setzte jedoch früher ein – Grad-4-Neutropenien traten in der ersten Woche des ersten Zyklus seltener auf.

Die Wissenschaftler sehen es als vorteilhaft, dass Plinabulin am gleichen Tag wie die Chemotherapie gegeben wird. So sei ein weiterer Klinikbesuch am Folgetag überflüssig, was Kosten sparen könne. Wie die Studienautoren abschließend erwähnen, testen sie auch eine Kombination von Plinabulin und Pegfilgrastim. So sollen Neutropenien mit der größtmöglichen Effektivität vermieden werden.

Quelle: Blayney DW et al. JAMA Network Open 2022; 5: e2145446; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.45446

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Chemotherapie-Patienten müssen vor Neutropenien geschützt werden. Chemotherapie-Patienten müssen vor Neutropenien geschützt werden. © iStock/mphillips007