Nutzen niedrig dosierter ASS zur Primärprävention hält sich in Grenzen

Dr. Barbara Kreutzkamp

Durch niedrig dosierte ASS gab es zwar 17 % weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch 34 % mehr Blutungen. Durch niedrig dosierte ASS gab es zwar 17 % weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch 34 % mehr Blutungen. © iStock/Moyo Studio

Von niedrigdosierter Acetylsalicylsäure verspricht man sich den Schutz vor Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs. Doch zugleich steigt das Risiko für Blutungen.

Niedrig dosierte Acetyl­salicylsäure (ASS) mit einer Tages­dosis von weniger als 325 mg wird vor allem in der Primär- und Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie zur Krebsprävention eingesetzt. Dabei gerät das Risiko auch für schwere Blutungen unter der vermeintlich sicheren Dosis häufig in Vergessenheit. Das hat eine aktuelle Übersichtsarbeit ergeben.

Andere vorbeugende Maßnahmen nutzen

Die dafür eingesetzte Methode des Umbrella-Reviews dient vor allem der Zusammenfassung von Meta­analysen mittels einer einheitlichen statistischen Auswertung auch unterschiedlicher Endpunkte. Einbezogen in die vorliegende Analyse zu Effekten und Risiken von niedrig dosierter ASS waren 67 Metaanalysen mit insgesamt 156 verschiedenen Endpunkten und einer medianen Teilnehmerzahl pro Metaanalyse von 11 894 Personen. Bei den Arbeiten handelte es sich überwiegend um Beobachtungsstudien.

In der primärpräventiven Anwendung verringerte niedrig dosierte ASS das relative Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 17 %, einschließlich auch schwerer Ereignisse wie Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Auf der anderen Seite steht allerdings ein um 34 % erhöhtes Blutungsrisiko, schreiben die Autoren. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist also notwendig – erst recht angesichts der Tatsache, das noch Statine und Antihypertensiva oder Lebensstiländerungen wie Rauchstopp und Gewichtsreduktion zur Verfügung stehen.

Für einen Nutzen niedrig dosierter ASS in der Primärprävention von Hochrisikopatienten wie z.B. Diabetikern fanden die Wissenschaftler keine eindeutigen Hinweise. Aussagen zu sekundärpräventiven Effekten bei diesen Personen konnten sie anhand der Daten nicht treffen.

Risiko für Prostatakarzinome unter ASS-Einnahme reduziert

In den Metaanalysen zur Krebsprävention fanden sich Hinweise auf positive Effekte beim Prostatakarzinom. Der Nutzen für die Prävention von Kolorektalkarzinomen war nur schwach und zeigt sich möglicherweise erst nach einer sehr langen Beobachtungszeit, schreiben die Autoren.

Bei verschiedenen anderen Endpunkten ließ die dünne Datenlage keine Beurteilung zu. Die mit der niedrig dosierten Acetylsalicylsäure assoziierten Blutungsrisiken vor allem im oberen Gastrointestinaltrakt waren aber über alle Studien hinweg sichtbar, lautet ihre Mahnung. Diese Risiken dürfe man bei einer Empfehlung zur Prävention mittels ASS nicht ausblenden.

Quelle: Veronese N et al. Br J Clin Pharmacol 2020; 86: 1465-1475; DOI: 10.1111/bcp.14310

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Durch niedrig dosierte ASS gab es zwar 17 % weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch 34 % mehr Blutungen. Durch niedrig dosierte ASS gab es zwar 17 % weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch 34 % mehr Blutungen. © iStock/Moyo Studio