P wie Psoriasis und Psyche

Alexandra Simbrich/Dr. Susanne Gallus

Den Depressionen bei Psoriasis liegt ein spezifisches Entzündungsmuster zugrunde. Den Depressionen bei Psoriasis liegt ein spezifisches Entzündungsmuster zugrunde. © picture-waterfall – stock.adobe.com

Lange wurden Depressionen bei Psoriasispatienten als Folge der psychosozialen Belastungen durch die Erkrankung gesehen. Inzwischen zeigt sich, dass das systemische Entzündungsgeschehen eine wichtige Rolle bei der Entstehung depressiver Symptome spielt.

Die entzündlichen Vorgänge bei Psoriasis betreffen Haut, Gelenke und Gefäßsystem. Zu diesen drei Hauptbereichen der chronischen immunvermittelten Erkrankung kommen verschiedene Komorbiditäten, schreiben Prof. Dr. Ulrich­ Mrowietz vom Psoriasis-Zentrum Kiel am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Kollegen. Insgesamt ist das Spektrum der Psoriasis-Begleiter breit, und betreffen z.B.:

  • Herz-Kreislauf-System: Hypertonie, Atherosklerose
  • Stoffwechsel: Dyslipidämie, Typ-2-Diabetes, Insulinresistenz
  • Harnorgane: Nierenerkrankung, Hyperurikämie
  • Haut: Vitiligo, bullöses Pemphigoid
  • Psyche: Depressionen, Ängste
  • Gastro-Intestinalsystem: nichtalkoholische Steatohepatitis (NASH), Morbus Crohn
  • weitere Faktoren wie Schlafapnoe und Osteoporose 

Bluthochdruck und Dyslipidämie zählen zu den häufigsten Begleitern und können u.a. das Herzinfarktrisiko der Betroffenen signifikant erhöhen. Ein besonderes Augenmerk verdient jedoch die Depression, die bis zu jeden fünften Psoriasispatienten betrifft: Von dieser wurde lange angenommen, dass sie als Folge der psychischen Belastung durch die meist gut sichtbare und juckende Erkrankung auftritt. Mittlerweile hat sich das Verständnis über den Zusammenhang zwischen Psoriasis und Depressionen jedoch gewandelt. 

Ausschlaggebend hierfür waren mehrere Studien, denen zufolge dem depressiven Verhalten und den Depressionen bei Psoriasis ein spezifisches neuroinflammatorisches Muster zugrunde liegt, schreiben die Autoren. Bei diesem aktivieren die entzündlichen Zytokine – u.a. IL-23, IL-17, IL-6, IL-8 und TNFα – ein Enzym , das den Serotoninvorläufer Tryptophan zu Kynurenin abbaut. In der Folge kommt es zu einem verminderten Vorkommen von Serotonin im Gehirn sowie zu einem veränderten Kynurenin-Stoffwechsel, dessen Nebenprodukte depressive Symptome fördern. Juckreiz, Schmerz und stark einschränkende Hautläsionen (z.B. Gesicht, Nägel, Anogenitalbereich) verstärken die Depression zusätzlich.

Ein wortwörtlich gewichtiger Risikofaktor für das Entstehen von Depressionen bei Psoriasis ist Adipositas: Diese führt zu einer erhöhten Produktion proinflammatorischer Zytokine wie IL-6 und TNFα sowie Adipokine (u.a. Leptin, Resistin), die über den Blutkreislauf den ganzen Körper erreichen. Die Folge ist ein pro-inflammatorischer Zustand, der wiederum andere entzündliche Erkrankungen verschlimmern kann, insbesondere solche mit einem ähnlichen Entzündungsmuster.

Gleichzeitig bietet dieses Wissen neue therapeutische Ansatzpunkte: Eine alternative Strategie zu Psychotherapie und Antidepressiva besteht in der medikamentösen Entzündungskontrolle, durch die sich auch die Depression verbessern lässt, so Prof. Mrowietz und Kollegen. 

Blockade zentraler Zytokine hilft auch der Psyche

Generell lässt sich sagen, dass die Therapien, die auf die Schlüsselzytokine der Psoriasis abzielen, gute Effekte auf alle Aspekte der Erkrankung erreichen. Dazu gehören die IL-17-Inhibitoren, die IL23-Inhibitoren und die TNF-a-Blocker. Positive Studiendaten explizit hinsichtlich der Verbesserung von depressiven Symptomen gibt es z.B. für Secukinumab, Ixekizumab, Risankizumab, und Guselkumab. 

In einer weiteren Arbeit, die ausschließlich die depressiven Symptome betrachtete, zeigten auch die IL-6-Inhibitoren Sirukumab und Siltuximab (Cave: paradoxe Arzneimittelreaktionen!) sowie Usetekinumab, Infliximab und Golimumab und der Anti-CD20-Antikörper Ofatumumab einen positiven Effekt. Daten, wie sich die konventionellen Antipsoriatika diesbezüglich auswirken fehlen bislang.

Im Rahmen der klinischen Entwicklung fand man bei Acitretin, Apremilast und Brodalumab Hinweise auf eine Assoziation mit depressiven Symptomen. Daher raten die Autoren vor ihrem Einsatz evtl. mit dem behandelnden Psychologen/Psychiater Rücksprache zu halten, sollte eine Depression des Patienten anamnestisch bekannt sein. Die Psoriasis-Erkrankung braucht durch die vielschichtigen Komorbiditäten ein ganzheitliches Management, fordern Prof. Mrowietz und Kollegen. Nach wie vor gelte: Jeder Psoriasis-Patient sollte stets auch auf Depressionen gescreent werden. 

Quelle: Mrowietz U et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; 37: 1731–1738;  DOI: 10.1111/jdv.19192

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